Club-Konzerte können sehr vieles sein. Auf der einen Seite können diese intimeren Shows nur so vor Energie strotzen, während der Schweiß von der Decke tropft. Auf der anderen Seite können kleine Konzerte jedoch auch schrecklich unspektakulär und flach daherkommen. Dass sich ein 120-Mann-Club wie eine große Arena anfühlt, tritt dabei ziemlich selten auf. Genau das ist jedoch kein Ding der Unmöglichkeit, wie die Schotten von Fatherson im noch viel zu warmen Oktober im Kölner Blue Shell unter Beweis stellten.
Bevor das Experiment „Arena-Atmosphäre im Club“ gestartet wurde, durften jedoch erst einmal KID DAD aus Paderborn ran, die wir nun schon einige Male als Einheizer erleben durften. Auch hier konnte der Vierer trotz anfänglich eher schlechtem Sound und leichten Verspielern sicherlich wieder den ein oder anderen Neufan gewinnen – die Mischung aus tieftraurigem Grunge und modernem Rock wirkt für eine deutsche Band einfach erfrischend! Selbst wenn das Quartett hier wohl nicht seinen besten Auftritt hinlegte – darf beim Tourstart ja mal passieren! – kann man diesen durchaus in die Kategorie „solide“ stecken.
Das, was darauf folgte, war hingegen mehr als „solide“. „Sum Of All Your Parts“ heißt das dritte Album der drei Herren von Fatherson und kann erstmals ansatzweise den vollen Live-Sound der Gruppe auf Platte einfangen. Unterstützt von einem Gastmusiker, der mal am Keyboard, mal an der Gitarre aushalf, fuhr das schottische Trio hier einen fetten, perfekt abgestimmten Sound auf. Über dem schwebte die stets jeden Ton treffende Stimme Ross Leightons, der nicht selten von seinem Mikrofon zurücktrat, um in ruhigeren Momente gemeinsam mit der Menge zu singen, während Bassist Marc Strain Blickkontakt suchend an den Bühnenrand trat. Wie textsicher ein Teil des Publikum doch war, zeigte sich besonders hier.
Die Band, die sich oft genug abschweifend bedankte, verzichtete ansonsten auf tiefergehende Ansagen. Die gute Stunde Musik sprach komplett für sich, was der laute Jubel der Fans zwischen den Songs eindrucksvoll zeigte. Trotz der zurückhaltenden Lichtshow und der nicht wirklich arenatauglichen Konzertlänge, trugen vor allem die häufigen Singalong-Wechselspiele zwischen Band und Publikum dazu bei, dass diese wahrlich intensive Atmosphäre das Gefühl einer riesigen Arena-Show hervorruf. Das änderte sich ebenfalls während der reduzierten, dadurch sehr verletzlichen Solo-Zugabe „James“ nicht. In die großen Hallen durfte die Band bereits im Jahr 2016 als Opener vor Biffy Clyro spinksen, vielleicht geht es da ja irgendwann selber hin. Hineinpassen würden die Schotten allemal.
Und so hört sich das an:
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Fatherson live 2018:
16.10. – Zürich, Dynamo21 (CH)
19.10. – Frankfurt, Nachtleben
20.10. – Hamburg, Molotow SkyBar
Foto von Jonas Horn.
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