So war das Highfield Festival 2019!

Das Highfield Festival ist fast schon ein fester Termin in unserem Redaktionskalender: Bereits in den letzten Jahren berichteten wir von dem Indie-Festival im sächsischen Großpösna bei Leipzig und auch dieses Jahr wollten wir uns die dreitägige Party am Störmthaler See nicht entgehen lassen – was bei dem Line-Up kein Wunder ist, denn das konnte sich wie immer wirklich sehen lassen!

Los geht es in diesem Jahr am Freitag, den 16. August – und zwar bei strahlendem Sonnenschein. Während die vorherigen Tage eher grau und verhangen waren und auch in anderen Regionen Deutschlands eher Regen und Wolken dominierten, konnte sich das Wetter in Sachsen eindeutig sehen lassen und machte den Festivalstart nochmal angenehmer. Nachdem die meisten Besucher sich schon seit Donnerstag auf den Campingplätzen rund um das Festivalgelände eingerichtet und am Strand des Störmthaler Sees auf das Festival-Wochenende eingestimmt hatten, geht es Freitagnachmittag mit Rogers auf der Green Stage los. Die Düsseldorfer eröffnen das Festival in guter alter Punkrock-Manier und heizen die Stimmung für die noch folgenden Bands bereits ordentlich auf.

Trotz der noch eher frühen Uhrzeit beginnt das Gelände bereits sich langsam zu füllen und auch Drangsal, der erste Act auf der kleineren Blue Stage, kann sich über ein von Song zu Song wachsendes Publikum freuen. Mit gewohnt extravagantem Look, einer guten Mischung von Songs aus seinen beiden Alben und der altbekannten Cover-Version von Klaus Lages „1000 und 1 Nacht“ bringen Max Gruber und Band das Publikum zum Tanzen und haben nach ihrem Auftritt bestimmt den einen oder anderen Fan mehr. Weiter geht es dann auf beiden Bühnen etwas rockiger mit MontrealMuff Potter und Pennywise, die dem Publikum zeigen, wie ein richtiger Moshpit auszusehen hat, bis es mit Faber schließlich wieder etwas ruhiger wird. Spielte der Schweizer in den vergangenen Jahren noch die früheren Festival-Slots, darf er die Blue Stage in diesem Jahr eine ganze Stunde bei romantischer Sonnenuntergangs-Stimmung mit den Live-Versionen seiner Songs beschallen – passender könnte die Atmosphäre kaum sein.

Royal Republic aus Schweden bringen währenddessen die Green Stage zum beben. Mit ihrem neuen Album „Club Majesty“ sowie vielen Klassikern im Gepäck lockt die Band Festivalbesucher aller Altersgruppen zur Hauptbühne und feiert mit ihnen bis zum Anbruch der Dunkelheit einen ordentlichen Gig, bei dem niemand still stehen bleibt. Während die letzten Gitarrenakkorde der Schweden erklingen, dröhnt bereits lautes Gejubel von der Blue Stage herüber: Von Wegen Lisbeth stehen bereits in den Startlöchern und eröffnen ihr Set mit dem Hit „Meine Kneipe“. Die erste Welle füllt sich schnell und auch der Platz dahinter entwickelt sich immer mehr zur Tanzfläche. Der experimentelle Pop der Band passt perfekt in das Programm des Highfield und scheint auch bei den Besuchern bestens anzukommen.

Das wahre Highlight des Freitags spielt sich jedoch im Anschluss daran auf der Green Stage ab: Noch während Von Wegen Lisbeth ihre letzten Songs spielen, legen Feine Sahne Fischfilet dort mit ihrer ersten Festivalshow nach sechswöchiger (verletzungsbedingter) Zwangspause los und reißen die Bühne bereits nach wenigen Minuten vollkommen ab – was für ein Auftritt! Gefühlt jeder Besucher des Festivals scheint sich zur Green Stage begeben zu haben um dieses Spektakel mitzuerleben, auf den Leinwänden sieht man kein Ende der Menschenmassen und auch die Band selbst scheint sprachlos von einer solchen Resonanz. Mit Pyro, riesigen Moshpits, ausgelassener Stimmung und dem perfekten Festival-Soundtrack liefern Feine Sahne Fischfilet somit einen der besten Auftritte des gesamten Wochenendes ab!

Eher enttäuschend ist dagegen die „Performance“ von Cro, der zeitgleich auf der Blue Stage sein Set beginnt. Eher lustlos leiert er seine Songs auf einem riesigen Berg (?) auf der Bühne sitzend herunter und lässt auch bei älteren und beliebten Tracks keine richtige Stimmung aufkommen. So macht es leider wirklich keinen Spaß ihm zuzuschauen – noch nicht einmal von Weitem. Und obwohl der Auftritt von Jan Delay & Disko No. 1 bereits deutlich besser, energiegeladener und motivierter wirkt, will auch hier auf der Green Stage beim letzten Konzert des Tages keine wirklich gute Stimmung aufkommen. Bis auf die ersten paar Reihen tanzt und singt kaum jemand mit und die erste Welle wird viel zu früh geschlossen und bleibt somit enttäuschend leer, was ebenfalls nicht gerade zur Stimmung beiträgt.

