Ohne Frage gehört Billy Talent zu den erfolgreichsten Rock-Acts des letzten Jahrzehnts. Daher schaffen sie es auch immer noch die großen Hallen zu füllen. Auch an diesem Abend ist zumindest das Stehplatz-Kontingent komplett aufgebraucht.
Begleitet werden die Kanadier von Van Holzen, einer jungen deutschen Band, die momentan mit ihrem Debütalbum “Anomalie” (Rezension hier) für Aufsehen sorgen. Durch die sehr düstere Bühnenbeleuchtung erkennt man die drei Musiker nur sehr undeutlich, so dass man schnell dem Trugschluss, einer erfahrenen Band zu lauschen, unterliegen kann. Denn der Sound klingt sehr erwachsen, gesanglich erinnert die Band stark an Heisskalt, die Gitarrenriffs sind sehr kräftig und scheinen beim Publikum gut anzukommen. Dieses unterstützt die Ulmer selbstständig mit Klatschen und dankt mit lautem Jubel. Auch live kann Van Holzen also überzeugen und konnte heute sicherlich viele neue Fans dazu gewinnen.
Nach einer relativ kurzen Umbaupause ertönen schließlich die ersten Takte von “Devil in a Midnight Mass” – einem der älteren und härteren Stücke der Band. Im Laufe der kommenden, knapp 100 Minuten präsentieren die Kanadier schließlich eine Mischung aus neuen und alten Songs und beweisen dabei, wie viele Hits sie bereits hervorgebracht haben. Ob “Surrender”, “Red Flag” oder “Surprise Surprise”, aus allen Alben der Band scheint mindestens ein Lied allgemein bekannt zu sein. Wer mit Überraschungen rechnet, ist hier fehl am Platz, einzig “Cure for the Enemy” sticht neben den Hits heraus. Auffallend und auch überraschend ist hierbei die Reaktion des Publikums: dieses feiert vor allem die Lieder des neuesten Albums “Afraid of Heights”. Mitten im Set richtet Sänger Ben Kowalewicz die Worte an zwei seiner Freunde und Kollegen, die er dieses Jahr verloren hat: Chris Cornell und Chester Bennington. Im Zuge dessen widmet die Band das nächste Lied “Nothing to Lose” an die beiden und sorgen für einen Gänsehautmoment. Im Allgemeinen kann der Auftritt überzeugen, die Band zeigt sich sichtlich glücklich darüber, dass die Hallen weiterhin gut gefüllt sind. Einzig die Soundeinstellung lässt etwas zu wünschen übrig, insbesondere der vordere Bereich der Halle wird mit einem viel zu lauten Bass beschallt. Vor allem die Zugaben-Songs “Fallen Leaves”, “Try Honesty” und “Viking Death March” krachen nochmal richtig. Als Ben feststellt, dass Billy Talent jetzt für längere Zeit nicht mehr in Deutschland auftreten würden, ist die Trauer von beiden Seiten zu spüren. Aber eins ist wohl sicher: auch bei der nächsten Tour werden die Hallen sicherlich wieder ausverkauft sein.
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