A Perfect Circle, Palladium Köln, 10.12.2018

A Perfect Circle Palladium Köln

Wie geht man heutzutage als Künstler mit Smartphones auf Konzerten um? Befürworten? Ignorieren? Kritisieren? Oder gar keine Meinung dazu haben? A Perfect Circle finden Handybildschirme und generell Foto- und Videoaufnahmen auf jeden Fall ziemlich scheiße – nicht ohne Grund werden alle Besucher von Ticketmaster am Tag des Konzertes per Mail daran erinnert, dass solche Aufnahmen nicht erlaubt sind, zusätzlich hängen in den Locations Hinweisschilder und auch direkt vor Beginn des Konzertes wird noch einmal per Durchsage darauf hingewiesen. Neben der Möglichkeit A Perfect Circle endlich einmal live zu sehen, bot das Konzert im Kölner Palladium also auch die Chance einmal auszuprobieren, wie sich Konzerte ganz ohne Handys anfühlen. Wie das wohl gewesen sein muss, damals. Die glorreichen Zeiten von denen die Älteren noch zu berichten wissen. Auch für mich keine leichte Challenge, wurde mir doch erst kürzlich von mehreren Arbeitskollegen ein „digitaler Lifestyle“ bescheinigt. Und ja es stimmt, ich kann mein Handy auch nur schwer weglegen – rede mir aber zumindest ein, dass ich sowohl beruflich als auch privat – unter anderem wegen dieses Blogs – darauf angewiesen bin viel damit zu kommunizieren. In den 2 Stunden mit A Perfect Circle sollte das verdammte Gerät nun aber in der Hosentasche bleiben und ich die Show genießen.

Los ging es gegen 21:15 Uhr gleich mit einem ganzen Feuerwerk an Hits. „Eat The Elephant“, „Disillusioned“, „So Long, And Thanks For All The Fish“ vom neuesten Album, „The Hollow“ und „Rose“ vom immer noch grandiosen „Mer De Noms“ und auch vom 2003er Album „Thirteenth Step“ rutschte mit „Weak and Powerless“ ein Song in den ersten Teil der Setlist. Mit Ausnahme von einigen kleinen Unstimmigkeiten was die Lautstärke des Gesang zu Beginn anging, klang der Sound im hinteren Teil der Halle außerordentlich gut. Ebenfalls schnell war die Frage geklärt, ob A Perfect Circle es schaffen den anspruchsvollen Sound von der Platte auf die Bühne zu übertragen: Ja, schaffen sie. Was die fünf Herren musikalisch dort zaubern, klingt einfach nur toll und trotz stark abgedunkelter Bühne – besonders Sänger Maynard James Keenan trat kein einziges Mal ins Scheinwerferlicht hervor – macht es Spaß den Musikern bei ihrer Arbeit zu zu gucken. Trotz anspruchsvoller Rhythmen und Melodien haben die Bandmitglieder ihre Instrumente voll im Griff und es ist eine wahre Freude besonders dem Drummer zu zu schauen und Maynard James Keenan zu lauschen. Ich habe selten einen Sänger gehört, der eine so interessante Stimme hat und dann bei der Liveperfomance auch noch genauso klingt, wie auf Platte. Alles in allem war der erste Abschnitt des Konzertes absolute Spitzenklasse.

Leider folgte dann im Mittelteil ein kleiner Durchhänger. Einerseits brachten A Perfect Circle ein eher unnötiges Cover von “eMOTIVe” in ihrer Setlist unter, andererseits folgten hier jedoch auch einige Songs, bei denen der Funke nicht so richtig übersprang – zumindest nicht nach der ganzen direkt zu Beginn der Show freigesetzten Energie. Spätestens mit „The Contrarian“ und „TalkTalk“ war die Begeisterung von Beginn dann jedoch wieder da. Überall in der Halle sah man Menschen, die ganz für sich alleine dieses Konzert genossen, teilweise die Augen geschlossen hatten und einfach die Musik auf sich wirken ließen. Eine tolle Atmosphäre herrschte im Palladium, an der auch die Lichtshow und das Bühnenbild nicht unschuldig waren. Neben zahlreichen installierten Videoscreens, die jedem Song ein anderes farbliches Setting verpassten, zeigten die Lichttechniker was man mit gutem Bühnenlicht so alles machen kann. Was hier geboten wurde, war tatsächlich herausragend – davon sollte sich die eine oder andere Band, die mit dem immer gleichen Lichtkonzept auftritt, mal eine Scheibe abschneiden. Mit Ausnahme des kleinen Durchhängers im Mittelteil war dies ein Konzert, welches in der Gesamtbetrachtung als sehr gut bezeichnet werden kann.

Und das Verzichten aufs Smartphone? Wie war das schlussendlich so? Erst einmal sehr leicht, denn die Bühnenshow von A Perfect Circle war wirklich fesselnd – obwohl die Band und vor allem Frontmann Maynard James Keenan ja kaum zu sehen waren. In der Musik von A Perfect Circle kann man sich jedoch unheimlich gut verlieren und sich treiben lassen, die sensationelle Lichtshow hat dann ihr übriges getan. Spannend ist, dass das Smartphone-Verbot tatsächlich funktioniert hat – ich habe kein einziges Handy während der gesamten Show gesehen – mit Ausnahme des letzten Songs, bei dem die Band das Fotografieren erlaubte.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Vern Breitenbucher.

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