Slipknot – We Are Not Your Kind

Slipknot - We Are Not Your Kind

Den Metal haben im 21. Jahrhundert nur wenige Bands so geprägt wie Slipknot. Dabei polarisieren die Maskenträger nicht nur mit ihrem martialischen Auftreten, sondern auch mit den von Tribal-Trommeln und misanthropischen Texten durchzogenen Songs. Mittlerweile ist der erste Schock aber überwunden und die Band will mit dem sechsten Album “We Are Not Your Kind” noch einmal richtig auffahren.

Hinter Corey Taylor und seinen Kollegen liegen schwere Zeiten. Taylor musste die Scheidung mit seiner Frau verkraften, die Band als Ganzes hat mit dem Tod von Paul Gray, dem Weggang von Joey Jordison und jüngst dem Rechtsstreit mit dem ehemalige Perkussionisten Chris Fehn ohnehin genug Drama hinter sich. Also machen die Metaller jetzt das, was sie eben am besten können: Kompromisslose Kracher, die voll auf die 12 gehen. Das haben schon die Vorboten wie “Unsainted” oder “Solway Firth” bewiesen, das soll auch das restliche Album bitte einhalten. Aber ganz so eindeutig lässt sich das sechste Werk dann doch nicht einordnen. Ganz so experimentierfreudige Elemente wie auf dem letzten Album “.5.: The Gray Chapter” gibt es nicht zu hören, gleichzeitig wird es aber auch nicht durchgehend so brutal wie zu Anfangstagen der Truppe.

Doch erstmal können alle aufatmen: Slipknot machen nicht den In-Flames-Move und entdecken ihre Vorliebe für Pop-Rock. Wenn Songs wie “A Liar’s Funeral” als ruhige Akustik-Nummer einsteigen, zerreißen kräftige “Liar”-Schreie die vorgetäuschte Ruhe, um sich dann in “Burn the Liar”-Chöre zu steigern. Über weite Teile traut sich das Album dann gerade wegen dieser Eingeständnisse an die eigenen Wurzeln zu wenig aus der Komfortzone heraus, “Critical Darling”, “Orphan” und “Red Flag” hätten auch Algorithmen schreiben können, denen man die letzten fünf Alben der Band eingespeist hätte. Aber sei’s drum: Wer Experimente will, wartet eben auf die neue Tool. Einige sehr schicke Song-Ideen haben sich die US-Amerikaner aber doch einfallen lassen. Allen voran stürmt “Birth Of The Cruel” mit Stakkato-Riffs voran, Taylor singt hier mit einer betörend-gefährlichen Stimme, “Nero Forte” zeigt, dass ein Wechselspiel aus brachialem Schreien und epischen Gesänge immer noch funktioniert, “Spiders” spielt mit einem Horrorfilm-Klavier und mehrstimmigem, bedrückendem Gesang, “Not Long For This Wall” versteckt den Gesang hinter waberndem Hall, um sich dann in Stone-Sour-Manier in die Epik zu verlieren.

Slipknot wollen sich mit “We Are Not Your Kind” den eigenen Dämonen stellen. Das tun sie für sich, das tun sie für ihre “Maggots”, das tun sie mit Sicherheit auch aus Kommerz-Zwecken. Wer also nicht genug bekommen kann von der Horrorshow, der fühlt sich auch 2019 wohl, alle anderen haben die Maskenträger schon vor zwei Jahrzehnten vergrault.

Das Album “We Are Not Your Kind” kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Roadrunner.

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