Die beeindruckende Skyline von Frankfurt am Main verspricht schillerndes Nachtleben und ein vielfältiges Unterhaltungsangebot. Lässt man die schillernde Großstadt jedoch hinter sich, so erreicht man nach einer halben Stunde Fahrt gen Norden das beschauliche kleine Städtchen Karben. Hier haben es sich die Organisatoren des Karben Open Air schon seit 13 Jahren zur Aufgabe gemacht, auch eine kleinere Ortschaft  mit Leben zu füllen. Immer größer wurde das Line-Up des beliebten Festivals in Karben mit Bands wie u. a. Sondaschule, den Leoniden, Turbostaat oder ZSK. Doch neben sommerlicher Festivalatmosphäre gibt es das Karben Open Air seit vier Jahren auch in einer abgespeckten Winter Edition, die passend zu den noch kühlen Temperaturen des Monats Indoor stattfindet. Vor dem Line-Up der Sommerveranstaltung muss sich die Winter Edition jedoch nicht verstecken.

Am 02. März 2019 machten wir uns auf die Reise nach Karben und erreichten einen kleinen Hinterhof, der den Außenbereich der Karben Open Air Winter Edition 2019 darstellte. Ein Food Truck, sowie der Merchandisestand aller Bands war hier neben der Garderobe aufgebaut. Um zum Eingang der Location zu gelangen, bahnte man sich seinen Weg durch ein Bierzelt, in dem die beiden Singer-Songwriter Domi Bade und Eddy Zinn abwechselnd in den Umbaupausen der Hauptbühne mit ihren gefühlvollen Songs für eine liebevolle Lagerfeueratmosphäre sorgten. Die anderen Bands spielten in der angrenzenden Scheune, in der es neben der Bühne natürlich auch eine Bar gab, die mit einer vielfältigen Getränkeauswahl aus dem lokalen Umkreis zu sehr fairen Preisen lockte.

Nun aber zum musikalischen Part der Karben Open Air Winter Edition: den Anfang machten Lady Moustache aus Frankfurt am Main. Die Mischung aus Alternative-Rock und Grunge-Elementen passte hervorragend zur düsteren Atmosphäre der Location. Starke Gitarrenriffs und die kräftige Stimme von Sänger Steffen überzeugten trotz der geringen Anzahl an Zuhörern bei Songs wie dem Anspieltipp “I Run“, und bescherte uns damit eine tolle musikalische Neuentdeckung.

Weiter ging es mit Radio Havanna, die mit ihrem Punk-Rock ein stetiger Garant für eine großartige Stimmung sind. An diesem Abend wollte es aber irgendwie nicht so recht funken – das Publikum zeigte sich wenig motiviert, auch wenn viele Fans der Band immerhin lautstark mitsangen. Doch nicht einmal den in einen Bademantel gehüllten Mercher wollten die Fans beim ersten Crowdsurf-Versuch tragen. Musikalisch lieferten Radio Havanna trotzdem ab: politisch motivierte oder gesellschaftskritische Songs wie “Homophobes Arschloch” oder “Anti Alles” setzen ein klares Statement und überzeugten trotz der etwas schläfrigen Beteiligung der Zuschauer.

Sehr gespannt waren wir, wie die nächste Band beim Festivalpublikum ankommen würde, denn niemand geringeres als die Killerpilze betraten die Bühne. Mitte der 2000er war das Münchener Trio eine der angesagtesten Teeniebands in Deutschland gewesen, doch irgendwie hatten sie diese Schublade danach nie so recht verlassen können, obwohl Jo, Mäx und Fabi genauso erwachsener wurden wie ihre Musik. Zunächst tummelten sich auch nur wenige Zuschauer in der Scheune, doch je länger die Killerpilze spielten, desto mehr füllte sich die Location. Die Band klang punkiger und härter, als die meisten Gäste es wohl erwartet hätten. Das letzte Album der Killerpilze war vor drei Jahren erschienen, doch im Herbst solle es endlich den Nachfolger geben. Sänger Jo animierte das Publikum während des Auftritts zum Mitsingen der “Na Na Na“-Parts und zeigte sich dabei erfrischend selbstironisch: “Klingt total bescheuert, aber machen wir uns nichts vor: wir sind ja auch ne Ex-Teenieband!” Gemeinsam mit den Zuschauern begaben die Killerpilze sich auf eine Zeitreise zurück in jedermanns Jugend und spielten dazu neben den aktuellen Tracks vor allem Nostalgiestücke wie “Richtig scheiße” und “Ich kann auch ohne dich“.

Begleitet von der andauernden Hoch-Stimmung des Karbener Publikums, enterten schließlich Die Toten Crackhuren im Kofferraum als Headliner die Bühne des Karben Open Air. Erst im Februar hatten die vier Mädels ihr neues Album “bitchlifecrisis“ veröffentlicht gehabt und eröffneten ihre energiegeladene Show direkt mit der dazugehörigen Single “Minus 1“. Die Toten Crackhuren im Kofferraum unterhielten das Publikum mit lauten elektronischen Beats, frechem Gesang und unterhaltsamen Tanz-Choreographien. Die mittlerweile ziemlich angetrunkene Zuschauergemeinde feierte die verrückte Musik der vier Mädels begeistert, und zeigte endlich die Art von Partystimmung, die wir zuvor bei Radio Havanna noch vermisst hatten. Sicherlich sind The TCHIK nicht jedermanns Geschmackssache, doch als Headliner des Festivals lieferte die Band definitiv ab und überzeugte mit einer ausgelassenen Party-Stimmung, mit der sich die Winter Edition des Karben Open Air nicht vor dem Original des Sommerfestivals verstecken muss.

Wer nun selbst Lust auf eine Partyreise nach Karben hat, dem empfehlen wir auf jeden Fall das reguläre Karben Open Air, das vom 23.-25. August 2019 stattfinden wird und bislang die auf dem Flyer abgebildeten Bands bereithält.

Karben Open Air

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Die Bildrechte liegen bei Yvonne/minutenmusik (Titelbild) und dem Karben Open Air (Flyer).

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