Alligatoah, Theater am Tanzbrunnen Köln, 16.11.2016

Ein Rapper auf Akustiktour – klingt komisch, ist aber gut! Dass dieses Konzept tatsächlich funktionieren kann, hat Alligatoah bereits in den vergangenen beiden Jahren bei seinen „Akkordarbeit“-Touren bewiesen. Gestern fand der diesjährige Tourabschluss im Theater am Tanzbrunnen in Köln statt.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Alligatoah verzichtet bei diesen Touren auf seine Live-Band oder dicke Beats, sondern nimmt nur einen einzigen Musiker mit. Im ersten Akkordarbeit-Jahr war es Gitarrist Sandro, im letzten Jahr Pianist BRKN und in diesem Jahr „Onkel“, die ihn instrumental begleiten durften. Onkel dürfte den Fans als Schlagzeuger in der Live-Band des Rappers bekannt sein. Das Drumset hatte er dieses Mal nicht dabei, stattdessen ein Marimbaphon, ein Vibraphon und ein paar kleinere Trommeln. Beide Musiker schlüpften für die Dauer des Konzertes in die Rolle von Malern, das Bühnenbild stellte eine Baustelle dar. Während die Rolle von Onkel eher eine Stummrolle war, schien der Hauptdarsteller des Abends ganz in seinem Element zu sein. Neben seinen üblichen schauspielerischen Einlagen griff er im Laufe des Konzertes immer mal wieder zum Pinsel und „verschönerte“ eine Wand der Baustelle. Und nicht nur das, er zeigte auch, dass sich Farbeimer, Leitern und andere Requisiten hervorragend eignen, um darauf herum zu trommeln. Den Großteil der instrumentalen Arbeit bestritt aber natürlich Onkel und das ziemlich beeindruckend. Von den leisen und feinen Tönen, die z.B. „Denk an die Kinder“ fast schon bedächtig wirken ließen, bis hin zu so komplexen Melodien, dass man sich fragte, wie ein einzelner Mensch das eigentlich hinbekommen kann, selbst wenn er eine Loopstation zur Hilfe hat. Die Untermalung war jedenfalls auf jedes Lied perfekt abgestimmt und ließ so die Texte noch besser zur Geltung kommen. Und wer die Texte von Alligatoah kennt, der weiß, dass es sich hier durchaus lohnt, genauer hinzuhören! Doch nicht nur mit seinen ironischen Wortspielen konnte der Wahlberliner punkten. Auch seine Rap-Performance wurde ohne Backup auf die Probe gestellt und konnte voll überzeugen. Da wurde keine Silbe ausgelassen oder verschluckt und beim Song „Was der Bauer nicht kennt“ gab es sogar eine gelungene Imitation von Trailerpark-Labelchef Basti. Das vom Publikum lautstark geforderte Trailerpark-Medley fiel dagegen ganz besonders aus: Es dürfte wohl eines der kürzesten Medleys aller Zeiten gewesen sein. Dafür lieferten sich Onkel an seinen gewohnten Instrumenten und Alligatoah an der Gitarre über mehrere Minuten hinweg ein Medley-Battle, bei dem von Kinder- und Weihnachtsliedern über Rockklassiker bis hin zu Filmmusiken alles vertreten war. Definitiv ein sehr unterhaltsames Highlight an einem Konzertabend, der für Rap-Fans zwar ganz anders, aber gerade deshalb sehens- und hörenswert war!

So ähnlich hörte sich das an:

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Foto: Andrea Holstein

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