So war die Never Say Die! Tour 2018 in Köln!

Am vergangenen Freitag brachte die Never Say Die! Tour die diesjährigen 7 Bands mit ihren Fans in Köln zusammen, um gemeinsam in das Wochenende zu starten. Bei dieser ganz besonderen Tour, die bereits seit 11 Jahren stattfindet, werden internationale Freundschaften geknüpft und Newcomer teilen sich mit Publikums-Lieblingen eine Bühne. Wie sich das äußert und auf die Atmosphäre auswirkt, lest ihr im nachfolgenden Bericht.

Um nichts von dem Konzert zu verpassen, hieß es für mich früh Feierabend zu machen und quer durch das Ruhrgebiet bis nach Köln zu fahren. Zum Glück war ich rechtzeitig zu Beginn in der Essigfabrik. Ganz im Gegensatz zu meinen Erwartungen war die Halle bei meiner Ankunft schon gut gefüllt. Jedenfalls versammelte sich die Kölner Fangemeinde härterer Musik bereits zahlreich um 17:30 vor der Bühne.

Als die Jungs von Thousand Below aus San Diego den Abend eröffneten, brauchte die Menge nur wenige Songs, um warm zu werden. Spätestens ab Mitte des Sets war der Moshpit im vollen Gange. Mitglieder von Polar, Northlane und den anderen Bands starteten bei “Sleepless” eine Kissenschlacht auf der Bühne, die bei Sänger James DeBerg zu sichtlicher Verwirrung und zu einem kurzen Lachanfall führte. Auch das Publikum wusste nicht recht, was dort geschah, feierte aber einfach weiter – jetzt erst recht. Mit so viel Spaß darf ein Freitagabend gerne beginnen, denn bei solch freundschaftlicher Atmosphäre fühlt man sich direkt wohl.

Die wohl härteste Band des Abends trat als nächstes auf die Bühne. Currents heizten die Menge ordentlich ein. Kein Wunder, dass mit jedem Song der Pit in der Mitte der Halle Zuwachs fand. Obwohl ich die Musiker technisch überragend fand, wurde ich mit der Stimme des Frontmannes Brian Wille nicht richtig warm. Nichtsdestotrotz konnten die Jungs offensichtlich viele Metalcore und Djent Freunde für sich begeistern und schauen hoffentlich mit ihrer anstehenden EP „I Let The Devil In“ bald wieder in Deutschland vorbei.

Jetzt war es Zeit für den ersten meiner zwei Favoriten: Polar aus England gehören zu den Bands, die einfach genau wissen, wie man ein Publikum zum Eskalieren bringt. Energiegeladen springen die Jungs über die Bühne und animieren die Menge dazu ihnen das nachzutun. Zwischendurch wurde mit (gefühlt) der ganzen Tour Crew mit den Worten “For the Boys” angestoßen. Dann ging es direkt weiter. Frontmann Adam Woodford signalisierte, dass er keine Lücke zwischen Band und Publikum akzeptiert, und kletterte auf den Wellenbrecher, um zusammen mit der Menge zu singen. Auch Gitarrist Tom Green ließ es sich nicht nehmen samt Gitarre durch die Halle zu surfen. Leider fand der bekannteste Song “Black Days” kein Platz im Set. Dafür durften die Fans sich aber über einen noch nicht veröffentlichtes Stück freuen. Das neue Album wird im Frühjahr 2019 erscheinen. Hoffentlich kommen Polar damit zurück zu ihren alten und neugewonnen Freunden nach Köln.

Während ich bei Casey zum Verschnaufen erstmal an den Rand ging, feierte ein Großteil des Publikums vor der Bühne weiter. Die Musik der Waliser konnte ich auch dort wunderbar genießen, jedoch waren die aggressiven Shouts des Frontmannes Tom Weaver eher von stressiger Natur. Ganz im Gegenteil dazu zeigte er sich zwischen den Songs sehr ruhig und bedächtig. Er machte darauf aufmerksam, wie wichtig es sei auf sich und seine Freunde zu achten. Besonders wenn es um das Thema seelische Gesundheit geht, solle man füreinander da sein. Offenherzig sprach Tom über seine Probleme mit Depressionen und kündigte an, den ganzen Abend für Gespräche bereit zu stehen. Die Organisation “Hope For The Day” war auch vor Ort, um Fans, die sich angesprochen fühlten, über dieses heikle Thema zu informieren.

