Esther Graf, Live Music Hall Köln, 17.10.2024

Esther Graf_Live Music Hall_17.10.24

Es ist gerade einmal etwas über ein Jahr her, dass Sängerin Esther Graf im ausverkauften Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln während ihrer „Noch nie begegnet“-Tour eindrucksvoll bewiesen hat, warum sie permanent zu den Neuentdeckungen der vergangenen Jahre gezählt wird. Bereits mit Songs wie „Red Flags“ und Features wie „Mit dir schlafen“ mit Alligatoah konnte sich die Österreicherin zuvor einen Namen in der deutschen Musikwelt machen. 2022 erschien mit „Nie begegnet“ die erste EP, 2023 folgte mit „Nach den schlechten Tagen“ die zweite EP. Erst im Juni dieses Jahres veröffentlichte die Sängerin ihr lang erwartetes Debütalbum „Happy Worstday“. Mit diesem im Gepäck beehrte sie die Live Music Hall in Köln, wo sie energetisch und mit viel Charme ihr „Star Potential“ bewies.

Gleich mit ihrem Opener „Background Check“ heizte sie der Menge in der nicht gänzlich ausverkauften Live Music Hall ein und schaffte von Beginn an eine wahnsinnig heimische Atmosphäre. Mit viel Energie und der nötigen Portion Spaß führte Esther Graf durch den Abend, zeigte sich nahbar und interagierte dabei viel mit ihrem Publikum. Immer wieder ließ sie kleine Anekdoten zu ihren Songs einfließen und bezog gleichzeitig auch ihre Band durchgehend mit ein. Das Zusammenspiel der Musikerinnen und Musiker auf der Bühne war dabei schön anzusehen; die Dynamik und Chemie zwischen den einzelnen Bandmitgliedern waren zu jeder Sekunde spürbar. Gerade weil viele Songs der Sängerin so nahbar und authentisch sind, ließ sich das Publikum absolut mitreißen, tanzte, sang laut mit und gab sich vollkommen der Musik hin – inklusive Moshpits.

Im Fokus des Abends standen die Songs des Debütalbums der Sängerin. Vierzehn der zweiundzwanzig Songs auf der Setlist stammten vom Album „Happy Worstday“, wobei Esther Graf auch die Features „Vergessen“ und „SOS“ zum Besten gab. Allerdings ohne die Unterstützung von Montez und Elif, die sonst auf den Liedern zu hören sind. Besonders gut kamen die punkigen Songs rüber, die wie maßgeschneidert zur Stimme und zum Sound der Sängerin passten. Aber auch Tracks wie „Wieso“ oder „Trash TV“ entfalteten live noch einmal deutlich ihre Wirkung – fast noch besser als auf dem Langspieler. Gleichzeitig durften natürlich auch Klassiker wie „Nummer 10“ nicht fehlen. Den fulminanten Abschluss der Show bereitete Esther Graf mit ihrer großartigen Hymne „Red Flags“.

Obwohl einige der „alten“ Hits der Sängerin in der Setlist integriert waren, fehlten leider Tracks wie „Geldautomat“ oder „Into It“. Gerade weil die Sängerin mit Aaron und Enya Boban gleich zwei Voracts dabei hatte, hätte ihre reine Spielzeit ruhig noch ein paar Minuten länger sein dürfen – auch weil sich ihr Repertoire an Songs durch die Veröffentlichung des Albums noch einmal erhöht hat.

Ordentliche Stimmung kam derweil noch einmal bei dem Track „Loslassen“ auf, den sie gemeinsam mit dem aufstrebenden Newcomer Aaron sang. Doch auch die ruhigeren Nummern bekamen ihr Spotlight, so etwa „Ein Lied“ oder das schöne „Vitamin d[u]“. Stimmlich brillierte die Sängerin derweil den ganzen Abend über. Vor allem in Kombination mit den Live-Instrumenten gewannen die Songs noch einmal mehr an Qualität und entwickelten durch die Euphorie des Publikums neue Dynamiken. Gerade die für Esther Graf so typischen „Break-Up-Songs“ funktionierten deswegen grandios und verwandelten die Live Music Hall in einen brodelnden Kessel.

Insgesamt hat Esther Graf ein Konzerterlebnis geschaffen, welches wahnsinnig viel Spaß und eine unverkennbare Energie mit sich gebracht hat. Sowohl das Miteinander der Band als auch das Miteinander des Publikums waren schön anzusehen, während die Sängerin auf der Bühne komplett aufgeblüht ist. Sie hat einen unverwechselbaren Sound, der live noch einmal viel besser hervorsticht und mehr als mitreißend ist. Dabei ist sie unfassbar sympathisch und schafft einen Safe Space auf ihren Konzerten. Auch wenn die Setlist für Fans der ersten Stunde an einigen Stellen vielleicht den ein oder anderen Wunsch offen gelassen hat, präsentierte Esther Graf ein rundum gelungenes Konzert, das einmal mehr ihre Entwicklung als Künstlerin und ihre Rolle in der Musikszene demonstriert hat.

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