Im Januar noch veröffentlichte Julian Knoth aka Peter Muffin eine humorvolle Quatsch-Platte im Alleingang, nun steht er mit seinem Bruder Philipp Knoth und der Videokünstlerin Caroline d’Orville als das Peter Muffin Trio vor dem Mikrofon. „Stuttgart 21“ heißt das Debütalbum der drei Musiker*innen. Das wäre laut der Band ohne Produzent Nicolas Epe eine schrullige Punk-Platte geworden. Eigentlich.
Zu seiner eigen Glück ist das Debüt des Peter Muffin Trios nun doch weit mehr als stumpfer Punk. Mehr als deutlich macht das bereits das Eröffnungsstück „An Allen Tagen“, das mit seinem erdigen Akustik-Sound und zweistimmigen Gesängen eher unspektakulär, aber doch so gar nicht schrammelig in das Album geleitet. Ähnlich untypisch funktioniert auch „Zu Tun“, ein dancy Percussion-Akustikgitarren-Irgendwas, das dicke Zehen in Zuckungen versetzt. Und auch „Immer Im Weg“ passt wohl so gar nicht in die ranzigen AZs der Großstädte, wenn in den Strophen gefühlige Salsa-Rhythmen übernehmen.
Von der anderen Uferseite winken wiederum Songs wie das noisige „Wir Sehen Und Morgen“ oder das abschließende „Stuttgart Am Meer“, das die Gitarren für sechs Minuten einen dissonanten Klangteppich stricken lässt. Auch fernab hiervon gibt es sie immer wieder, diese kühlen Rotz-Momente, die J. Knoth ansonsten bei den Die Nerven generiert. „Winter“ zum Beispiel hätte sich auch auf „Fake“ in guter Gesellschaft wiedergefunden und auch „Ich Kann Nicht Warten“ lässt Stimmen in Extase rutschen. Gerade letzterer wiederum hebt exemplarisch den bedeutenden Anteil hervor, den Produzent Epe an „Stuttgart 21“ trägt, wenn im Mittelteil urplötzlich elektronischer Krimskrams übernimmt. Fernab davon rührt der Kölner – im letzten Jahr arbeitete er bereits mit den wunderbaren The Screenshots zusammen – dem Peter Muffin Trio immer wieder Ungewöhnliches unter. „Melancholie“ etwa – der Name ist Programm – begrüßt im Songverlauf ein Saxophon, das Western-Vibes gibt. Es bleibt nicht das einzige Stück mit Bläsersätzen und ungewöhnlichen Percussion-Arrangements.
Knoth währenddessen skizziert in seinen vielfach direkten und klaren Texten Gefühls- und Lebenszustände und lässt für Interpretationen dabei nur wenig Spielraum. Im Gegensatz zu „Dose Scheiße“ aus dem Frühjahr ist „Stuttgart 21“ auch trotz seines verschmitzten Titels daher nicht einfach nur ein großer Spaß. Dafür sind Songwriting, Produktion und Texte zu ausgefeilt. Unterhaltsam ist das ganze trotzdem – gerade seiner Vielfalt wegen. Und die scheint die Band tatsächlich auch Epe zu verdanken.
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Die Rechte für das Cover liegen bei Glitterhouse Records.
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