Es ist Montagabend und Das Lumpenpack spielt ein Konzert im Kölner Gloria. Eigentlich nicht weiter ungewöhnlich – wäre da nicht die Tatsache, dass sich in der Konzerthalle keinerlei Zuschauer befinden und das musikalische Duo vor einem leeren Saal steht. Die beiden mit Schutzanzügen gekleideten Kameramänner bilden hierbei die Ausnahme.

Wie gefährlich Corona und die damit verbundene Veranstaltungssperre für unsere Kulturbranche ist, hatte Redakteur Jonas bereits vor ein paar Tagen in einem ausführlichen Bericht geschildert. Um in dieser ungewohnten Lage “nicht auf die Vorzüge guter Unterhaltung verzichten” zu müssen und sich gleichzeitig über die eigene verschobene Tour hinwegzutrösten, hatte Das Lumpenpack die Idee, dennoch einen Auftritt zu spielen und diesen via Livestream im Internet zu übertragen. Unter dem Titel “Das Quarantäne-Konzert” rief das Duo, bestehend aus Max Kennel und Jonas Meyer, seine Fans zu einer Crowdfunding-Aktion auf. 5.000€ sollten gesammelt werden um die Miete der Location und die Leihgebühren für das technische Equipment zu bezahlen. Dass Das Lumpenpack am Ende mehr als 130.000€ (!!!) sammeln würde (Stand: 16.03.2020, 22:30 Uhr) hatte wohl niemand erwartet!

“Wir werden aber alle überschüssigen Gelder Kulturschaffenden, die in den kommenden Wochen mit starken Ausfällen zu rechnen haben, spenden. Also weiterhin hier unterstützen! Vielen Dank!” heißt es auf der Crowdfunding-Homepage und macht die Aktion damit nur umso schöner! ♥

Doch zurück zum eigentlichen Konzert: es war keine Spende erforderlich, um den Link des YouTube Livestreams zu erhalten. Stattdessen spielte Das Lumpenpack für alle, die Bock hatten, 60 Minuten lang im leeren Gloria Theater. Ihrem digitalen Publikum stellten sich Max und Jonas erst einmal etwas genauer vor: “Wir sind zwei / was man unschwer erkennt. / Allein zu nichts nütze / zu zweit eine Band. / Wir sind zwei / Wir werden “Das Lumpenpack“ genannt. / Einer spielt Klampfe / und der Andere tanzt.” Ihre unterhaltsamen Songs und die mit Humor gespickten Texte präsentierte das Duo dabei gut gelaunt völlig mühelos, so als stünden sie gerade auf der Bühne einer ausverkauften Location.

Für das optimale Konzerterlebnis animierten die Beiden ihre digitalen Zuschauer zum Mitsingen und Konfetti werfen. Für ihren Song “Kurze Hosen” eröffneten sie sogar einen Corona-freundlichen Moshpit! Die Zuschauer, die unter 1,60 Meter groß waren, sollten Zuhause die Hälfte ihres Fernsehers abkleben, weil sie die Bühne sowieso nicht ganz sehen würden und wer auf’s Klo geht, solle die restliche Show von der Tür aus anschauen, denn wer raus geht, verliert natürlich seinen Platz. Solche Anekdoten, die wohl jeder kennt, der schon einmal auf einem Konzert gewesen ist, ließen einen fast vergessen, dass man sich im heimischen Wohnzimmer und nicht auf einem echten Konzert befand.

Natürlich fehlte es dem Konzert auch nicht an politischen Seitenhieben, unter anderem gegen den rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke oder den Leugnern des Klimawandels. Auch zur aktuellen Corona-Pandemie hatte das Duo natürlich den richtigen Song parat: “Die ganze Welt hat jetzt Corona (…) / Nur Hauptsache nicht Oma / Für sie ist all die Vorsicht / ganz sicher nicht verkehrt / damit die alte Umweltsau / noch lang Motorrad fährt.”

Das Lumpenpack hat mit ihrem Quarantäne-Konzert nicht nur einen unterhaltsamen Livestream für alle Konzertfans geschaffen, sondern nebenbei auch auf den finanziellen Notstand der Kulturbranche aufmerksam gemacht. Das gesammelte Geld der Crowdfunding-Kampagne ist hierbei natürlich die eine Sache. Auf den Social Media Plattformen zu sehen, wie das Quarantäne-Konzert tausende Konzertliebhaber aus allen Ecken Deutschlands für einen Abend wieder näher zusammengebracht hat, nochmal eine ganz andere. Danke dafür, liebes Lumpenpack! ♥

Hier könnt ihr euch das Quarantäne-Konzert nachträglich noch ansehen (Beginn bei 16:40 Minuten):

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Das Beitragsbild ist ein YouTube Screenshot.

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