Madeline Juno – Bevor ich dich vergesse

Madeline Juno_Bevor ich dich vergesse

„Und wenn ich von Liebe sprach/ Hab ich immer dich gemeint/ Hab ich an Vertrauen gedacht/ Fielen mir nur uns beide ein/ Ich will nie wieder/ Nie wieder nach Neukölln“

Ehrlich, emotional, harmonisch und mitreißend. Dies sind wahrscheinlich nur wenige von vielen Attributen, die auf die Musik von Sängerin Madeline Juno zutreffen. Und doch bringen sie es voll auf den Punkt. Im Jahr 2013 erreichte sie mit dem Song „Error“ größere Bekanntheit, als dieser gleichzeitig als offizielle Soundtrack für den Film „Fack Ju Göhte“ verwendet wurde. Nach zwei Alben mit englischsprachiger Musik schwang Madeline Juno auf ihrer EP „Waldbrand“ im Jahr 2016 erstmals auf deutsche Musik um. Wie gut das klingen kann, bewies sie zuletzt 2019 auf ihrem vierten Studioalbum „Was bleibt“. Mit der EP „Bevor ich dich vergesse“ gibt es nun endlich Nachschub an emotional geballten Songs, die besser denn je klingen.

Wie Madeline Juno selber in einem Livestream bekannt gab, sind die 6 Songs auf „Bevor ich dich vergesse“ ein Teil ihres nächsten Studioalbums. Während sich die noch unveröffentlichte Hälfte mit etwas fröhlicheren Themen beschäftigt, behandelt „Bevor ich dich vergesse“ die verschiedenen Gefühls- und Lebensstufen nach einer Trennung. Schonungslos ehrlich, absolut authentisch und wahnsinnig beeindruckend nimmt Madeline Juno die Hörer mit auf eine Reise durch die Prozesse ihrer eigenen Trennung.

Dabei spielt sie so wunderschön mit den Wörtern, haucht ihnen Leben ein. Schafft eindringliche und einprägsame Momente. Mitreißend und fesselnd erzählt sie ihre Geschichte, verarbeitet und packt unheimlich viele Gefühle mit in die Songs. Bereits der Opener „Du fändest es schön“ strotzt nur so vor guten Momenten. In diesem spricht Madeline Juno ihr jüngeres Ich an. Übermittelt die Botschaft, dass alles gut wird in der Zukunft und all die Probleme und Sorgen gar nicht mehr so wichtig sein werden( „Ich hab die Zukunft gesehen/ Alles wird okay/ Nichts geht einfach vorbei, doch es tut weniger weh/ Ist nicht alles perfekt, doch alles auf dem Weg /Ich bin sicher, könntest du es alles sehen, du fändest es schön). Gerade das Spiel zwischen Emotionen und Gedanken aus Vergangenheit und Gegenwart macht den Song lyrisch unheimlich spannend.

Mit „Neukölln“ liefert sie im Grunde den Startschuss, die Vorgeschichte zu den folgenden Songs auf der EP. Die Phase nach einer Trennung, in der man vor seinen Gefühlen weglaufen möchte und all die Erlebnisse und Erinnerungen auf einen einprasseln, in der Zweifel und Fragen aufkommen und das Gedankenkarussell nicht stoppen kann. All dies verpackt sie sehr persönlich und schonungslos ehrlich in den Zeilen, kreiert einen unglaublich traurigen, aber auch so realistischen Vibe, dass man einfach nicht weghören mag.  Und auch die Singles „Obsolet“ und „Über Dich“ setzen genau dort an. „Obsolet“ („Gestern habe ich dir die Welt bedeutet / und heute willst du mich nicht mehr sehen“) setzt sich damit auseinander, dass die Zeit die Dinge verändert. Die Beziehung ist vorbei, die Erinnerungen machen es aber oftmals schwer dies zu akzeptieren. „Über Dich“ hingegen beschreibt diese Situationen, in denen man schon einen Schritt weiter ist, langsam drüber hinwegkommen möchte. Die Überwindung dessen ist aber immer schwieriger, als man denkt. Vor allem, wenn man trotz allem immer wieder daran erinnert wird. Bei beiden Songs textet sie so brillant, gibt tiefe Einblicke in ihre Seele und schafft Momente, in denen man sich wiederfinden kann. In denen man eigentlich nur mit ihr mitweinen möchte.

„Lass mich los“ ist wohl der stärkste Song des Albums. Nicht nur, weil er wunderbar reflektiert ist und einen gewaltigen Entwicklungsprozess repräsentiert. Sondern auch, weil er vor Selbstbewusstsein und Persönlichkeit nur so strotzt. Gerade die Entwicklung von „Neukölln“ („Vielleicht war ich nie gut genug“) zu den Zeilen „Und wenn es stimmt, dass du mir wünschst/ Ohne dich glücklich sein zu könn’n/ Dann lass mich los […])“ ist ein unfassbar großer Schritt, den Madeline Juno sehr klug einfängt.

Auf „Bevor ich dich vergesse“ nimmt Madeline Juno ihre Hörer:innen mit auf eine Reise durch ihren Trennungsschmerz, sehr traurige, aber auch sehr starke Momente. Sehr authentisch, nachvollziehbar und emotional kreiert sie Songs, die unheimlich wertvoll sind und die sehr wichtige Prozesse während einer Trennung reflektieren. Mit einprägsamen Zeilen, eindringlicher Musik und einer mitreißenden Atmosphäre hat jeder der fünf Songs auf der EP seine eigene Stärke, ist fesselnd und zerbrechlich zugleich. Deutsche Musik muss nicht immer Schema A oder B folgen – sie kann auch einfach ins Mark treffen.

Die EP „Bevor ich dich vergesse“ kannst du hier kaufen.*

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