Wir bei minutenmusik sind Blondinator von (fast) Anfang an: Das erste Blond-Konzert, über das wir hier berichteten, war 2017 im recht leeren Tsunami Club in Köln. 8 Jahre später spielt die Band nicht mehr vor knapp 100, sondern vor 4000 Menschen. Gemeinsam wurde das größte Konzert der Blond-Geschichte gefeiert – mit Menschenpyramiden, Live-Hörspielen und jede Menge neuen Choreos.
„Ich träum doch nur von Free Baran Kok“
Wie es sich für die größte Show gehört, gab es auch einen besonderen Support-Act: Baran Kok kennen einige vielleicht schon diversen Auftritten mit Domiziana. Mittlerweile hat sich der offen schwule Rapper schon eine kleine, aber sehr ergebene Fanbase erspielt. Das hört man auch im Palladium, wo viele die (sehr sexuellen) Texte schon sehr intense mitgrölen. Baran ist angeschlagen, aber gibt trotzdem alles und klingt dabei auch wie ein Aspekt der Ikkimel-Domiziana-Sound-Bubble, der noch gefehlt hat. Schön & in your face! „Free Baran Kok“ wird vermutlich noch bis 2026 in meinem Kopf Rundlauf machen.
Große-Bühne-Test bestanden
Von Wachstumsschmerzen ist bei Blond ab Sekunde 1 nichts zu spüren. Man hätte ja vermuten können, dass dieser sehr verbindende Charme einer Blond-Show – die ja auch immer ein gewisses Grad an Interaktivität mit sich bringt – in dieser Hallengröße so schnell verloren geht wie der Harndrang-Balken in Sims. Aber nein: Zu „16 Jahr, blondes Haar“ lichtet sich der Vorhang und da steht unser liebstes Trio auch schon im Nebel. Auch wenn es natürlich ein kleines Best Of gibt, steht der Abend heute im Zeichen des neuen Albums „Ich träum doch nur von Liebe“.
Anders als der Vorgänger „Perlen“ hat diese Platte eine spürbare Sound-Kohärenz: Klassische Indie-Rock-Untermalung, die wahlweise in Euphorie oder Melancholie aufbricht, steht heute vor allem auf dem Programm. Das duftet angenehm nach 00er Jahren, CD-Stöbern im Saturn und Postern an den Wänden. Dafür geht es thematisch tiefer – eben mit dem Opener, aber auch mit „Fliederbusch“ über das schlimme Gefühl, für Freund*innen doch nicht immer da sein zu können, oder „Bare Minimum“ über die geringen Anforderungen an Männer. Egal ob dieser Sound, die Rave-Momente zu „Oberkörperfrei“ oder „Geile Bitch“ oder das Akustik-Cover zu „Ohne dich“ von der Münchner Freiheit – das klingt immer richtig groß und on point.
Mehr als nur Musik
Blond wären natürlich nicht Blond, gäbe es nicht neben der ohnehin großartigen Musik viel zu erleben: Die bekannten Kunststücke mitten im Publikum werden gefeiert inklusive vierstöckier Menschenpyramide, ein Live-Hörspiel wird mit dem Publikum performt, bei dem die große Lösung am Ende der Blond-Merch war, und natürlich stellen Nina und Lotta auch diverse tolle, neue Choreos vor.
Dass diese Momente nicht verloren gehen und Blond trotz 4.000er Venue noch Wohnzimmer-Vibes bieten & ganz ohne einstudiertes Majorlabel-Blabla auskommen, macht dann am Ende doch ganz warm ums Herz. Das große dreifache Finale aus „SB-Kassen Lover“, „Männer“ und „Girl Boss“ ist dann textlich auch noch der wahrgewordene Albtraum aller Konservativen & damit in seiner maximalen Unterhaltsamkeit umso großartiger.
„Es ist schön, es ist toll, Blondinator zu sein“ – jetzt auch in den großen Hallen!
Und so hört sich das an:
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Blond live 2026:
- 22.04. Die Pumpe, Kiel
- 23.04. Capitol, Hannover
- 25.04. moya Kulturbühne, Rostock
- 26.04. Modernes, Bremen
- 28.04. Skaters Palace, Münster
- 29.04. zakk, Düsseldorf
- 01.05. FZW, Dortmund
- 02.05. Garage, Saarbrücken
- 03.05. halle02, Heidelberg
- 04.05. E-Werk, Erlangen
- 06.05. ppc, Graz
- 09.05. Schlachthof, Wiesbaden
- 10.05. Central Club, Erfurt
- 24.7. Konzertplatz Weißer Hirsch, Dresden
- 13.08. Kulturbrauerei Open Air, Berlin
Beitragsbild von Julia.
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