Tristesse sind Indie genug um hippe Cool-Kids anzusprechen und Shoegaze genug um das Interesse schüchterner Musik-Nerds zu erregen. Dementsprechend riesig ist das Potential der jungen Berliner Band.
Es braucht lediglich wenige Takte verwaschene Gitarren bis der Sturm an Melodie losbricht. Dann steigen Tristesse gänzlich in den „Rausch“ – so heißt das erste Stück des vier Song starken Debüts „Im Schwächsten Licht“ – ein. „All die Jahre tropft Blut aus der Nase; Sich ausprobieren, sich stets verlieren“, singt Band-Sprachrohr Jannes-Maximilian Priebels. Währenddessen produzieren seine vier Kollegen einen dichten, doch luftig-arrangierten Tanzteppich. Die Symbiose aus verkopftem Musiknerdtum und befreiter Indie-Leichtigkeit funktioniert. So auch in „Kreis“, dem dritten Stück der EP. Die zwei Gitarren ziehen (nicht nur, aber gerade) dort breite Spannungsfelder auf. In denen wiederum treibt der hallige, stets weitläufige Melodielinien zeichnende Gesang Priebels. Noch greifbarer wird das später in „Mono“ – selbst wenn die Band ihren Sound hier am dollsten verzerrt. „Bring mich bitte von hier weg“, besingt Priebels die ersehnte Realitätsflucht und schickt damit einen Chorus in Richtung Zuhörer*innen, der auch Minuten nach auslaufen der EP noch nachhallt.
Die Band richtet die Perspektive – wie bereits ersichtlich – im wesentlichen nach innen. Das passt zu dem offenen Umgang der Indie-Bubble mit Psyche und Co. Mit einem Stück wie „Serotonin“, das Schlaglichter auf Depressionen und Mental Health wirft, sollten Tristesse dort also auf offene Arme und Ohren treffen. Dass hier Menschen an Instrumenten und Mikrofonen stehen, die gemeinsam einiges bewegen könnten, das impliziert zudem bereits die Zusammenarbeit mit Produzent Magnus Wichmann. Der verhalf bereits Untergrund-Grenzgängern wie Lingua Nada oder La Petit Mort / Little Death zu Soundurgewalten und wirkte auch am letzten Leoniden-Album mit. Die Personalie Wichmann bringt demnach ebenso Indie und Avantgarde in Vereinigung. Vielleicht wird das Scheinwerferlicht, in dem Tristesse erstrahlen, ja doch greller als die Band selbst vermutet.
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Und so hört sich das an:
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Tristesse Records.
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