Bilderbuch, München Tollwood, 21.06.2024

Bilderbuch beim Tollwood Festival in München

Vermutlich waren Bilderbuch an diesem Abend froh darüber, dass bei der laufenden Fußball-EM das Spiel der Österreicher gegen Polen bereits um 18 Uhr angesetzt war, also parallel zum Einlass in die Musik-Arena. Während die Menschen durch Regen und überfüllte Verkehrsmittel zu ihrem so gut wie ausverkauften Konzert in das ca. 6.000 Zuschauer fassende Zelt anreisten, konnten Bilderbuch das Spiel ihrer Landsleute gucken. Während die Band möglicherweise gerade die zweite Halbzeit schaute, begann der musikalische Freitagabend bereits um 19:00 Uhr mit dem Auftritt von Support-Act Kässy, die mit einer positiven Neugier vom Publikum empfangen wurde.

Zwar etwas minimalistisch in der Besetzung, dafür umso satter im Sound, sorgte die Duo-Besetzung der mit Sonnenbrille und ihrer Gitarre die Bühne enternden Wienerin für einen guten Start in den Abend. Was gar nicht so selbstverständlich war. Als Support-Act sowieso nie, vor allem aber auch nicht dann, wenn man aktuell bloß zwei Stücke auf Spotify hat. Aber der elektronisch rockende Sound und die sympathische Art trafen hier ganz offenbar den Nerv. Mal mit etwas ruhigeren Passagen, dann wieder hoch im Tempo, verfehlten Stücke wie „I Feel So Heavy“ ihre Wirkung nicht. Und auch wenn die Sonnenbrille ihr zunächst etwas Unnahbares gab, so taute sie doch schnell auf, stellte sich dem Publikum vor, erzählte etwas zu den Stücken und zeigte sich zum Ende mit „Should Have Called“ sehr dankbar. Ganz klar: ein Act, den man im Auge behalten sollte.

Setlist Kässy:

00. Intro
01. Skirt On Pants
02. I Feel So Heavy
03. When It’s Late
04. Do This Again
05. We Might Change
06. Should Have Called

Eine halbe Stunde später, inzwischen war es richtig gut voll geworden und Österreich hatte 3:1 gegen Polen gewonnen, ging das große Licht wieder aus. Es ertönte ein relativ langes Intro, zu dem die Band – begleitet von der großen Videoprojektion hinter ihnen – die Bühne betrat und mit „Softpower“ gleich mal die aktuelle Single als erstes zum Besten gab. Druckvoller Sound, markante Riffs und eine Bühnenpräsenz, die direkt spürbar war, eröffneten einen Abend, der von den ersten Tönen an Begeisterung versprühte. Ein bisschen Extravaganz, ein bisschen Übertreibung in manchen Ansagen, aber dabei auch genau das, was die Band ausmacht und wofür sie geliebt wird, all das war spürbar. Beispielsweise in der Ansage zu „Gigolo“, verbunden mit der Frage, wo denn in München die Gigolos seien, ohne dass man hier irgendwie in einen Alter-weißer-Mann-Gestus rutschte.

Gerade bei Hits wie „Bungalow“ ist in den vorderen Reihen – die sich gefühlt durch das halbe Zelt erstrecken – viel Bewegung auszumachen, gar Crowdsurfing ist zu beobachten, während auch die Band einen gut gelaunten Eindruck macht, wie man hinter aller Coolness spüren kann. Der Kontakt zum Publikum wird gesucht und gefunden, man greift noch einmal das 3:1 gegen Polen auf und prophezeit das EM-Finale Deutschland gegen Österreich. Vor allem spielt man ein gelungenes Set mit einer Reise durch die Diskographie der Band. Mit dabei ist auch eine gewisse Narrenfreiheit, wie „Aber Airbags“ zeigt, das auf eine gute Viertelstunde anwächst, psychedelische Momente hat, sich zeitweise in sich verliert, den Spannungsbogen dabei aber aufrechterhält und zu „Maschin“ als einem weiteren Hit überleitet.

„Maschin“ zeigt gut die Verwurzelung im Austropop, der Abend zeigt aber immer wieder, dass bei Bilderbuch deutlich mehr zu spüren ist und vielseitiger agiert wird. Wie auch in „Checkpoint (Nie Game Over)“, das in der Live-Version hier deutlich druckvoller wirkt als auf Platte. Und was natürlich nicht den Schlusspunkt darstellte, auch wenn die Band zunächst einmal die Bühne verließ. Für drei Stücke Zugabe kamen sie doch noch einmal zurück, um den Abend mit „Digitales Wunder“, „Spliff“ und „Bluezone“ abzurunden. Ein wirklich gelungener Konzertabend, bei dem es einem auch herzlich wenig ausmachte, dass es im Zelt äußerst zugig war und der Regen draußen sich auch nicht gerade besserte. Stattdessen sah man strahlende Gesichter, die den Pfützen ausweichend, einen äußerst guten Start ins Wochenende hatten.

Setlist Bilderbuch:

01. Softpower
02. Dino
03. Gigolo
04. Drugs
05. Bungalow
06. Lounge 2.0
07. Sprit N’ Soda
08. Nahuel Huapi
09. Willkommen im Dschungel
10. Kitsch
11. Baba
12. Aber Airbags (extended)
13. Maschin
14. Ab und Auf
15. Checkpoint (Nie Game Over)
16. Digitales Wunder (Z)
17. Spliff (Z)
18. Bluezone (Z)

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Und so hört sich das an:

Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.

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