Interview mit Perez über „So Was Wie Ein Album“!

Vor wenigen Wochen veröffentlichten Perez das Mixtape „So Was Wie Ein Album“ mit welchem die beiden aktuell auf erster eigener Headline-Tour sind. Daher haben wir uns mit Jan (Sänger) und Mo (Schlagzeug/Beats) vor ihrer Support-Show mit Antiheld in Münster getroffen und ihnen ein paar Fragen gestellt:

minutenmusik: Heute ist euer letzter Tourtag als Support von Antiheld. Wie war es denn bis jetzt?

Mo: Das war mega! Sau starke Erfahrung und sau geiles Team, wir kennen uns auch schon sehr lang.

Jan: Das Schöne an der Tour ist, dass es einfach super familiär ist. Mit Antiheld sind wir jetzt 6 Jahre befreundet, man hat schon so viel miteinander gespielt und so viel miteinander gemacht, dass die Tour wirklich eine Klassenfahrt ist. Du fährst zusammen auf Tour und merkst dieses Headliner – Support Ding gar nicht. Es sind zwei Bands, die fahren auf Tour und es macht einfach super viel Spaß! Wir spielen eine dreiviertel Stunde, manchmal sogar bisschen länger. Das machen Supports normalerweise nicht. Es ist schon krass, wie die Jungs uns unterstützen und mit reinnehmen. Wir sind wirklich als Familie auf Tour.

Mo: Ja, extrem! Es ist auch meistens so, dass Supports mit eigenem Gefährt unterwegs sind und sich eigenständig um die Sachen wie Unterkunft kümmern. Und wir haben zusammen einen Anhänger, einen Tourbus, eine Unterkunft.

minutenmusik: Ihr habt vor ein paar Wochen „Sowas wie ein Album“ veröffentlicht, was ja eben ein Mixtape und kein Album oder EP sein soll. Warum genau diese Bezeichnung?

Jan: Das Ding ist wir finden beide, dass bei Alben ja immer ein Konzept, eine Idee dahinter steckt. Du setzt dich hin, schreibst ein Album, suchst die besten Songs aus und packst die auf ein Album. Das ist dann alles aus einer Phase und bei „So was wie ein Album“, eben dieses Mixtape, sind das Songs aus ganz vielen Phasen. Da sind noch Songs aus der Zeit als wir noch Schlaraffenlandung hießen dabei. Die sind teilweise ein Jahr, anderthalb alt und teilweise sind Nummern dabei, die wir 3 Tage bevor wir sie aufgenommen haben geschrieben haben. Dementsprechend ist es eben sehr bunt und Musik aus verschiedenen Phasen von uns zusammen getragen. Deswegen ist es kein Album, keine EP. Es ist mehr so geguckt, was wir haben, auf was wir Bock haben, was wir schon immer rausbringen wollten und jetzt ist es raus.

minutenmusik: Ist das auch der Grund, warum ihr es so schnell rausgebracht habt? Ihr habt es ja in nur zwei Tagen produziert…

Jan: Das hat mehrere Gründe. Ein Grund ist Zeit, weil wir wirklich keine Zeit hatten. Zwischen Tour und noch einer Tour und wann bringt man das nächste Album raus und vor allem wann nimmst du es auf. Das zweite ist, dass wir im März drei Wochen auf Tour fahren und wir haben uns überlegt, warum geht man eigentlich als Band auf Tour? Du sagst ja nicht wir gehen auf Tour und machst das einfach. Kannst du schon machen, aber irgendwie hat sich das komisch angefühlt. Wir haben einen Song released und dann fährst du auf eine Tour und Leute kommen, die ja gar nicht wissen, was passiert. Die wissen gar nicht auf was sie sich jetzt einstellen müssen. Da haben wir gesagt, dass wir irgendwas brauchen warum wir auf Tour fahren. Da haben wir dieses Mixtape aufgenommen und einfach Bock gehabt, die Musik rauszubringen so schnell wie möglich.

minutenmusik: Was motiviert euch denn Musik zu machen?