Für die aus Recklinghausen stammenden Alazka war die Show in Köln eine Art Heimspiel. Euphorisch stürmten die Jungs auf die Bühne und steckten das Publikum direkt mit ihrer guten Laune an. Shouter Tobias Rische verrieht, dass es für ihn etwas ganz besonderes sei, in der Essigfabrik aufzutreten. Dankbar verschlug es ihn zu den Fans in die Menge. Ganz eindeutig vertraut er diesen blind, denn er stand auf den bloßen Händen des Publikums. Die Band mischte gekonnt alte und neue Hits. Der schönste Moment des Auftrittes war für mich die Performance von „Phantoms“ von der EP “Values & Virtues”, da Michael McGough (Being As An Ocean) für sein Feature auf die Bühne kam. Gemeinsam sorgten Band und Michael für eine wunderbar freundschaftliche Atmosphäre.

Wer sich wie ich besonders auf Northlane gefreut hat, wurde nicht enttäuscht. Mit ihrer Professionalität und außergewöhnlichen Musik kreierten die Jungs aus Australien eine unvergessliche Atmosphäre. Zusätzlich wurde es familiär, denn bei fast jedem Song gesellte sich jemand der anderen Bands zu Sänger Marcus Bridge. Hier wurde ich auch positiv von den tiefen Shouts vom Casey Frontmann überrascht. Aber auch beide Alazka Sänger, Brian Wille von Currents und Joel Quartuccio von Being As An Ocean bewiesen erneut, dass die Bühne bei der NSD! Tour zum Teilen da ist und viele Freundschaften geschlossen werden. Gitarrist Josh Smith übergab seine Gitarre bei Quantum Flux an Jonny Boucher von “Hope For The Day”, und sprang über den Bühnengraben hinweg in das Publikum, ließ sich auf Händen der Fans tragen und genoss es sichtlich ihnen so ganz nah zu sein. Northlane waren ein würdiger erster Headliner, denn dieses Konzert hat verdammt viel Spaß gemacht.

Mittlerweile war es schon 22:00 Uhr und die Bühne wurde ein letztes Mal umgebaut. Im Gegensatz zu mir zeigte die Menge keine Müdigkeit und empfang den zweiten Headliner Being As An Ocean energiegeladen. Das Publikum tanzte, moshte oder lag sich in den Armen – egal wie, die Menge genoss den Auftritt. Shouter Joel Quartuccio verließ wie so viele bereits zuvor auch die Bühne und verbrachte mindestens die Hälfte der Zeit entweder im Bühnengraben, um gemeinsam mit dem Publikum zu singen, oder er wanderte durch die gesamte Halle, damit er wirklich jedem seiner Fans einmal nahe sein konnte. Bei Songs wie „Dissolve“ und „The Hardest Part Is Forgetting Those You Swore You Would Never Forget” konnte so ziemlich jeder mitsingen und die ganze Essigfabrik klang wie ein erfreuter Familien-Chor. Mit letzterem Lied verabschiedeten Being As An Ocean uns ins wohlverdiente Wochenende.

Sieben Bands innerhalb von 5 ½ Stunden zu sehen war anstrengend, der Abend wurde jedoch extrem gut organisiert und verlief reibungslos. Die Never Say Die! Tour ist THE Place to go, wenn man möglichst viele Bands an einem Abend sehen und Teil einer ganz besonderen Gemeinschaft sein möchte. Leider war jeder einzelne Auftritt nicht sonderlich lang, aber immerhin ist es schon fast garantiert, dass Künstler der NSD! zeitnah wieder in Europa vorbei schauen werden. Vielleicht sieht man Bands, die während der Tour Freundschaft geschlossen haben, sogar gemeinsam wieder.

Und so hört sich das an:

Northlane

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Being As An Ocean

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Thousand Below

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Currents

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Polar

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Casey

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Alazka

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Fotos von Lucie Kreß

 

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