Kraftklub – Keine Nacht für Niemand

Album Nummer Drei beginnt so, wie man Kraftklub kennt: zackige Gitarrenriffs, selbstironischer Text – die „Band mit dem K“ ist ganz offensichtlich wieder da. Wer nun aber befürchtet, mit „Keine Nacht für Niemand“ einen Abklatsch der beiden Vorgänger serviert zu bekommen, kann beruhigt sein. Die Chemnitzer zeigen sich experimentierfreudiger und vielseitiger als zuvor.

Schon der erste Vorbote „Dein Lied“ sorgte bei der Albumankündigung für Diskussionen und Irritationen: Zum einen aufgrund der derben Wortwahl im Refrain, zum anderen aber auch, weil es mit dem orchestralen Sound eben so gar nicht nach dem altbekannten „Schema K“ klingt. Damit wurde zwar der krasseste Ausreißer der Platte vorweggenommen, aber trotzdem gibt es noch einige Überraschungen für die Hörer. Ausflüge in den Funk, groovige Melodien, Discobeats und vermehrt Synthesizer finden sich in den Tracks wieder. Insgesamt wirkt die Musik lässiger. Manchem mag dadurch in einigen Songs der Druck fehlen, doch in Nummern wie „Hausverbot (Chrom und Schwarz)“ geht es wieder in gewohnter Kraftklub-Manier nach vorne und als großes Finale dreht das fast 5 Minuten lange „Liebe zu Dritt“ noch einmal richtig auf.

Nicht nur musikalisch, sondern auch textlich haben sich Kraftklub weiterentwickelt und schlüpfen nun verstärkt in andere Rollen. Da geht es um die Ausbeutung und Unterwürfigkeit der Arbeiterklasse, um den deutschen Wutbürger und das Partyleben auf Drogen. Auch die Liebe darf natürlich nicht zu kurz kommen: Während einer der ruhigeren Titel einer ganz besonderen Form gewidmet ist, nämlich der Liebe eines Fans zu seinem Verein in guten wie in schlechten Zeiten, findet die zwischenmenschliche Gefühlswelt in einem der stärksten Albumtitel (neben dem heimlichen Titeltrack „Chemie Chemie Ya“) ihren Platz. „Am Ende“ beginnt gemächlich mit der Element of Crime-Zeile „Doch ganz egal woran ich gerade denke, am Ende denk ich immer nur an dich“. Was folgt, ist eine energiegeladene Rocknummer, die sich gerade in der zweiten Hälfte mächtig aufbaut, um sich dann in einem kurzen Gastbeitrag von Sven Regener zu entladen – Gänsehaut!

Regener ist somit neben Farin Urlaub („Fenster“) und K.I.Z.-Rapper Tarek („Venus“) einer der leicht erkennbaren Features auf der Platte, doch auf dem gesamten Album wimmelt es nur so von Referenzen. Das beginnt bereits beim Albumtitel „Keine Nacht für Niemand“ in Anlehnung an Ton Steine Scherben. Es zeigt sich aber auch in textlichen Zitaten oder Melodiepassagen, die mal mehr und mal weniger offensichtlich eingebaut wurden. Deichkind, Ol´ Dirty Bastard, Depeche Mode, Bronski Beat und immer wieder Die Ärzte – die Liste der inspirierenden und / oder teilnehmenden Künstler wird wohl nie komplett sein. Immerhin haben Kraftklub selbst bereits in unserem Interview gesagt, dass einige Gastbeiträge so versteckt sind, dass man sie niemals heraushören kann. Für aufmerksame Hörer wird es trotzdem immer wieder etwas zu entdecken geben – noch ein Grund mehr, warum das dritte Album alles andere als langweilig ist.

So hört sich das an:

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Festivals 2017:
08. – 10.06.2017: Greenfield Festival, Interlaken (CH)
04. – 06.07.2017: Rock for People, Hradec Králové (CZ)
08.07.2017: Happiness Festival, Straubenhardt
20. – 23.07.2017: Deichbrand, Seeflughafen Cuxhaven Nordholz
17.08.2017: FM4 Frequency Festival, St. Pölten (AT)
18.08.2017: Winterthurer Musikfestwochen, Steinberggasse (CH)
18. – 20.08.2017: Highfield Festival, Strömthal
26.08.2017: Rock im Pott, Gelsenkirchen

Keine Nacht für Niemand – Tour 2017:
17.10.2017: Rockhouse, Salzburg (AT)
18.10.2017: Conrad Sohm, Dornbirn (AT)
20.10.2017: Big Box, Kempten
21.10.2017: Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart
22.10.2017: Z7, Pratteln (CH)
24.10.2017: Halle Münsterland, Münster
26.10.2017: Swiss Life Hall, Hannover
27.10.2017: ÖVB Arena, Bremen
28.10.2017: Westfalenhalle, Dortmund
30.10.2017: Uebel & Gefährlich, Hamburg
31.10.2017: Sporthalle, Hamburg
02.11.2017: Max-Schmeling-Halle, Berlin
03.11.2017: Arena, Leipzig
04.11.2017: Festhalle, Frankfurt am Main

Die Bildrechte des Covers liegen bei Vertigo Berlin.

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