Mo: Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, weil das für mich selbstverständlich ist. Also als Beispiel ich habe einmal ich mal eine halbe Woche keine Musik machen können, weil mir mein komplettes System abgeraucht ist. Ich war nach einem halben Tag richtig kirre, weil mir so langweilig war, dass ich dachte Scheiße, was fang ich jetzt mit mir an? Natürlich hat man auch andere Möglichkeiten sich abzulenken, aber da hat einfach was Ordentliches gefehlt. Nicht so „ja ich würd es jetzt gerne machen“ sondern so „Scheiße ich will das jetzt weiter machen!“. Es gibt jetzt nicht ein oder zwei Sachen, wo man sagt, deswegen mach ich jetzt weiter, weil ich Musik machen will oder weil ich auf die Bühne will oder so, sondern es ist auf der einen Seite alles, aber eben auch das, was ich am besten kann und das einzige was ich machen möchte.

Jan: Ich glaube, was wir machen und was viele Künstler auch machen, ist Musik um der Musik willen. Du rutscht da irgendwann rein und fängst an dir das Ziel zu setzen:  Ich möchte mehr Musik machen, ich möchte größere Konzerte spielen, ich möchte weiter weg spielen beziehungsweise  am Anfang kommt ich möchte weiter weg spielen, dann möchtest du mehr spielen, dann möchtest du größer spielen. Und dann kommt das so Schritt für Schritt, dass sich diese Ziele auftun und immer wieder neue Ziele dazu kommen. Aber am Ende vom Tag machst du halt Mukke, weil du Mukke machen möchtest. Ich glaube, dass ist schon das, was einen dann motiviert. Dieses Kitzeln in den Fingerspitzen.

Mo: Was mich motiviert und für mich immer ganz wichtig ist, dass man die Musik macht, auf die man selber am meisten Bock hat. Selbst wenn keine Sau vorne dran ist und das feiert, sind wenigstens zwei Leute im Raum, die es geil finden. Und wenn man es am Ende selber ist, selbst dann hat es sich gelohnt.

Jan: Ja zwei finden es immer gut!

minutenmusik: Da du gerade auch so meintest „man rutscht da so rein“. Gibt es da Bands oder Künstler, die euch da beeinflusst haben?

Jan: Bei mir war das ganz klar! Ich habe mit elf angefangen Musik zu machen und hab angefangen Gitarre zu spielen. Ich war damals so ein Skater Pop-Punk Kid. Ich habe den ganzen Tag nichts anderes gehört als Blink-182, Sum41, The Red jumpsuit Apparatus. Eben diese komplette Pop-Punk Liga, die es damals gab und sehr groß war. Für mich war damals Tom Delonge der Gott. Das ist schon so ein bisschen der Grund, warum ich angefangen habe Musik zu machen. Du möchtest sein wie Tom Delonge. Du möchtest sein wie Chester Bennington. Das sind die Helden, die du dir als junger Mensch suchst und dann genau das machen möchtest, was die auch machen. So bin ich zumindest rein gerutscht.

Mo: Ich bin da eher über meine Eltern rein gerutscht. Ich muss mir heute noch von meiner Mutter nachsagen lassen, dass ich mit fünf so hyperaktiv auf Töpfen und Pfannen rumgeklopft habe, dass sie mich dann in den Schlagzeugunterricht gesteckt haben. Da ist dann ein paar Jahre später Klavier und so weiter drauf gefolgt. Dann bin ich auch relativ früh mit einem Kollegen aus der Schule in eine Band rein und hab dann so angefangen.
Aber Bands, die mich am meisten beeinflusst haben, waren auf der einen Seite Muse und einer der größten Pop-Acts Coldplay. Ich liebe diese Band! Es  gibt meiner Meinung nach keine Band, die geiler ist als diese Jungs. Und klar von mir ist das immer eher so Phasenweise. Es gibt jetzt keine Musikrichtung wo ich sage, dass das schon immer so 100% war. Sondern mal war es mal, dass man ein halbes Jahr nur  Trap gepumpt hat oder Viking-Metal. Das ist so von allem das mitnehmen, was einem was gibt.

minutenmusik: Nun zu einem weiteren Song vom Album, nämlich Fluchtpunkt.  Mögt ihr ein bisschen erzählen wie der Song entstanden ist?

