Was hat eigentlich Louisa May Alcott damit zu tun? Direkt eigentlich wenig – und doch erinnere ich mich soeben an das elfte Schuljahr zurück, als im Englisch-Unterricht das Buch „Little Women“ von besagter Autorin auf dem Lehrplan stand und wir dazu eine Ausarbeitung machen sollten – kreativer Spielraum inklusive. Eine der Protagonistinnen des Coming-of-Age-Romans benahm sich auf eine Art und Weise, dass es mich dazu bewog, ihr „Stupid Girl“ von Garbage zu widmen und die Lyrics entsprechend abzudrucken (mit dem Verweis, dass natürlich keine hundertprozentige Übereinstimmung vorhanden ist, aber der Eindruck da ist). Und da wären wir dann an der Stelle, die bei Garbage immer wieder betont wird: Ja, Garbage gibt es schon sehr lange – schließlich erschien besagtes „Stupid Girl“ bereits 1995 auf dem selbstbetitelten Debüt-Album der Band. Und das, genau, ist nun bereits 30 Jahre her.
Drei Jahrzehnte später ist die Band immer noch da – und veröffentlicht mit „Let All That We Imagine Be The Light“ ihr achtes Studioalbum. Eines, das den typischen Alternative Rock der Band in den Mittelpunkt stellt, dabei aber doch irgendwie anders ist. Um es mit Sängerin Shirley Manson zu sagen: „Auf der Suche nach Leben, auf der Suche nach Liebe, auf der Suche nach all den guten Dingen in der Welt, die im Moment so dünn gesät scheinen.“ In Zeiten von Hatespeech und co. ein löbliches Ansinnen. Was dennoch nicht bedeutet, hier sei jemand altersmilde geworden. Dann würde der Opener des Albums vermutlich nicht „There’s No Future In Optimism“ heißen. Mit dem die Band direkt zeigt, dass ihr Sound unverkennbar Garbage geblieben ist. Mit druckvollen Gitarren, einer markanten Bass-Hook und dezent dröhnenden Klangflächen.
Auch das folgende „Chinese Fire Horse“ ist ein klares Signal von „uns gibt es noch“. Und das auch wortwörtlich: „I’ve still got the power / In my brain, in my body” heißt es da etwa, verpackt in eine druckvolle Garbage-Nummer. Bei all dem kommt die Abwechslung nicht zu kurz. „Have We Met (The Void)“ beispielsweise pulsiert mit dunklen Elektrosounds, startet verhalten und schwingt sich durch wavige Klänge hin zu einem Gesamtbild aus Gitarre und Synth-Rock. Überhaupt sind diese elektronischen Momente ein wiederkehrender Bestandteil, was auch eine Nummer wie „Love To Give“ zeigt. Stücke wie „Get Out My Face AKA Bad Kitty“ hingegen zeigen Garbage in ihrer rockigsten Form. Würde das nicht so gestrig klingen, könnte man sagen „wie damals“. Treffender ist eher: Der typische Garbage-Sound funktioniert auch anno 2025 noch wunderbar.
Am Ende stellt man begeistert fest: „Let All That We Imagine Be The Light“ ist alles andere als ein Alterswerk, sondern präsentiert eine Band in bekannter Stärke, die sich ein Stück weit vom Trotz in Richtung Trotzdem entwickelt hat. Die optimistischen Momente, das Suchen nach dem Guten, sie schimmern durch, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, was heute in der Welt schiefläuft. All das geschieht auf den zehn Stücken des Albums ohne Aussetzer. In diesem Sinne: Sehr empfehlenswert!
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Die Rechte am Album-Cover liegen bei BMG.
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