So war das Kölner Stadt Ohne Meer-Festival 2024

Quallendekoration auf dem Stadt Ohne Meer-Festival in Köln.

Köln ist zwar auch oft grau und liegt nicht am Meer. Mit der grauen „Stadt Ohne Meer“, die sie im gleichnamigen Lied besingt, meint die Indie-Band OK KID trotzdem ihre Heimat Gießen. Eigentlich. Dort – in Gießen, nicht in Köln – veranstaltet sie seit ein paar Jahren das “Stadt Ohne Meer”-Festival, zu dem sie aufstrebende Musiker*innen aus Indie, Rap, Rock und Pop einlädt. Köln jedoch ist für OK KID über die Jahre zur Wahl-Heimat geworden und so soll nun Mitte August am Tanzbrunnen die erste Köln-Ausgabe des “Stadt Ohne Meer”-Festivals stattfinden. Immerhin treffen die Beschreibungen aus dem Song eben auch auf die Millionenstadt zwischen altem (Bonn) und neuem Glanz (Düsseldorf) zu.

Also nun für einen Tag “Stadt Ohne Meer” in Köln. 6500 Musikfans in Rheinnähe an einem warmen, gar nicht so grauen Sommertag. Eigentlich oft im Weg, sorgen die heute mit Papierquallen verzierten Schirmpilze des Tanzbrunnens also für angenehmen Schatten. Auch die spontan eingerichteten Trinkwasserstellen jedoch können nicht verhindern, das bei der ein oder anderen der Kreislauf wegbricht und Konzerte kurzzeitig unterbrochen werden müssen. 1:0 für das Wetter. Die Versorgung grundsätzlich ist ausreichend. Pommes gibt es vielfach, außerdem Langos, Churros, Eis, Kaffee und die obligatorischen nicht-vegetarischen Grillangebote. Alles zu akzeptablen Preisen. Im Brunnenrondell kann sich unter dem Sternwellenzelt zudem kreativ auf dem Obstmarkt ausgetobt werden. Und am “Strand Ohne Meer” etwas Abstand vom Trubel vor und auf der Bühne genommen werden.

Es liegt eine vertraut-familiäre Stimmung in der Luft. Die Festivalgründer OK KID etwa lassen es sich nicht nehmen am frühen Nachmittag ihr eigenes Festival und erste Moshpits zu eröffnen. Es ist der vorerst letzte Auftritt des Trios vor einer längeren Pause. Als Zugabe – es ist eine der wenigen am heutigen Tage – gibt es dann ebenjenen, eigentlich von einer anderen Stadt aber doch so gut auf Köln passenden Song, das mittlerweile elf Jahre alte “Stadt Ohne Meer”. Auch Gastauftritte samt inniger Umarmungen gibt es zu Genüge. Apsilon etwa debütiert nicht nur ein Feature mit Blumengarten, sondern spielt auch einen unveröffentlichten gemeinsamen Song mit Paula Hartmann (all das: perfekte Werbung für das Debütalbum Apsilons, auf dem beide Songs im Oktober erscheinen werden). Paula Hartmann außerdem leiht “Paris Syndrome” von Blumengarten ihre seidenzarte Stimme. Blumengarten generell scheinen sich als Quasi-Kölner wohl zu fühlen, erzählen, dass sie nun beide in Köln wohnen (“Wir sehen uns in der Bahn!”) und debütieren einen neuen Song, das akustisch gehaltene “Daheim”.

Den Tag begleitet ansonsten ein buntes Stil-Durcheinander. Elimako aus Bamberg lullt mit skizzigen Liedern zwischen Songwriter und R’n’B ein. Tränen feiern das Neue Deutsche Welle-Revival samt einem gutlaunigem “Denkmal”-Cover und personalisierter Unterwasser-Pausenmusik (die Quallen!). Paula Hartmann hat ein angebrochenes Herz und zwischen Indie- und Rap-dahinpendelnde Songs über das Leben in der Großstadt im Gepäck. Und Jeremias, die den Abend abschließen, verteilen groovige, vielfach dankend angenommene Indie-Pop-Tanz- und Gesangseinladungen.

Das einzige Manko: Gerne möchte man an fantastischen Auftritten wie solchen von Apsilon oder den Tränen länger als 30 Minuten teilhaben. Der Timetable jedoch sieht gerade für die erste Handvoll Acts oft nur eine halbe Stunde vor. Mit einer zweiten Bühne ließe sich das für die nächste Ausgabe sicherlich lösen. Vielleicht liegt es daran, dass die grobe Zuschreibung zutrifft, aber das “Stadt Ohne Meer” und Köln sind trotzdem eine gute Kombi.

Das „Stadt Ohne Meer“ findet 2025 am 30.08. wieder in Köln statt. Mehr Informationen gibt es bald hier.

Mehr zum „Stadt Ohne Meer“-Festival gibt es hier.

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Fotorechte: Jonas Horn.

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