Nur die wenigsten Bands schaffen es auf der Bühne 100 Prozent authentisch und sympathisch zu wirken, trotz mehrerer hundert Besucher eine enge Beziehung zu jedem einzelnen aufzubauen und dabei live noch tausend mal geiler zu klingen als auf Platte. Die amerikanischen Post-Hardcore-Vorreiter Touché Amoré gehören zu dieser Kategorie Band. Vergangenen Sonntag spielte das Quintett seine bisher größte Europa-Headline-Show vor über 800 Zuschauern in der Essigfabrik in Köln.
Jeremy Bolm hat die letzten zwei Jahre eine harte Zeit durchgemacht. Knapp zwei Jahre ist der Tod seiner Mutter jetzt her, wie er auch in „New Halloween“ singt, dessen Zeilen er an diesem Abend in Köln leicht abänderte: „How has it already been two years?“. Das aktuelle Album seiner Band „Stage Four” dreht sich komplett um den Krebstod seiner geliebten Mutter – um die Beerdigung, die Konflikte über den Glauben seiner Mutter und das Vermissen. Solche Lieder Live zu performen muss einem extrem schwer fallen. Zumindest würde man das meinen. Bei Bolm wirkt es eher so, als ob er die Auftritte nutzt um sich seinen Schmerz und seine Trauer von der Seele zu singen und schreien – jeder Auftritt ist mehr eine Selbsttherapie als eine verkrampfte Aufführung voller, wie man meinen würde, unangenehmer Songs. Auch in Köln trat der charismatische Frontman immer und immer und immer wieder mit dem Publikum in Kontakt, schrie einzelnen Personen der Menge die Zeilen seiner emotionalen Lieder ins Gesicht und ließ erkennen, wie gut es ihm tut diese Songs live zu performen.
Warum Touché Amoré mit die Beste Live-Band des Hardcore-Genres sind, zeigte auch die Stimmigkeit mit der die Songs ineinander übergingen, ja fast flossen. Unterstützt von gesprochenen Interludes oder auch pausenlosen Songübergängen wirkte die gut einstündige Show von Vorne bis Hinten durchdacht und extrem schlüssig. Genauso fiel auf was für geniale Musiker da auf der Bühne stehen, die nicht nur ihre Instrumente, sondern auch die dazugehörigen Effektgeräte perfekt beherrschen. Es ist unglaublich wie sauber manche Gitarristen spielen können, sich dabei bewegen können und einen Sound kreieren, der den des Albums sogar nochmal um Längen übertrifft. Das alles können Touché Amoré einfach unglaublich gut. Ich bin mir sicher, dass die Show der Band in der Essigfabrik nicht lange die Größte Europas bleiben wird. Dafür sind die Jungs einfach viel zu gut!
Und so hört sich das an:
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Touché Amoré Live 2017:
27.01.2017 – Hamburg, Hafenklang (Ausverkauft)
28.01.2017 – Berlin, Musik Und Frieden (Ausverkauft)
02.02.2017 – Leipzig, Conne Island
06.02.2017 – München, Hansa 39
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