Interview mit Boston Manor über „Be Nothing.“

Anfang der Woche haben wir das Konzert von Boston Manor in Köln besucht. Wir hatten im Vorfeld die Chance, ein bisschen mit Sänger Henry zu plaudern, wobei ein interessantes Gespräch über Lieblingsmusik, die eigene Musik, die eigene Schulzeit und das Besuchen von Konzerten herauskam.

minutenmusik: Im September habt ihr euer erstes Album „Be Nothing.“ veröffentlicht. Wie würdest du das Feedback beschreiben, das ihr dafür bekommen habt? Immerhin war es euer Debüt und niemand wusste genau, in welche Richtung es gehen wird.

Henry: Wahnsinn! Wir wussten nicht genau, was wir zu erwarten hatten, aber es war unglaublich. Ich hätte mir keine bessere Rückmeldung wünschen können. Wir haben zwar gesagt: Egal, was passiert, Hauptsache ist, wir lieben es! Aber wir waren dann doch überwältigt. Bei diesen Shows in Europa wussten wir dann wieder nicht, was uns erwartet. In England sind wir schon viel getourt und die Leute kennen uns dort und die Shows werden voller, was sehr cool ist. In Europa haben wir bislang weniger gespielt. Allein die ersten beiden Abende der Tour jetzt waren dann aber wirklich super, ich bin sehr zufrieden.

minutenmusik: Der Albumtitel „Be Nothing.“ hinterlässt einen eher negativen Nachgeschmack. Was war die Idee dahinter?

Henry: Ich bin auch eher ein negativer Mensch. Ich denke, der Titel fasst ganz gut zusammen, worum es uns bei dem Album ging. Nicht alles ist fürchterlich. Er soll eher zum Ausdruck bringen, dass nichts wirklich von Bedeutung ist. Die Dinge, die uns um den Verstand bringen, sollten wir nicht in unser Leben lassen. Aus uns wird, was aus uns wird. Man sollte sich nicht an Positivem und Negativem aufhalten, sondern einfach frei sein. Daher auch das Cover.

minutenmusik: Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?

Henry: Ich denke nicht, dass wir noch eine Pop-Punk Band sind. Davon sind wir schon etwas weiter weg. Aber ich mache die Regeln nicht, wenn jemand denkt, wir sind Pop-Punk, dann sind wir es für ihn. Ich würde sagen, wir sind einfach eine Rockband. Lassen wir die Leute selbst entscheiden. Natürlich sind Pop-Punk-, Emo- und Punk-Elemente in unserer Musik zu finden. Aber wenn die Freunde meiner Mutter mich fragen: Wir sind eine Rockband!

minutenmusik: Handeln eure Texte von persönlichen Erfahrungen oder sind sie meist fiktiv?

Henry: Sie nehmen immer Bezug auf irgendwelche Dinge. Natürlich ist nicht alles über mich, aber das meiste behandelt Themen, die mich berühren. Der Song „Broken Glass“ ist über einen Freund, der vor knapp einem Jahr beinahe starb. Ich glaube, wir fühlen alle ungefähr dasselbe, weshalb unsere Textideen gut zusammen kommen.

minutenmusik: Wenn du auf deine Schulzeit zurückblickst, würdest du sagen, dass du eher eine gute oder eine schlechte Zeit hattest?

Henry: Ich hatte eine gute Zeit. Tatsächlich habe ich in der Schule viel gemacht, ich war kein Rebell. Ich hatte auch viel Spaß, aber habe auch hart gearbeitet. Ich hatte Freunde in der Schule, aber mein richtiger Freundeskreis war an anderen Schulen, was denke ich auch geholfen hat. Niemand mag Schule wirklich. Schule ist scheiße. Aber ich denke, ich hab das Beste draus gemacht. Es wäre cool, wenn man mal für einen Tag zurückkehren könnte.

minutenmusik: Hast du mal die Schule geschwänzt, um zu einer Rock Show zu gehen?

Henry: Ja, na klar. Kids, wenn ihr das lest: Verpasst niemals die Show, nur weil am nächsten Tag Schule ist! Geht zu der Show!

minutenmusik: Von welcher Band sollte jeder Fan sein, weil sie einfach gut ist?

Henry: Für mich gibt es nicht die eine Band, es gibt sehr viele, die ich wirklich liebe. Ich habe immer sehr viele wirklich alte Bands gehört, die man dann in einen Kontext mit den neuen Sachen setzen kann. Wir hören viel Pink Floyd, Led Zeppelin oder Black Sabbath. Eine neue Band, die unglaublich ist, heißt Apologies, I Have None. Wir lieben die Jungs, ihr Album ist verrückt. Hört euch das an!

minutenmusik: Kennst du deutsche Bands, die dir vielleicht sogar gefallen?

