Interview mit Whiteriver über ihr Signing und ihre Einflüsse!

Whiteriver Interview

Whiteriver – das sind fünf Jungs aus dem Siegerland, die ihrer Leidenschaft nachgehen und zusammen emotionalen Hardcore mit Post-Rock Einschlag schreiben und jede Show, die möglich ist, mitnehmen, um in jedem Fall auf die Bühne zu kommen und vor Leuten ihre Musik vortragen zu können. Obwohl es die Formation in der Zusammensetzung noch gar nicht so lange gibt, erschien letztes Jahr bereits ihr Debütalbum „A Beautiful Place To Hide“, welches auch uns mit seinen emotionalen Texten und atmosphärischen Soundwänden mitreißen konnte. Seitdem ist viel geschehen: Man hat sich von seinem Sänger Stefan Hoffmann getrennt, hat mit Marvin Berndt einen engagierten Ersatz für die geschrieenen Gesänge gefunden, bei Redfield Digital gesignet und vergangene Woche eine neue Single mit dem Titel „Fall“ veröffentlicht, die auch gleich ein schickes Musikvideo bekam. Was das Quintett so spielt und wer sie sind, können sie aber viel besser selber erklären. Wir haben uns nämlich am Tag des Singlereleases mit ebendiesem neuen Sänger Marvin und Anatoli Kalyuk, der den Großteil der Musik schreibt und selber Gitarre spielt, getroffen, um über ihre Band zu sprechen.

minutenmusik: Hallo. Beschreibt eure Musik mal in wenigen Worten für Leute, die euch vielleicht noch nicht kennen.

Anatoli: Wir vermarkten uns unter dem Begriff „Ambient Melodic Hardcore“. Es gibt eben diesen typischen Melodic-Hardcore, in dem es auch noch viele Bands gibt, die sich noch relativ stumpf halten, beziehungsweise einen hohen Hardcore-Anteil haben. Weil wir vorher mal Post-Rock gemacht haben – sogar noch unter „White River“, aber auseinander geschrieben – haben wir noch ziemlich viele Einflüsse aus dem Genre, also Post-Rock. Sachen, wie diese verhallten Gitarreneffekte und sowas kommen ja eindeutig aus der Ecke. Wir haben dann angefangen Musik zu schreiben, die wir erstmal als „Melodic Hardcore“ oder auch „Post-Hardcore“ betitelt haben. Jedoch kam dann immer mehr dieses Gefrikkel hinzu, diese vielen atmosphärischen Melodien, weshalb wir uns auf die Umschreibung „Ambient Melodic Hardcore“ entschieden haben.

minutenmusik: Was sind denn so eure größten Einflüsse?

Anatoli: Bewusst hatte ich – zumindest Instrumental – nie ein großes Idol oder soetwas. Ich feier natürlich so Sachen wie Napoleon oder aus der Post-Rock-Ecke sowas wie Caspian. Diese Einflüsse versuchen wir auch zu kombinieren. Counterparts hören wir aber zum Beispiel auch viel, obwohl die auch etwas „stumpfer“ sind. Mit Heart In Hand  hat das damals auch irgendwie alles angefangen in dieser Musikrichtung. Da bleibt dann natürlich immer etwas hängen.

Marvin: Viele Einflüsse ziehe ich bei den Vocals, weil ich den typischen Melodic-Hardcore wie Being As An Ocean höre, zum Beispiel aus Tom Weaver von Casey. Dann feier ich aber auch so etwas wie Secret Keeper. In die Richtung geht das alles bei mir.

minutenmusik: Würdet ihr euch einer Szene unterordnen und wenn ja, welcher?

Anatoli: Einer Szene…? (überlegt)

minutenmusik: Weil ihr jetzt schon hadert: Haltet ihr denn allgemein etwas von diesem Szenedenken oder findet ihr das sinnlos?