Jan: Der ist relativ alt. Der ist noch zu Schlaraffenlandung Zeit noch entstanden. Wir hatten eine Phase, also ich der Texter hatte so eine Phase, ich wusste nicht so richtig wo ich hin will. Das war zu einer Zeit da hab ich schon mein drittes Studium abgebrochen gehabt. Ich wusste nicht so richtig, was ich mit mir anfangen möchte. Ich wusste ich will Musik machen, aber ich wusste, dass kann nicht alles sein beziehungsweise habe ich es mir zumindest eingeredet, dass das nicht alles sein darf. Ich kann nicht ohne Ausbildung, ohne Studium, Zukunftsperspektive und Sicherheit in das Leben starten und nur Mukke machen. Das war immer das, was ich mir eingeredet habe. Und deswegen war ich auf der Suche, was ich in der Musik machen kann, das mich auch irgendwo erfüllt. Wo ich an einen Punkt komme wo ich hin möchte und das ist dann eben Fluchtpunkt geworden.
Diese Suche nach dem einem Ziel. Du sitzt vor unglaublich vielen Möglichkeiten. Heutzutage kannst du alles machen. Du kannst jetzt sagen ich wandere in 2 Wochen nach New York aus und niemand hindert mich daran. Ich kann einfach ein Visum beantragen, mich in den Flieger setzen und dahin fliegen. Niemand hält dich auf. Du hast so viele Möglichkeiten, die du ergreifen, die du machen kannst. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen ist es halt super verwirrend. Das war so der Hintergrund von dem Song. Diese pure Verwirrung, was soll ich eigentlich machen. Es sind viel zu viele Möglichkeiten, um mir das eine herauszupicken. Mittlerweile weiß ich das. Damals war das auch ein Song, der mir beigebracht hat, dass ich die Sache, die ich mir rauspicken möchte, mir schon rausgepickt habe. Und das war die Musik. Und das musste ich erst begreifen.

minutenmusik: Wie ihr eben schon gesagt habt, kommt ihr eigentlich eher aus dem Alternative/Punk und macht ja jetzt doch eher HipHop. Wie seid ihr dazu gekommen?

Mo: Bei mir ist das folgendermaßen: Ich hab vorher mit einem Kollegen, mit dem wir dann auch Schlaraffenlandung gegründet haben, Alternative-Rock gemacht. Damals auch noch als Trio mit einem Basser. Da gab es dann irgendwann die Diskussion, dass er da keinen Bock mehr drauf hat. Er möchte was mit deutschen Texten machen und vor allem auch elektronischer. Zuerst haben wir angefangen dieses Rock mit Elektronik drin zu machen und irgendwann wurde ein Sprechgesang daraus. Mehr war das nicht. Der ist irgendwann ausgestiegen und ein paar Monate vorher haben wir glücklicherweise Jannik kennengelernt. Nachdem das Projekt zu Ende war, war es „Scheiße was machen wir jetzt“ , ach wir kennen doch den Dude, der rappt oder zumindest was ähnliches wie wir macht, lass den doch mal zu einer Probe einladen. Und in dieser Probe haben wir auch unsere ersten drei Songs geschrieben mit denen wir dann zwei Wochen später ins Studio gegangen sind und die aufgenommen haben.

Jan: Wir kennen uns eigentlich, weil ich so eine Pop-Punk Band a lá Blink-182 hatte und die Jungs so eine Alternativ-Rock Band a lá Foo Fighters so die Ecke. Wir haben zusammen Festivals gespielt und man hat sich irgendwie kennenglernt. Dann haben die sich eben umgegründet auf Schlaraffenlandung und angefangen deutsche Musik zu machen. Meine Band hat sich aufgelöst, weil alle weggezogen sind und so weit auseinander waren. Bei mir war dann das Ding, dass ich unbedingt Musik machen wollte, aber zu dem Zeitpunkt in eine neue Stadt gezogen bin. Ich kannte niemanden und habe überlegt, dass ich alleine Musik machen könnte. Da gibt es zwei Möglichkeiten: entweder DJ und Beat-producer oder HipHop. Und als DJ bin ich scheiße, das kann ich nicht und bin ich immer froh, dass Mo da ist und dann hab ich halt gerappt.

minutenmusik: Ihr habt ja auch an Bandcontests teilgenommen. Bandcontest werden ja viel diskutiert, ob die sinnvoll sind oder nicht. Meint ihr, dass es euch im Nachhinein was gebracht?

