Das berühmt-berüchtigte zweite Album, das grundsätzlich immer das Schwierigste ist. Im Jahr 2017 veröffentlichte Harry Styles mit dem Song „Sign Of The Times“ und dem dazugehörigen Album „Harry Styles“ sein erstes Solo-Werk. Knapp sieben Jahre zuvor wurde er gemeinsam mit Zayn Malik, Louis Tomlinson, Liam Payne und Niall Horan zu der Band One Direction geformt. Nach der Trennung dieser im Jahr 2015 bewegte sich Harry Styles nach Zayn Malik als Erster auf eigenen Pfaden und konnte mit seinem Debütalbum vollends überzeugen. „Fine Line“ heißt nun der Zweitling und beweist sehr eindrucksvoll, dass Harry Styles erwachsen geworden ist.
Fernab von dem Mainstream-Radio-Pop veröffentlicht Harry Styles auf „Fine Line“ zwölf Tracks, die alles andere als eintönig sind. Sehr catchy kombiniert er Pop-Klänge mit Indie, Soul und Rock und macht sein ganz eigenes Ding. Soundmäßig entfernt er sich damit abermals um Meilen vom früheren One Direction Sound. Bei Songs, wie dem Opener „Golden“ mag man kaum glauben, dass dieser Typ einmal „What Makes You Beautiful“ angestimmt hat. Sehr erfrischend schafft Harry Styles eine gelungene Symbiose aus großartigen Lyrics und ebenso großartigen Musik- Arrangements. Die Songs sind daher sehr angenehm zu hören, in keinster Weise aufdringlich und sprechen oftmals bereits für sich. Harry Styles vermag es dabei sehr aufrichtig und ehrlich zu überzeugen. „Adore You“, ist beispielsweise sehr harmonisch und gleichzeitig emotional konzipiert. Bereits auf „Harry Styles“ bewies er, dass er deutlich reifer geworden ist – dies baut er auf „Fine Line“ noch einmal deutlich aus.
Die Songs sind wahnsinnig abwechslungsreich. Gerade da Harry Styles viel ausprobiert und nicht stringent ein Konzept verfolgt. Stimmlich brilliert er auf Songs, wie „Watermelon Sugar“. Gerade der kratzige Unterton seiner Stimme macht den Song grandios. Gleichzeitig vermisst man an einigen Stellen aber noch mehr stimmliche Vielfalt. Harry Styles lässt des Öfteren die Musik sprechen, weswegen er stimmlich an einigen Stellen untergeht. Es fehlt der Wow-Moment, in dem man sich an die Lyrics erinnern kann. Gerade deswegen handelt es sich auch um keine klassischen Radio-Songs.
Dennoch schafft Harry Styles mit „Fine Line“ das bisher wohl beste Album eines ehemaligen One Direction Mitgliedes. Er findet auf dem Album zu seinem eigenen Sound, probiert sich aber dennoch viel aus. Zudem ist er deutlich souveräner geworden, schafft es mit viel Ehrlichkeit und Liebe zur Musik zu überzeugen. Bereits bei One Direction war Harry Styles oftmals im Vordergrund – und das hatte auch seinen Grund. Mit „Fine Line“ zeigt er auf, dass das zweite Album nicht immer das Schwierigste sein muss.
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