Paula Hartmann, Gloria Theater Köln, 27.04.2023

Paula Hartmann spielt im Kölner Gloria Theater.

Ein Jahr ist es her, da spielte Paula Hartmann ihre erste Festivalshow im Rahmen des c/o-Pop Festivals in Köln. Randvoll gefüllt war der Club Bahnhof Ehrenfeld. Lautstark hallten schon da die Texte des Debüts “Nie Verliebt” von den gewölbten Decken zurück. In der Luft: Eine nur selten bei Konzerten spürbare Spannung. 369 Tage später steht Paula Hartmann erneut auf einer Bühne in Köln, diesmal der des schmuckvollen Gloria Theaters. Sie spielt ihre erste große Tour, das Gloria war direkt ausverkauft. Sie sei vor keiner Show so aufgeregt gewesen wie der heutigen, sagt Hartmann. So sehr habe sie die letztjährige Resonanz berührt. Die folgenden 85 Minuten werden dieser Erwartungshaltung gerecht.

Es gibt diese Konzerte, deren Magie lässt sich nur schwer in Worte fassen. Zu dicht stehen Umstände – Location, Publikum, Atmosphäre – und Auftritt zusammen, bilden eine unbeschreibbare Symbiose. Zu viel Erlebtes möchte berichtet werden, Eindrücke im Überdruss. Ein ebensolches ist dieses Konzert. Die folgenden Absätze sind deswegen nur eine Annäherung, in Struktur gerückte Gedanken und Beobachtungsfetzen. 

Nicht unerwähnt bleiben sollte das Zusammenspiel von Ort und Geschehen. Das Gloria hat eine ausgezeichnete Akustik, die gerade laute Singalongs in Szene setzt. Für Hartmanns Musik – schon letztes Jahr zeigte sich: fantastisch geeignet für solche Momente – perfekt.  Die schlichte, aber doch schicke Umgebung außerdem passt zu den schlanken, doch majestätischen Beats der 22-Jährigen. Und die Fans sind nicht nur textsicher, sie sind im richtigen Ausmaß auch partyfreudig. Das sommerliche “Babyblau” spielt Hartmann gleich zweimal, in der Zugabe in einer Remix-Version, die Körper frenetisch auf und ab hüpfen lässt.

Es muss außerdem berichtet werden von ungeahnten Klavier-Momenten. “Nie Verliebt” spielt Hartmann alleine am E-Piano, Melodieleitern hoch und runter die Klaviatur, die Stimmen der fast 1000 Fans im Nacken. Und sie prämiert ein Stück ihrer Anfangstage. Auf “Hey Momma” – erschienen unter dem Alias tuffy – singt Hartmann noch auf Englisch. Heute widmet sie das Stück einer Freundin.

Man kann ebenso berichten, dass Hartmann – “no joke” – laut eigener Aussage seit September jeden Tag im Studio verbracht hat, um an ihrem zweiten Studioalbum zu arbeiten. Und davon, dass es bereits vier neue Songs zu hören gibt. Zwei davon setzen die gehauchte Melancholie, die in der Musik der Sängerin mitschwingt, in Trap-Kontexte. Wunderbar funktioniert das. Ein anderer – ihr Team wird ihn später per Airdrop an so viele Besucher*innen wie möglich leaken – klingt irgendwie nach Taylor Swift. “Snoopy” heißt er, ein pathosschwangerer Pop-Moment.

Erwähnenswert sind auch die Gäste. Erst bittet Hartmann Blumengarten auf die Bühne. Gemeinsam spielen sie die Dach-Session Version der Liebeshymne “Paris Syndrome”. Die Erinnerung halt nach. In der Zugabe dann stürmt plötzlich Casper auf die Bühne. Unerwartete Ekstase. Lieb ist auch Hartmanns Interaktion mit ihrem Kumpel Friso, der eingangs den Einheizer mimt (bleibt hängen: “Serpentinen”) und sie anschließend als DJ unterstützt.

Man sollte außerdem ein paar Worte über die Person Paula Hartmann verlieren. Auf Rücksicht legt diese wert. Eingangs betont sie, niemand solle sich unwohl fühlen, alle sollen achtsam sein. Dankbar ist die Person Paula Hartmann außerdem. In keinem Moment kann angezweifelt werden, wie viel ihr ein Abend wie dieser bedeutet. Und Hartmann steht für Awareness. Sie erzählt der heutige Tag sei der erste seit langem, an dem sie nicht das Gefühl habe, aufgeben zu wollen. Sie habe sich professionelle Hilfe geholt. Wenn es einem schlecht geht, solle man es ihr bitte gleich tun. Anschließend singt sie den letzten Song des Abends, es ist “Truman Show Boot”. “Wo fällt die Liebe hin? Wo muss ich stehn’, um sie zu fang’?”, fragen sie und die Fans im geeinten Choral. Heute, am 27. April 2023, gibt es darauf nur eine Antwort: Im Gloria Theater, nahe dem Kölner Neumarkt.

Mehr Paula Hartmann gibt es hier.

Und so hört sich das an:

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Fotorechte: Jonas Horn.

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