Der Samstag beginnt für uns wieder nachmittags auf der Blue Stage – dieses Mal mit OK KID. Das Trio (welches beim Highfield leider ohne Rafi auskommen muss) überzeugt vor allem mit seinen Texten bei Songs wie „Warten auf den starken Mann“ oder „Lügenhits“, hat aber auch seinen bekannten Pop-Hymnen wie „Grundlos“ im Gepäck, wozu sich Frontmann Jonas kurzerhand in ein Schlauchboot setzt und crowdsurfend Becher für die Organisation „Viva con Agua“ sammelte – starke Aktion! Auch im weiteren Verlauf des Nachmittags steht der Samstag auf der Blue Stage ganz im Zeichen des deutschsprachigen Rap und HipHop. Als nächstes sind Die Orsons an der Reihe, die mit ihrem noch frischen Album „Orsons Island“ viele neue Songs dabei haben und auf der Bühne 45 Minuten lang eine riesige Party feiern – sowohl den Künstlern als auch dem Publikum ist die gute Laune deutlich anzumerken. So muss das sein. Auch Trettmann, der nach den Orsons auftritt, hat das Publikum auf seiner Seite – vor allem bei den bekannteren Songs wie „Standard“ oder „Knöcheltief“. Als er dann auch noch Unterstützung von Rapper Gzuz bekommt, der bei den gemeinsamen Songs der beiden seine Parts selbst rappt, sind die Fans natürlich begeistert – leider jedoch so begeistert, dass man fast nur noch Handys in der Menge sieht, was dann wiederum eher schade ist. Und auch stimmungstechnisch kann Trettmann nicht mit den beiden vorherigen Acts mithalten, was aber wohl auch einfach seiner eher ernsteren und weniger ausgelassenen Musik geschuldet ist.

Während Trettmann das Publikum also noch auf der Blue Stage mit Beats versorgt, legt Thees Uhlmann mitsamt neuer Band und neuem Song im Gepäck auf der Green Stage los. Obwohl es in den letzten Jahren musikalisch eher ruhiger um ihn geworden war, scheinen seine Fans ihn noch nicht vergessen zu haben, denn bereits vor seinem Auftritt begannen sich die erste Welle und auch der restliche Platz vor der Bühne ordentlich zu füllen. Und auch bei seiner Performance merkt man ihm die Quasi-Pause kaum an: Wie gewohnt schafft er es, die Menge mit seinen Songs mitzureißen, erzählt zwischendurch Anekdoten und kommt mit seiner sympathischen Art richtig gut an. Nach kurzer Pause auf der Green Stage (währenddessen haben Bonez MC & RAF Camora auf der Blue Stage gespielt, den Auftritt haben wir uns allerdings gespart) geht es schließlich erneut mit einem der Headliner weiter: AnnenMayKantereit. Nach wochen- bzw. monatelangem Touren ist das Highfield für sie einer der letzten Stops der Festivalsaison und somit scheinen sie auch nochmal alles rausholen zu wollen. Sowohl mit ihren ruhigeren als auch mit poppigeren Nummern können sie das ganze Publikum mitreißen, welches sich kurzerhand in einen riesigen Chor verwandelt, der jede Zeile ausnahmslos textsicher mitsingt. Erfreulich ist hier vor allem (zumindest wenn man die Band schon länger nicht mehr live gesehen hat), dass sie sich mittlerweile auch endlich etwas mehr auf der Bühne trauen: Es werden besondere Live-Arrangements gespielt, es wird getanzt oder einfach mal ein Song mitten im Publikum gespielt – so eine spannende Performance wünscht man sich als Festivalbesucher!

Ohne Pause geht es danach weiter mit SDP auf der Blue Stage und anschließend 30 Seconds To Mars auf der Green Stage. Zwei große Namen, zwei Headliner – zwei gute Auftritte? Leider können unsere Erwartungen nicht wirklich erfüllt werden. Wir schauen uns die Konzerte eher aus der Ferne an und so beschränken sich unsere Samstags-Highlights eher auf den Nachmittag und früheren Abend.

Nachdem der Samstag eher windig und bewölkt war, setzt sich das gute Wetter vom Freitag ab Sonntagvormittag weiter fort: Bei fast 30 Grad und Sonnenschein zieht es die meisten Festivalbesucher erst einmal an den Strand des Geländes am Störmthaler See – was das noch relativ leere Gelände am Mittag erklärt. Wir lassen es uns jedoch trotzdem nicht nehmen, auch den kleineren Bands in den frühen Slots am Sonntag eine Chance zu geben – zumal einige alte Bekannte dabei sind. Los geht es mit Basement auf der Blue Stage: Rockige Gitarrensounds und atmosphärischer Indie – definitiv eine gute Mischung um den letzten Festivaltag einzuläuten. Weiter geht es auf der selben Bühne mit Blackout Problems. Die Münchner haben uns in den letzten Jahren bereits des öfteren bewiesen, was sie live so drauf haben und stellen dies nun auch beim Highfield wieder unter Beweis. Dabei kann vor allem der neue, stilistisch etwas ungewohntere Song „Sorry“ überzeugen, während die Band mit gewohnt viel Körpereinsatz stagedivet, mosht und tanzt was das Zeug hält.

