Das Licht anlassen ist nicht gerade eine Aktion, die man mit dem Pillow-Queens-Debüt “In Waiting” in Verbindung bringen würde. Lieber wollte man dieses im abgedunkelten Kellerclub genießen, sich zwischen schwitzenden Körpern gen Bühne kämpfen, um gemeinsam mit dem irischen Quartett die dringlichen Lyrics mitzugrölen. Obwohl die Pillow Queens für die Nachfolger-Platte “Leave The Light On” erneut mit Produzent Tommy McLaughlin gearbeitet haben, ist dieses Mal einiges anders. Und – man mag es kaum glauben – sogar noch besser.
“No Good Woman”
Wobei – alles ist nicht unbedingt anders. Was geblieben ist, sind die queerfeministischen Thematiken, die sich auf unterschiedliche Weise in den Stücken wiederfinden. So gibt “Well Kept Wife” einen Kommentar zum gesellschaftlichen Druck auf Frauen im Haushalt ab: “Tell me the house got dirty / Tell me the warmth escaped / Tell me the dinner’s not ready / I know the bed’s not made”. “No Good Woman” widmet sich derweil der Business-Welt: ” All of these men you’ve been working for, all of them treat you so well / They wine and they dine on your back so much / that they step on your neck as well”. Auf der anderen Seite prangen dieses Mal jedoch viele Stücke über die mehr oder weniger gesunde Sehnsucht nach einem Gegenüber, wie etwa in “Be By Your Side”. Die Art der Darbietung jedoch unterscheidet sich immens von bisherigen Releases.
Sensibilität als Superkraft
Dass sich Pam Connolly, Sarah Corcoran, Rachel Lyrons und Cathy McGuiness mit so vielen emotionalen Themen beschäftigen würden, hätten Hörer*innen auch nicht unbedingt erwartet. Der Einfluss dieser thematischen Abkehr auf den Sound ist unverkennbar. Statt prägnanter Gitarrenriffs und strammem Indie-Rock bestechen Pillow Queens nun mit imposanten Soundkomplexen. “Hearts And Minds” klingt dabei nach erhabenem Folk. “Delivered” konstruiert mit repitititven Gitarren einen leeren Äther, in dem sich die Stimmen der Musikerinnen verästeln. “Historian” besticht in den Strophen mit einem Julien-Baker-als-Dream-Pop-Version, um im Refrain dann plötzlich ein sengendes Riff in den Pott zu werfen. Überhaupt nehmen sich die zehn Stücke jedoch vor allem viel Zeit, neigen zum Storytelling und gönnen sich auch mal Leerstellen. Das kann mal reduziert klingen wie im Storytelling-Stück “The Wedding Band”, mal hingegen nach warmer Harmonie in Breitbild-Format wie in “My Body Moves”.
Was Pillow Queens mit “Leave The Light On” jedoch fraglos geschafft haben: Ihren eigenen Sound ins richtige Licht zu rücken, damit alle noch so kleinen Spielereien zur Geltung kommen. Weiterentwicklung gelungen!
Das Album “Leave The Light On” kannst du hier (digital) oder hier (Vinyl) kaufen.*
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