Ein Großteil der Kölner Cowboyhüte marschierte am Freitag, den 09.02.2024, vermutlich in Richtung Karnevalsparty. Doch einen anderen Teil der in Hüte und Boots gekleideten Menschen zog es in Die Kantine nach Köln-Nippes, wo das seit Monaten ausverkaufte “Sound of Nashville” Konzert rund eintausend Country-begeisterte Musikfans anlockte. Die Stars des Abends waren der aus Louisana stammende Singer/Songwriter Jordan Davis, sowie die aufstrebende Pop- und Country-Künstlerin Ashley Cooke.
Das überraschenderweise eher männlich-gewichtete Publikum schien an diesem Abend aus verschiedenen Gründen angereist zu sein – wir entdeckten verliebt-knutschende Pärchen jeglicher Generationen, Bier-trinkende Freundesgruppen, beobachteten sogar ein scheinbar erstes Date und hörten zwischen all den Menschen auch viele amerikanisch sprechende Personen heraus. Scheinbar hatte sich hier ein sehr diverses Publikum im Kampf um die begehrten Tickets durchsetzen können.
Um Punkt 20 Uhr startete Ashley Cooke mit ihrem Set und brachte dabei einen niedlichen Kleinstadt-Charme auf die Bühne. Nur von ihrem Gitarristen begleitet sang sie akustisch über die Liebe, das Single-Leben (“back in the saddle”) und ein hartes Jahr in ihrer Vergangenheit (“it‘s been a year”). Zum Ende hin unterbrach die 26-jährige Sängerin aus Florida ihren Auftritt, da ein Fan im Publikum ärztliche Hilfe benötigte, und nahm ihr Set erst wieder auf, als die Situation vollständig geklärt war. Ashley Cooke wirkte herzlich und wie das nette Mädchen von nebenan, während sie stimmlich aber mit einer kräftigen Stimmfarbe überzeugte und in ihren Songs aber klare Botschaften vermittelte. Als Abschluss gab es dann schließlich noch die Single “never til now”, ein Duett mit Country Sänger Brett Young, der in diesem Jahr ebenfalls seinen Weg nach Köln finden wird.
Nach dem etwas ruhigeren Einstieg in den Abend ging es weiter mit Jordan Davis, der für seinen Auftritt eine fünfköpfige Liveband mit auf die Bühne brachte. “You never really know how it happens: all of a sudden, you’re just buzzin’ and havin’ a damn good time” hieß es im ersten Song und sogleich bewies der Countrystar, woher seine The Damn Good Time World Tour ihren Namen hatte: eine gute Zeit für alle Anwesenden war das klare Ziel des Abends. Und diese bekam man auch – zumindest denken wir das, denn die sichtbaren Reaktionen des Publikums fielen eher spärlich aus. Vielleicht war es in den vorderen Reihen anders, doch in der hinteren Hälfte der Konzerthalle sah man kaum noch Menschen mitsingen oder die Hüften schwingen. Stattdessen fokussierte sich die Menge auf einen lauten Applaus als Reaktion.
In fast zwanzig Liedern präsentierte Jordan Davis seine markante rauchig-weiche Stimme, die eins-zu-eins wie auf Platte klang. Neue und alte Songs füllten das Set mit musikalischen Highlights, während der Sänger zwischen den Tracks immer wieder Geschichten über die Entstehung und Hintergründe der einzelnen Texte erzählte. So habe ihn eine alte Collegefreundin in einer Bar zum sommerlichen “Almost Maybes” inspiriert, wohingegen das eher melancholische “Next Thing You Know” vom viel zu schnellen Älterwerden seiner Kinder handelt. Auch die aktuelle Single “Tucson Too Late” durfte natürlich nicht fehlen und den Song “Good News Sold” über die schlechten Nachrichten, die wir tagtäglich auf unserem Handy vorfinden, gab es an diesem Abend vorab schon exklusiv live zu hören, obwohl er erst Ende Februar als Single erscheint. Dass Jordan Davis nicht nur für musikalische Unterhaltung sorgte, sondern auch die Hintergrundgeschichten seiner Songs teilte, verlieh dem Konzert etwas mehr Tiefe und eine angenehm persönliche Note. Allgemein kann man sagen, dass die Texte von Country-Songs entgegen aller Vorurteile nicht immer nur von Jesus und Whiskey handeln, sondern insbesondere auch im Falle Jordan Davis genre-spezifisch sehr nachvollziehbar und mitten aus dem Leben gegriffen sind.
Einen besonderen Moment bildeten an diesem Abend außerdem die Album-Medleys. Nach einer kurzen Einleitung spielte der Sänger hier mehrere Tracks seines 2018 erschienenen Debütalbums “Home State” hintereinander, ehe der Sänger dasselbe für sein aktuelles Album “Bluebird Days” tat. In der vorangehenden Ansage erklärte Jordan Davis, dass er in den Tracks die Scheidung seiner Eltern, die Zeit mit seinem geliebten Großvater und seine Ansprüche an sich selbst als guter Ehemann verarbeitet habe. Mit einem Lächeln fügte er hinzu, dass es im Anschluss an diesen eher deprimierenden Teil der Setlist nur noch gute Laune Tracks geben würde. Der Countrystar hielt sein Wort und beendete den Abend schließlich mit seinen eher frechen Lovesongs “Slow Dance in a Parking Lot” und “Take It From Me”. Als Zugabe gab es dann noch die prämierte Erfolgssingle “Buy Dirt”, die auch als Design für die verkauften Tourshirts diente, und das Kölner Publikum schließlich doch noch zum gemeinsamen Mitsingen animierte.
“Sound of Nashville” bot die perfekte Atmosphäre, um dem Kölner Karnevalstrubel zu entfliehen. Und Cowboyhüte und -boots haben an diesem Abend bewiesen, dass sie weitaus mehr sind, als nur ein Karnevalskostüm, sondern mit der entsprechenden Musik vor allem für eine Damn Good Time sorgen können.
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Weitere Sound of Nashville Events findet ihr hier.
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