Van Holzen – Anomalie

Van Holzen - Anomalie

Die Debüt-EP des Ulmer Rock-Gespanns Van Holzen erfasste uns letztes Jahr aus dem Nichts. So direkt und heftig hat man in den letzten Jahren aus der deutschen Musiklandschaft keine Riffs um die Ohren geballert gekriegt – nicht aus Deutschland und geschweige denn auf Deutsch. Die fünf Tracks der EP waren in sich extrem schlüssig, fuhren Headbang-Riff nach Headbang-Riff auf und wurden dazu mit nachdenklichen kryptischen Texten untermauert. Van Holzen haben da ein Lücke in der Industrie gefüllt, die dringender Schließung bedarf. Knapp ein Jahr später erscheint jetzt das Debütalbum der noch jungen Band, die so überhaupt nicht jung klingt, und tut der Szene wieder unglaublich gut.

„Anomalie“ heißt das zwölf neue Tracks umfassende Werk und ist um einiges vielseitiger als noch die EP. Hieß es auf dieser noch einen Song mit möglichst vielen Riffs zu beladen, wagt man hier den Blick in die Wüste und beschwört düstere Atmosphären herbei ohne dabei den Fokus auf den Riffs zu verlieren. Hierzu tragen neben den etlichen Delay- und Reverb-Effekten auf den Gitarren vor allem auch die ausgereifte Vocal-Produktion bei. Doch auch im Hinblick auf das Songwriting ist man diesmal viel vielseitiger. Gleich der Opener „Herr Der Welt“ fährt eine für Van Holzen Verhältnisse hohe Geschwindigkeit auf, wohingegen die zweite Vorabsingle „Schüsse“ eher poppigere Töne anschlägt. Selbst bei diesem Stück – dem wohl poppigsten der Band – wird deutlich, wie genial das Songwriting der noch so jungen Musikern ist. Spielt erst der Bass in den Strophen eine abgehackte Melodielinie, während die Gitarre ein komplett anderes Riff über diese setzt, beherrscht dann in der chaotischen Bridge die abgehackte Tonfolge – diesmal gespielt von beiden Saiteninstrumenten gemeinsam – das Soundbild. Manchmal erreicht man eben durch eine kleine Variation einen großen Effekt.

Das Album funktioniert auch als Gesamtwerk extrem gut. Vor allem das skizzenartige „Hyäne“ trägt zum guten Albumfluss bei – der ruhige Song wird von einer einfachen Gitarrenmelodie und reduziertem Schlagzeug bestimmt und leitet mit seiner knapp zweiminütigen Länge perfekt von dem heftigen „Jagd“ zu dem zu Beginn erst rauen, dann aber bombastischen „Kopfgeld“ über. Van Holzen haben dazugelernt und ein Album geschrieben, dass immer noch von brachialen Riffs dominiert wird, dafür aber um einiges mehr Atmosphäre erzeugt, als die EP und gerade durch seine Vielseitigkeit glänzt.

Und so hört sich das an:

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Van Holzen Live 2017:

01.03. – Berlin, Musik Und Frieden
02.03. – Hamburg, Hafenklang
03.03. – Köln, Blue Shell
04.03. – Ulm, Club Schilli

Die Rechte fürs Cover liegt bei Warner Germany.

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