8kids, Weststadthalle Essen, 03.06.2017

Mit ihrem Debütalbum „Denen die wir waren“ konnte die Darmstädter Band 8kids uns bereits überzeugen (hier die Rezension). Nun folgte im Zuge dieser Veröffentlichung gleich eine kleine Tour, um die neuen Songs live zu präsentieren. Kurz vor Beginn begann sich das doch recht junge Publikum bereits im kleineren Raum der Weststadthalle zu sammeln.

Bevor die Hauptband die Bühne betritt, stimmen aber zuerst anorak. aus Köln den Abend ein. Mit recht langen, durch Screamo und Hall durchzogenen Songs bietet die junge Band einen überraschend international wirkenden Post-Hardcore. Häufig verliert sich die zunächst klare Songstruktur in einem musikalischen Sog. Dies unterstützt noch ein Mal den ohnehin sehr emotionalen Gesang. Man sollte anorak. auf jeden Fall auf dem Schirm behalten!

Vor dem Beginn der eigentlichen Show tummelt sich die Band selbst noch vor der Halle herum, es herrscht eine sehr gemütliche und freundschaftliche Stimmung. Sobald aber der erste Takt der 8kids auf der Bühne ertönt ist dann auch schon vorbei mit gemütlich. Jeder einzelne Song wird mit so einer emotionalen und musikalischen Wucht vorgetragen, dass kaum Zeit zum Ausatmen bleibt. Auf der Setlist befinden sich nahezu alle Lieder von der EP „Dämonen“ und dem neuen Album. Ob nun das Herbert Grönemeyer-Cover „Der Weg“, das Hardcore-Ungetüm „Zerbrechen“ oder die Ballade im Rock-Gewand „Zeit“, überzeugen kann hier jedes Lied.

Einzig der Sound könnte etwas stimmiger abgemischt sein, die melodischen Teile der Songs leiden ein wenig darunter – Gitarrist und Clear-Vocal-Sänger Hans Koch ist zu leise eingestellt. Dennoch springt der Funken auf das Publikum über. Vor dem Lied „Kann mich jemand hören“ weist die Band darauf hin, seine Mitmenschen aufmerksam zu beobachten und auch mal nachzufragen, ob denn alles in Ordnung ist. Auch ein anderes Lied, „Schatten an der Wand“, befasst sich mit den Abgründen der menschlichen Seele. Hans erzählt hier, dass ihm dieses Lied live am schwersten fällt, da es von seinem Bruder handelt. Als der Gitarrist scheinbar ergriffen von dessen Psychose berichtet, wird dem Lied eine weitere Bedeutungsebene hinzugefügt, die Emotionen werden von der gesamten Band transportiert. Während sich Schlagzeugerin Emma nicht zu Wort meldet, aber musikalisch überzeugt, kann sich Frontmann Jonas Jakob kaum zurückhalten. Immer wieder steigt er auf die Boxen, singt und schreit aus dem Publikum heraus oder springt über die Bühne – man merkt, wie viel ihm jedes einzelne Wort bedeutet. Als letztes Lied haben die Darmstädter*innen „Zeit“ gewählt – das Ticken der Uhr bedeutet also das Ende des Konzerts – aber sicherlich konnte die Band wieder einige neue Fans dazu gewinnen. Auch dieser Live-Auftritt konnte unseren ersten Eindruck bestätigen: den 8kids könnte eine größere Rolle im deutschen Post-Hardcore bevorstehen.

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=fKuH7qjf_lU

 

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Beitragsbild von Julia Köhler

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