Anatoli: Einen Sinn hat das schon irgendwie. Alleine dieser Name bindet ja schon. Viele denken sich da sicherlich „Ach ja, Melodic Hardcore? Cool! Ich fahre auf andere Melodic-Hardcore-Bands ab. Das sollte ich mir mal anhören!“. Andererseits gibt es dann auch Menschen, die diese Namen oder diese Musik vielleicht noch nie gehört haben. Da schadet das dann auch schon ein bisschen. Zum Beispiel in dieser „Trve Metal“-Szene, in der die Menschen in ihrer Szene selbst schon total kritisch sind. Wenn es dann aber noch um eine andere Richtung geht, hat man es da schon mal schwerer.

Marvin: Szene ist eigentlich immer ein Begriff für eine Zusammenschluss, was ich an sich ganz cool finde. Das driftet aber auch schnell in die Richtung ab, dass diese Szenen eben komplett unter sich bleiben. Das ist als Band schon mal schwer, da einen Sprung in eine andere Richtung zu schaffen ohne gleich Szenenverrat vorgeworfen zu kriegen.

Anatoli: Szenemäßig weiß ich nicht, ob ich mich da zugehörig fühle. Ich höre halt saugern die Musikrichtung, aber eigentlich auch ganz viele andere Genres. Ich kann mich da nicht stur auf eine Szene festsetzen. Vielleicht sehen die anderen das aber auch anders. Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Dominik (Dabrowski, Bass) würde sich wahrscheinlich voll dem Hardcore zuordnen. Marvin (Roth, Gitarre) hört zum Beispiel auch nicht nur Hardcore, sondern auch Post-Rock und auch Techno und so einen Kram. Das höre ich aber auch, bezeichne mich selber jedoch nicht als „Druffi-Techno-Kid“.

minutenmusik: Ihr habt heute eure neue Single „Fall“ veröffentlicht. Ist die ein Vorreiter von einem neuen Album?

Anatoli: Da kann man sich eigentlich noch ziemlich bedeckt zu halten, weil vielleicht einige Dinge noch anders entschieden werden. Ein Album wird auf jeden Fall kommen, aber ob da jetzt noch etwas in Form einer Singleauskoppelung dazwischen kommt, kann man jetzt noch nicht sagen.

minutenmusik: Wir sind in jedem Fall gespannt! Ihr habt nicht nur eine neue Single, sondern auch ein neues Label, nämlich Redfield Digital. Wie kam es zu dem Signing?

Anatoly: Das war eigentlich lustig. Ein guter Kumpel hat uns den Tipp gegeben, dass die Pitchback Studios in Leverkusen in Kooperation mit Redfield Digital einen Contest veranstalten. Die ersten drei Plätze da haben Bands belegt, die viel weiter als wir waren. Die waren auf Facebook like-technisch weiter und gab es doppelt oder dreimal so lange wie uns. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube wir haben den inoffiziellen vierten Platz oder so belegt. Wir waren auf jeden Fall ziemlich weit oben, weil uns auf einmal der Chrisse von Redfield  auf die Email meines Labels „Openly Creative Zeitgeist“  angeschrieben hat.

Da gucke ich nicht so häufig rein, weshalb ich das fast übersehen hätte. Auf jeden Fall hat er uns angeschrieben und die anderen waren auch direkt alle begeistert. Ich glaube sonst wird man nicht so oft von Labels angeschrieben. Normalerweise kenne ich das, dass man als Band sehr hinterher ist ein Label zu suchen. Wir haben eigentlich bis da immer die Einstellung vertreten, dass man als Band den digitalen Vertrieb und sowas eigentlich auch fast selber machen kann. Das mache ich auch weiterhin, nur eben nicht für uns im digitalen Bereich. Das ist für uns eine neue Erfahrung mal mit einem Label zusammenzuarbeiten.

minutenmusik: Du hast das jetzt auch schon erwähnt: Redfield veröffentlicht eure Musik erstmal nur digital. Seid ihr noch auf der suche nach einem physischem Vertrieb oder denkt ihr, dass der digitale Weg die Zukunft ist und eh keiner mehr CDs und Platten kauft?

