Madeline Juno – Anomalie Pt. 1

Madeline Juno - Albumcover - Anomalie Pt. 1

„Vielleicht ist meinе beste Zeit schon lange over. Und alles, was ich bin, mediocre. Mein’n Höhepunkt hab’ ich erreicht. Zumindest red’ ich mir das selber ein. Und war’s je genug, was auch immer ich versucht hab’? Oder bleib’ ich nur ‘n gottverdammter Loser? Und das Einzige, was wirklich bleibt. Ist meine Angst vor Mittelmäßigkeit.“

Es ist ein bewegender Moment, als Madeline Juno in der siebten Folge von Sing meinen Song zur Ukulele greift und ihren neuen Song „Mediocre“ anstimmt. Ein Lied über Selbstzweifel, Ängste, Wünsche und Träume, verpackt in ihrer gewohnt mutigen Offenheit. „Das war wieder Maddie par excellence“, sagt Host Johannes Oerding im Anschluss und bringt es damit auf den Punkt. „Mediocre“ ist der Opener ihres siebten Studioalbums „Anomalie Pt.1“, auf dem die Sängerin ein Stück weit aus ihrer Komfortzone rückt. Trotzdem bleibt sie sich treu und schafft Musik, die schonungslos ehrlich, verletzlich und durchdacht ist.

Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres sechsten Albums „Nur zu Besuch“ schlägt die Sängerin neue Töne an. Gewichen sind altbekannte Themen wie Liebeskummer und Familiendynamik. Stattdessen macht Madeline Juno mit dem People Pleasen Schluss, singt über das Grenzen setzen, das Loslassen und nach vorne schauen. Ein Paradebeispiel dafür sind die Songs „Hab ich dir je gesagt“ und „Schlimmster Mensch der Welt“. Im einen Song rechnet sie mit einer toxischen Freundschaft ab, mit dem anderen liefert sie eine wahre „People-Pleaser-Hymne“. Die Songs sind mutig, ein wenig sassy und gleichzeitig so catchy, dass man sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Nostalgie-Feeling liefert der melancholische Track „Center Shock“, eine gelungene musikalische Rückblende in unbeschwerte Zeiten. Hier sehr gelungen: Die Auto-Tune-Elemente, die überraschend gut mit Madeline Junos Stimme harmonieren. Eine wunderschöne Liebeserklärung ist „Fuck Mary Kill“, das ohne viel Schnickschnack strahlt. Gerade im Vergleich zu älteren Songs wie „Obsolet“, ist der Track Balsam für die Seele. Und es zeigt sich: Es muss nicht immer Herzschmerz verbreitet werden, damit ein Song emotional wirkt.

Mit „Reservetank“ wird es beatlastig. Der Song setzt sich mit Erwartungsdruck und Ängsten auseinander. In altbekannter Manier zeigt sich die Berlinerin hier unfassbar nahbar. Das ist auch auf dem sehr intensiven „Butterfly Effect“ zu hören, das vor allem durch die Textzeilen „Die Zeichen standen schlecht, aber ich bin noch hier“ im Kopf bleibt. Sensibel kommt der Song „Liebe in Spiegelschrift“ daher, der sich sehr feinfühlig mit einem schweren Verlust beschäftigt.

Ein Hoffnungsträger ist der Titeltrack „Anomalie“. Ursprünglich schon für das vorherige Album gedacht, glänzt dieser durch seine nonchalante Unbeschwertheit und Leichtigkeit. Der finale Song „Vorsicht zerbrechlich“ greift den reduzierten Ton von „Mediocre“ wieder auf und schließt den Rahmen des Albums.

Gerade durch sein Gesamtkonstrukt aus experimentierfreudigen Tracks und minimalistischen Songs ist das Album sehr stimmig und harmonisch. Madeline Juno bringt frischen Wind mit in ihre Musik, schafft dadurch Leichtigkeit, die unfassbar gut klingt. Kein Song auf dem Album fällt negativ auf, in allen öffnet sich die Sängerin, schafft grandiose Lyrics mit tollen Metaphern und geht sehr sensibel mit wichtigen Themen um. Sie bringt die Dinge auf den Punkt, schonungslos ehrlich und spricht damit vielen in ähnlichen Situationen und Lebensphasen aus der Seele. Die Songs gehen tief unter die Haut und machen Lust auf den nächsten Part!

Und so hört sich das an:

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