Oehl – Lieben wir

Albumcover zu Oehl - Lieben wir

Eigentlich ist das ein bisschen traurig: Wenn man sich bei der Beschreibung von Musik sprachlich in Gefilde von „tut nicht weh“ begibt, ist man schnell bei „beliebig“ und womöglich im bösen Mainstream. Womit man eigentlich vielen Unrecht tut, die wirklich gute Musik machen, ohne dass es weh tut. So beispielsweise Oehl mit ihrem Album „Lieben wir“, das diesmal gewissermaßen als „echtes Band-Album“ erschienen ist. Soll heißen: weg vom Synthesizer, hin zu echten Gitarren und echten Drums. In Kombination mit den warmen Arrangements von Ariel Oehl ergibt sich ein Album, das eingängig ist und dabei fast erschreckend leichtfüßig erscheint, während man sich im gleichen Moment gut darin verlieren kann.

Inhaltlich geht es, wie der Albumtitel bereits nahelegt, natürlich um die Liebe, wobei nicht immer alles klar wird, sondern Spielraum für Interpretation lässt, während die Sounds zum Sich-Fallenlassen animieren. Ein „Feuchte Augen für alle“ beispielsweise mit einem treibenden Schlagzeug und Streicher-Arrangements und einem dazu einem eingängigen Chorus, kann das gut zeigen, da es trotz seines treibenden Charakters äußerst entspannt klingt. Dabei kann es auch mal bildreich werden. „Facebook (Demo)“ beispielsweise eröffnet mit „Der Junge, in den ich in der Schule verliebt war…“ So hat jeder direkt ein Bild vor Augen, während munter mitgewippt wird.

Bei all dem ist Oehl immer wieder für Überraschungen gut. So denkt man in „In diesem Jahr reden wir nur gut voneinander“ an die Geschichten von Herrn K., wenn es heißt „Als wir einander fast fünf Jahre kannten // da kam deine Liebe eines Tages abhanden“. Oder auch, wenn in „I love you“ Oehls Sohn „Auf der Mauer, auf der Lauter tanzt ‘ne kleine Wanze anstimmt und man sich wundert, wie gut dieser Kinderreim in Indie-Pop klingen kann. Ebenso überraschend die Gäste: Ami Warning unterstützt das Duett „Weltenuntergang“, während Julis Eva Briegel in „Eine Umarmung“ gastiert. Kennt man sie sonst im Gesangsstil eher – salopp gesagt – „nach vorn“, so kann sie hier auch im zurückgenommenen Stil begeistern.

Am Ende ist „Lieben wir“ vielleicht kein Album, das einen direkt mitreißt, aber doch eines, das einen nicht loslässt, sodass man es ein ums andere Mal von vorne startet. Und plötzlich ist man mittendrin und stellt begeistert fest, dass das Fazit zum Album einem dankenswerterweise bereits mit dem Albumtitel mit auf den Weg gegeben wurde: Lieben wir!

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Grönland Records.

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