Anatoly: Platten sind momentan ja im Vormarsch. Die sind aber leider für mein mini DIY-Label ziemlich teuer. Wir machen das meistens so, dass wir als Band dann zusammen legen. CDs werden wir wahrscheinlich dann DIY, beziehungsweise über mein Labelchen, machen. Für Platten werden wir dann aber wahrscheinlich wen suchen und, wenn wir Demos haben, die dann rumschicken. Zur Not kriegen wir vielleicht ja noch ein bisschen Kohle zusammen. Das ist der grobe Plan.

Marvin: Ich habe persönlich auf jeden Fall den Wunsch das physisch herauszubringen. Ich finde es immer ganz cool seine eigenen Sachen auch auf Platte oder CD im Schrank zu haben.

minutenmusik: Ihr habt nicht nur ein neues Label und eine neue Single, sondern auch ein neues Mitglied, nämlich dich, Marvin. Ihr spielt heute Abend eure erste Show zusammen in der Formation. Seid ihr, beziehungsweise besonders du, sehr aufgeregt?

Marvin: Bis jetzt geht es noch. Mir ist gerade eigentlich eher ein bisschen kalt. Das wird dann wahrscheinlich gleich kommen, wenn ich so 20 bis 30 Leute vor mir stehen hab. Ansonsten hält sich das alles noch in Grenzen.

Anatoly: Ich kenne ihn ja schon aus der Probe, deshalb ist mir das relativ gleich. Ein bisschen gespannt, wie die Leute reagieren, bin ich aber schon.

minutenmusik: „Fall“ beschäftigt sich mit dem polarisierenden Thema Mobbing. Das müssen leider viele Menschen miterleben, ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder sonstwo. Ist das für euch ein persönliches Thema oder wolltet ihr mit dem Song auf etwas hinweisen?

Anatoly: Sowohl als auch. Ein paar Mitglieder der Band haben schon Erfahrung mit dem Thema gemacht – vor allem in der Kindheit. Es gab nicht irgendetwas bestimmtes, was der Text verarbeiten sollte, aber man wollte sich da doch mit der Thematik befassen.

Marvin: Genau, sich mit der Thematik auseinandersetzen und die Sachen einmal ansprechen. Das ist ein Thema, was irgendwie jeden betrifft und wo jeder irgendwie auch schonmal durch musste. Jeder hat ja schonmal einen dummen Spruch oder so in der Schule gesteckt bekommen.

minutenmusik: Das stimmt. So als Abschlussfrage: Was wollt ihr mit dem Projekt Whiteriver erreichen?

Anatoly: Berühmt sein und richtig Geld verdienen. (lacht) Nein, natürlich nicht. Ich mache mit unserem Gitarristen Marvin schon seit Ewigkeiten Musik. Wir hatten immer Lust eine Band zu haben und auch auf der Bühne zu stehen. Jahrelang hat sich das nicht ergeben, da immer irgendwelche Leute keinen Bock gehabt haben etwas wirklich durchzuziehen. Irgendwann hat sich das dann so ergeben mit dieser Band hier, dass es doch mal langsam läuft. Das Ziel ist nach wie vor aber immer noch einfach auf der Bühne zu stehen, Spaß zu haben und vielleicht Leute zu finden, denen deine Musik gefällt. Ich lebe da einfach nur meine Kreativität aus. Ich liebe es zu komponieren. Ich könnte eigentlich nicht ohne.

minutenmusik: Das ist doch ein schöner Schluss. Danke für das Interview und viel Erfolg bei der Show gleich!

Anatoly: Ja, sehr gerne!

Nach unserem Interview durften wir auch Zeuge der ersten gemeinsamen Show in der Neubesetzung werden und uns ein Bild davon machen, wo es Whiteriver in Zukunft wohl hintragen wird. Eins können wir auf in jedem Fall sagen: Die Jungs sollte man auf dem Radar behalten!

Und so klingt die neue Single:

Website / Facebook / Bandcamp / Instagram

Andere Beiträge über Whiteriver:

Rezension des Debütalbums “A Beautiful Place To Hide”.

Foto von Simon Schneider.

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