Riot Spears – Luck

Der Herzschlag von “Luck” – dem zweiten Album der Riot Spears – schlägt zwischen aufgeschürften Ellbogen und unbekümmerter Melodieverliebtheit. Auf schmalen Grat macht es sich das Trio bequem und zelebriert zum zweiten Mal ihren Grunge / Noise / Angry Pop. Dieses Mal in extra wütend.

Ooops.. They did it again

Erstmal vorweg: Mit “Luck” setzen die Riot Spears ihren Marker ganz fest unter das Wort ‘vielseitig’. Auch wenn das Wort ‘Wut’ also häufiger in diesem Text vorkommen wird, passiert hier mehr als kathartisches Getöse. Besonders schön macht das der größte Hit der Platte deutlich: “Hot” ist eine feministische Liebes-Hymne, die mit hittigen ‘Ooh La La’-Einschüben ungewohnt kokett mit dem Tanzbein der Fans flirtet. Was die Riot Spears schon auf ihrem Debüt an Songwriting-Händchen antrainiert hatten, kommt auch hier in (fast) allen Songs ins dämmernde Rampenlicht. Kleine Ausnahme: Das wabernde “Excuse me, Radiohead”, das einen schattigen Ruhepol bildet – und das mit Violine!

Zorn & Liebe

Speaking of Ruhepol: Den kann man bei diesem Album auch gebrauchen, so unbehelligt wie die drei Berliner*innen gemeinsam durch Noise-Krater und Punk-Gezeter sprinten. Die Melodien weiterhin im Herzen wird es auf “Luck” dafür regelmäßig eskalativ. So eskalativ, dass Sängerin Martha Kamrath an einigen Stellen (wie etwa “Fools”) nahezu in Jonathan Davis’ (Korn) gurgelndes Gescatte abrutscht. Liest sich schräg, klingt aber richtig gut. Über alldem liegt eine dicke Schicht aus 90er Jahre Schwermut.

Große Empowerment-Schreie (“Undye My Hairs”), Angry-Pop-Beats (“Amygdala”) und tosende Arrangements klingen gleichzeitig nach 2025 und 1992. Schön: “Not Amused Gaslight Pizza” ist einer von vielen Beweisen, wie das Trio musikalisch gewachsen ist. Die sphärischen Wellen der Strophen klingen nach Walkman-Nostalgie und schaffen gleichzeitig die Startrampe für den polternden Refrain.

Ihr Album widmen die Riot Spears allen mit psychischen Erkrankungen und allen, die sich in ungeliebten Verhältnissen befinden. Geschrieben aus einer Perspektive der eigenen Zerbrechlichkeit. So ist auch jeder einzelne Aufruf zum Moshpit, zum Fäuste heben, zum Frust rauslassen zu verstehen: Als Antrieb – nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band selbst – immer weiterzumachen. Stark.

Wer DIY-Artists supportet, darf sich hier auch auf den zweiten Blick verlieben. Schönes Add-On: Dem Vinyl-Album liegt ein begleitendes, wunderschön illustrietes Zine bei, über das ihr jede Menge Input zu den Lyrics erhaltet. Lohnt sich!

Und so hört sich das an:

Bandcamp / Facebook / Instagram

Rechte am Albumcover liegen bei Riot Spears.

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