Nach einer kurzen Mittagspause im Schatten (während der wir leider die wundervollen Schmutzki verpasst haben) geht es für uns schließlich mit Nothing But Thieves und ihrem melodischen Alternative-Rock auf der Green Stage weiter. Noch ganz benebelt und glückselig von deren Performance scheinen wir uns jedoch verlaufen zu haben und landen schließlich vor der Blue Stage wo gerade Ufo361 „performt“ – oder besser gesagt undefinierbare Dinge von sich gibt und diese mit Autotune zur kompletten Unkenntlichkeit mischt. Wer’s mag. Um sich von diesem Schock zu erholen bleibt nur eines: Schnell zu Frank Turner, der mit seinen „The Sleeping Souls“ parallel auf der Green Stage sein Set beginnt. Mit einer guten Mischung aus Punkrock und Country schafft die Band eine lockere und stimmige Atmosphäre vor der Bühne und singt und spielt die Zuschauer am letzten Festivaltag in den Sonnenuntergang.

Wieder einmal verharren wir an der Green Stage und warten gespannt auf einen der Headliner der diesjährigen Ausgabe: Niemand geringeres als The Offspring! Dementsprechend hoch sind wieder einmal die Erwartungen an die Band – doch im Gegensatz zu den Headlinern von Samstag wurden sie hier definitiv erfüllt. Zwar sind die Herren Offspring mittlerweile etwas alt geworden (kein Wunder, bei der Bandgeschichte), doch mit ihren Klassikern, Coversongs und neueren Tracks zeigen sie, dass sie es noch immer drauf haben. Und seien wir mal ehrlich: Wer kann auch bitte bei „The Kids Aren’t Alright“ oder „Self-Esteem“ nicht tanzen und abgehen?

Pünktlich mit dem letzten Akkord von Gitarrist Kevin Wassermann zog sich dann jedoch der Himmel zu, es beginnt zu regnen und nach ein paar Minuten erhellen Blitze das Festivalgelände. Fettes Brot, die gerade mit ihrem Set auf der Blue Stage begonnen hatten, müssen ihren Auftritt daher unterbrechen und das ganze Festival wird zunächst für eine halbe Stunde unterbrochen. Nachdem den Besuchern geraten wurde, sich Richtung Auto zu begeben, kommt dann jedoch schnell die Entwarnung: Nach einer weiteren halben Stunde soll der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden und die beiden verbliebenen Acts Fettes Brot und Steve Aoki ihre Shows wie geplant spielen. Nach der kurzen Unterbrechung wird das Festivalgelände jedoch nicht etwa leerer – eher im Gegenteil: Man hatte das Gefühl, dass die Besucher jetzt erst recht noch einmal den letzten Abend genießen wollen.

So geben Fettes Brot gleich drei Zugaben bis sie sich schließlich endgültig von der Bühne verabschieden und uns zu „Steve Aioli“ zur Green Stage hinüber schicken, der mit seinem Set bereits angefangen hat. Mit seinem überdimensionalen DJ-Pult wirkt er irgendwie etwas verloren auf der Bühne und obwohl die Stimmung nicht schlecht ist, hinterlässt dieses Kontrastprogramm als letztes Festival-Set des Wochenendes doch ein merkwürdiges Gefühl. Ob das nun meine subjektive Abneigung gegenüber seiner Musik ist oder ob ein solches DJ-Set einfach nicht zum Highfield passt (oder zumindest nicht in den letzten Slot am letzten Abend), sei dahingestellt.

Dennoch lässt sich sicherlich festhalten, dass das Highfield Festival auch in diesem Jahr seinem guten Ruf wieder einmal alle Ehre gemacht hat und mit einem tollen, bunt gemischten Line-Up überzeugen konnte. Der einzige Wermutstropfen: Mit sookee war lediglich eine einzige weibliche Künstlerin gebucht – und das im Jahre 2019, wo Gleichberechtigung und Frauenquoten in aller Munde sind. Muss das sein, liebes Highfield?

Nichtsdestotrotz konnten wohl alle Festivalbesucher wieder einmal ein wunderschönes Wochenende am Störmthaler See mitsamt Sonne, guter Musik, einem bunten Programm und tollen Acts verbringen. Highlights waren dabei vor allem Feine Sahne Fischfilet, AnnenMayKantereit, Thees Uhlmann und The Offspring, aber auch die kleineren Bands konnten sich definitiv sehen lassen. Wer sich dieses Festival im nächsten Jahr also nicht entgehen lassen will, sollte sich schon mal den 14.-16. August 2020 im Kalender anstreichen, wenn die nächste Ausgabe des beliebten Festivals stattfinden wird!

Und so sah das aus:

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https://www.youtube.com/watch?v=AWxAh98ivX0

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Foto von Emilia / minutenmusik.

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