Henry: Wir haben eben über deutschen Hip-Hop gesprochen. Mein Freund aus Stuttgart hat mir eine lange Liste von Hip-Hop Künstlern gegeben, die ich mir anhören soll. [Direkt vor dem Interview zeigte Henry mir eine Playlist mit Künstlern wie Farid Band, Shindy oder Prezident. Letzterer hat es ihm sogar angetan.] Ich kenne auch ein paar deutsche Hardcore Bands, allerdings keine im Bereich Pop-Punk.

minutenmusik: Gibt es eine Band, die in deinen Augen komplett überbewertet wird und die du gar nicht ausstehen kannst?

Henry: Ja! Aber ich erwähne besser keine Namen. Da gibt es auf jeden Fall einige.

minutenmusik: Was für ein Gefühl sollen Fans haben, wenn sie eure Shows besuchen? Hast du besonders positive oder negative Erfahrungen als Besucher selbst gemacht?

Henry: Das sagt zwar jeder aber es stimmt einfach: Eine Art von Gemeinschaftsgefühl. Alle sind dort gemeinsam in diesem Erlebnis. Ich denke, jeder hat schon negative Erfahrungen auf Konzerten gemacht. Das Übliche eben – die Security geht zu hart mit den Kids um zum Beispiel. Oder was ich auch gehasst habe: Wir wurden vor der Show mal darum gebeten, das Stagediven sein zu lassen, und ich verstehe, was der Grund dafür ist, aber ich mag es gar nicht, wenn versucht wird, die Leute einzuschränken. Ich habe mich schon oft verletzt, meine Finger gebrochen und so. Man weiß, dass das passieren kann, wenn man da reingeht. Wenn du von der Bühne springst, kann es eben sein, dass du dich verletzen wirst. Als ich noch kleiner war, war ich auch in Moshpits und große Typen haben mich rumgeschubst und ich hab mir meine Nase gebrochen. Ich finde, man sollte sich da locker machen.

minutenmusik: Man kann davon ausgehen, dass es heute Abend auch einige Stagediver geben wird. Es gibt meines Wissens keine Securitys an der Bühne.

Henry: Ja, ich hoffe es!

minutenmusik: Denkst du, das ist immer eine gute Sache? Bands wie Modern Baseball zum Beispiel… [Henry unterbricht mich sofort, denn er weiß worauf ich hinaus wollte: Modern Baseball setzten sich in der Vergangenheit immer wieder für mehr Sicherheit auf ihren Shows ein, wobei das Stagediven eingeschränkt werden sollte.]

Henry: …ja ja, und Joyce Manor. Bei diesen Shows sind viele junge Mädchen in den ersten Reihen und große Typen sollten in solchen Fällen vielleicht aufhören zu stagediven. Im Normalfall bin ich aber nicht so drauf, dass ich etwas wie Niemals Stagediven! sagen würde. Aber da hat jeder sein eigenes Urteil zu fällen.

minutenmusik: Was ist dein absolutes Lieblingsalbum und warum?

Henry: „Wish You Were Here“ von Pink Floyd! Es ist das schönste und traurigste Album überhaupt. Klingt komisch, aber das ist tatsächlich das Album, auf das ich immer wieder zurückkomme. Ich kann nur jedem raten, es sich anzuhören.

minutenmusik: Habt ihr schon angefangen, Ideen für ein zweites Album zu sammeln? Gibt es bereits eine Vision davon, wie es klingen soll?

Henry: Wir werden es im neuen Jahr machen. Nach dieser Tour setzen wir uns im Dezember zusammen und fangen an, daran zu schreiben. Wir haben schon Ideen, es soll anders werden und nicht so klingen wie das erste. Die letzten Monate haben wir oft darüber gesprochen. Ich denke, im Herbst 2017 werden wir es aufnehmen. Hoffentlich. Für das Schreiben werden wir uns schon einige Monate Zeit nehmen. Ich will damit nicht hetzen.

minutenmusik: Zu guter Letzt: Eure Band wurde vor drei Jahren gegründet, als du 20 warst. Hast du einen Tipp für alle, die in dem Alter sind, eine Band gründen und damit größer werden wollen?

Henry: Tut es! Ohne euch Gedanken über eine große Karriere zu machen. Unser Gitarrist Mike ist 30 – er sieht zwar nicht so aus, aber er ist es. Er ist aber auch das Kind der Band. Aus bestimmten Gründen. Wenn ihr 19-20 seid, tut es einfach. Es ist das Beste, was ich je gemacht habe. Natürlich nur, wenn ihr damit glücklich seid. Tut es nicht, nur weil ihr denkt, ihr müsstet es unbedingt tun. Eure Zwanziger sind egal – macht, was immer ihr wollt.

So hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=FsVAMSWobRo

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Foto: KINDA Agency Pressefreigabe

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