Hach, für das verflixte zweite Album hätte man einigen Acts wirklich mehr Glück wünschen sollen. Was da auf dem Debüt so liebevoll angelegt wurde, versemmelt der Zweitling nicht selten komplett. Vorbei der Traum von der neuen Lieblingsband. Vielleicht ist Steiner & Madlaina dieses Schicksal erspart geblieben, weil sie die Aufforderung zum Daumen Drücken direkt in den Titel nehmen, vielleicht aber auch wegen ihres unterhaltsamen Zynismus. Wahrscheinlich aber vor allem, weil sie einfach verdammt gute Musikerinnen sind. So haben Madlaina Pollina und Nora Steiner ihre musischen Köpfe für “Wünsch mir Glück” einfach noch kompromissloser aneinandergetackert, befedert von genau der Art kreativem Grundvertrauen, aus dem die besten Künstler*innen-Duos entsprangen.
Vier Hände fest am Steuer
…und für die Zielrichtung braucht es weder Kompass noch Navi, sondern einfach den Funken selbstbewusste Autonomie, aus der Träume gemacht sind. Was schon das Szenen-Highlight “Cheers” vor drei Jahren vollbrachte, führt “Wünsch mir Glück” weiter. Anstelle jedoch wie der Vorgänger zwischen englischen, deutschen, und schweizerdeutschen Texten zu pendeln, beschränkt sich das Duo auf dem Zweitling auf Deutsch. Vom eigenwilligen Charme verliert der Sound aber dennoch kein Mü, dem doppelköpfigen Songwriting-Talent sei Dank. Pollina und Steiner schreiben und singen je zur Hälfte die gesamte Platte, tragen die Auftragsarbeit dann an ihre Band aus Leonardo Guadarrama (Schlagzeug), Nico Sörensen (Bass) und Max Kämmerling (E-Gitarre) weiter – und geboren ist die Platte. Das Ergebnis stolpert musikalisch zwischen nahezu gleichgültiger Monotonie aus Akustik-Folk und melancholischem Indie und reibendem Pop-Appeal, hat es inhaltlich faustdick hinter den Öhrchen.
Kein Hindernis in der Flugbahn von Amors Pfeil
Zumindest gilt das für alle Indie-Fans, deren Herz beim Namen Steiner & Madlaina schon vor dem Album ein paar Hüpfer gemacht hat. Denn da sind sie doch alle versammelt, diese Art von Melodien, die so auf der Hand liegen, dass man sich ärgert, sie nicht selbst gefunden zu haben. Aber der Ärger ist schnell verpufft und man erfreut sich lieber daran, lauthals mitzugröhlen – oder wie es bei Steiner & Madlaina eher heißen müsste: dezenten Sarkasmus auszuüben. Dann schwingt man mal zu lauten Gitarren und Bässen (“Klischee”) durch die Küche, stampft bei “Wenn ich ein Junge wäre” oder “Ciao Bella” wütend gegen Patriarchat und fragile Männlichkeit, zeigt bei “Heile Welt” dem gefährlichen Eurozentrismus den Stinkefinger und widmet sich in “Prost Mein Schatz” auch mal den eigenen Unzulänglichkeiten. Am Ende hat die Platte das Potential, Replay-Tasten zu zersprengen, so viele Lieblingslieder tummeln sich auf dem Langspieler. Glück wünschen, liebe Steiner & Madlaina, muss man euch da auch gar nicht weiter. Das habt ihr auch ohne vierblättrige Kleeblätter geschafft.
Das Album “Wünsch mir Glück” kannst du hier (digital) oder hier (Vinyl) kaufen. *
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram
Steiner & Madlaina live 2021:
- 02.11. Stuttgart – Im Wizemann Club
- 03.11.21 München – Ampere
- 05.11.21 Magdeburg – Moritzhof
- 06.11.21 Dresden – Beatpol
- 08.11.21 Hamburg – Knust
- 09.11.21 Bremen – Tower
- 10.11.21 Münster – Gleis 22
- 11.11.21 Essen – Zeche Carl
- 12.11.21 Köln – Gebäude 9
- 17.11.21 Freiburg – Jazzhaus
- 19.11.21 AT-Wien – Chelsea
- 20.11.21 Nürnberg – Korns
- 22.11.21 Wiesbaden – Schlachthof
- 23.11.21 Hannover – Musikzentrum
- 25.11.21 Leipzig – Täubchenthal
- 26.11.21 Erfurt – HsD
- 27.11.21 Berlin – Hole44
Rechte am Albumcover liegen bei Glitterhouse.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.