Mo: Auf jeden Fall! Ich kann die vollkommen verstehen, die das als verpönt betrachten. Aber ich muss sagen Bandconteste waren für uns das, was uns weitergebracht hat. Jetzt nicht unbedingt erfolgstechnisch… auch, aber zum Beispiel haben Jannik und ich uns durch einen Bandcontest erst einmal kennengelernt. Durch einen Bandcontest gibt es diese Kombo heute überhaupt. Ein großer Teil unseres Netzwerks und auch von den Möglichkeiten, die uns gegeben wurden, haben wir über PlayLive, also einen anderen Bandcontest, bekommen. Ich muss sagen, es ist eine wahnsinnig tolle Möglichkeit. Nicht nur, weil man die Chance bekommt vor vielen Leuten zu spielen, sondern eben auch in ein Netzwerk reinzukommen, wo viele Künstler drin sind, die eben mehr Erfahrung auf dem Buckel haben oder nochmal mehr Connections und das Ganze auf eine ganz andere Art und Weise befruchtet. Also ich find das ist eine Triple-Win Situation.

Jan: Ich würde jeder Band empfehlen an Bandcontesten teilzunehmen. Die Frage ist wie du an diesen Bandcontest rangehst. Gehst du da rein und sagst ich will das Ding unbedingt gewinnen, alle anderen Bands sind scheiße und ich schick meine Fans vor den anderen Bands raus, damit die ja nicht gewinnen? Oder sagst du ich geh dahin, weil da sechzehn andere Bands spielen mit denen ich mich eventuell später gut verstehe und da Freundschaften raus entstehen. Wie viele Shows wir gespielt haben, weil wir bei einem Bandcontest teilgenommen haben und eine Band kennengelernt haben, die gesagt hat „Hey wir spielen in Frankfurt, habt ihr Bock da Support zu spielen?“. Und dann spielst du eine Show in Frankfurt, dann bist du plötzlich raus aus deinem Bundesland. Das sind so Dinge die passieren, wenn du Bands kennen lernst und diese Bands lernst du ja nirgendwo anders kennen außer live. Wenn du eine kleine Band bist, die keinen großen Zugriff auf Live-Konzerte hast, dann machst du bei so einem Bandcontest mit und spielst plötzlich sehr viel live. Du lernst plötzlich sehr viele Bands kennen, dein Netzwerk wird größer, du findest Freunde, du findest Bekanntschaften, du findest teilweise Familie. Wir kennen zum Beispiel Antiheld wegen PlayLive. Jetzt sind wir hier auf Deutschland Tour und spielen teilweise ausverkaufte Läden zusammen. Das fängt alles irgendwo an, wo du dich kennenlernst. Dafür sind Bandcontest das Beste was du machen kannst. Einfach mit einem bisschen anderen Mindset daran gehen, dann ist sowas cool.

minutenmusik: Und zum Abschluss noch die Frage, welche Musik hört ihr aktuell so?

Jan: Viel zu viel! Also mein Underground Musiktipp ist Borni. Großartiger Rapper, sehr ausgefuchste Texte, unglaublich schönes Weltbild. Sehr guter Typ! Blinker läuft gerade bei mir sehr viel… was läuft gerade noch so rauf und runter? Alli Neuman!

Mo: Ich muss sagen ich bin ein wahnsinnig mieser Musikhörer. Ich hab je nachdem was für eine Phase immer so einen ganz bestimmten Geschmack und da hab ich auch keinen Bock was anderes zu hören, auch wenn es eigentlich gut ist. Was höre ich denn gerade ganz viel? )ch hab da so eine abgefahrene Indie-Playlist, die ich mir ganz gerne anhöre, weil das so total atmosphärischer Indie ist. da steh ich gerade auch total drauf und …

Jan: Sorry, aber apropos Indie: Eau Rogue und Into the Fray zwei Stuttgarter Bands!

Mo: Momentan höre ich gerade auch wieder relativ viel Heaven Shall Burn und Emil Bulls!

Jan: Ich höre das gerade auch wieder ganz viel. Ganz im Ernst meine Sommermusik ist Hardcore! Heute auf der Herfahrt haben wir Comeback Kid, The Amity Affliction, Parkway Drive und den ganzen Scheiß gepumpt. Richtig geil! Im Sommer Metal und Hardcore ist einfach das Beste!

minutenmusik: Vielen Dank für das Interview!

Das Mixtape „So Was Wie Ein Album“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

Headline Tour „SO WAS WIE NE TOUR”:

20.03. DE Hamburg -Knust Bar
21.03. DE Bremen –Tower
22.03. DE Berlin –Monarch
27.03. DE Dresden -Altes Wettbüro
28.03. DE München –Zehner
29.03. DE Nürnberg -Club Stereo

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Die Bildrechte des Fotos liegen bei Sina Bruckner.

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