Das dritte Beach Slang Album ist eine Platte, die ich nicht brauchte. Über drei Jahre nach „A Loud Bash Of Teenage Feelings“ legt die Band um Entertainer und Songwriter James Alex ihr nächstes Studioalbum nach. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Die Band trennte sich nach dem Rausschmiss von Schlagzeuger und Gründungsmitglied JP Flexner wenig später auch von ihrem Lead-Gitarristen Ruben Gallego. Es folgten eine eher minder spannende Akustik-EP und -Platte als Quiet Slang. Dass sich während der vielen Veränderungen auch die Musik der Amerikaner gewandelt hat, ist daher gar nicht überraschend. Spielten Beach Slang auf Album Nummer eins und zwei noch emotional aufgeladenen Punk-Rock, so wendet man sich nun dem Classic- und Hard-Rock zu und verliert dadurch einen großen Teil seines Reizes.
Alleine die Classic-Rock-Poser-Hymne „Stiff“ hat ungefähr so viel mit dem emotionsschwangeren Frühwerk zu tun wie Cloud-Rap-Turnup bei Yung Hurn. So geht Identitätsverlust. Zum anderen wäre da das eigentlich ganz gute „Tommy In The 80s“, das von der Produktion nach einfachem Rezept jedoch komplett zerschossen wird: Man nehme eine akzeptable Gitarrenspielerei, schnappe sich einen aufdringlichen Bläser-Satz und hülle das Riff in dessen klebrige Substanz ein. Nervfaktor drölftausend. Auch der hohe Anteil ruhiger Songs, für die sich Mastermind Alex scheinbar von seinen leider semi-spannenden Akustik-Ausflügen inspirieren ließ, stößt bitter auf. Mit „Nobody Say Nothing“ und „Nowhere Bus“ reiht man zudem gleich zwei mit Streichern angereicherte Akustik-Balladen aneinander. Auch der Closer „Bar No One“ setzt auf Ähnliches, nur das die Violinen hier statt reduzierten Gitarren auf die Gesellschaft von Klavier setzen.
Dabei beginnt die Platte eigentlich recht vielversprechend: Nach dem nahezu instrumentalen Opener folgt mit „Let It Ride“ ein Song, der all das vereint, was die Musik Beach Slangs bislang interessant gehalten hat: Ein tolles Zusammenspiel beider Sechssaiter, der wispernde Gesang des Frontmannes und viel Herz. Auch „Bam Rang Rang“ bietet trotz seines nichts-sagenden Textes und dem eher altmodischen Sound mit seinem Bruch im letzten Viertel noch einmal genug frischen Wind und gehört damit zu den stärksten Momenten der Platte. Nach einigen Tiefpunkten nimmt „The Deadbeat Bang Of Heartbreak City“ auch im letzten Drittel noch einmal Fahrt auf. „Born To Raise Hell“ versucht sich an flottem Punk, „Sticky Thumbs“ erinnert an gute alte Zeiten ohne allzu bekannt zu sein und „Kicking Over Bottles“ schafft es pompöse Bläser einzubauen, ohne dabei in die Peinlichkeit abzurutschen.
In seiner Gänze bleibt der dritte Beach Slang-Langspieler dennoch durchwachsen. Die eigene Vergangenheit mit all den Veränderungen der letzten Jahre lassen James Alex und Begleiter*innen zu oft rastlos erscheinen und ihre eigentlichen Stärken aus dem Blick fallen. Daher weicht der einst so melancholische Punk-Rock-Sound viel zu häufig einem eingestaubten Classic-Rock-Gewand. Da kann sich Alex noch so leidenschaftlich samt Instrument auf dem Cover räkeln.
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Die Rechte für das Cover liegen bei Bridge 9 Records.
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