De Staat, Gebäude 9 Köln, 26.10.2022

„Von einer Energiekrise ist hier heute aber nichts zu spüren,“ feixt Frontmann Torre Florim mitten im Set. Gut, über die Qualität dieses Spruchs lässt sich streiten. Über ihre Aussage aber definitiv nicht – das Gebäude 9 ist an diesem Mittwoch ein echter Hexenkessel. Und wer könnte den besser zum Kochen bringen, als der „Witch Doctor“?

Die Niederlande tischt auf

Bevor es in den Hauptteil des Abends geht, spielen aber Banji ihr Set. Das genau wie die Hauptband aus der Niederlande stammende Quartett bringt dabei einen ganz eigenwilligen Mix auf die Bühne. Ein bisschen 00er Indie-Vibes, ein paar Gesangsharmonien der Marke Rikas und dazu noch viele Querfeld-Ein-Synthesizer. Angenehm unterhaltsam und verdienterweise mit ziemlich lautem Applaus bedacht. Ein guter Aufheizer – und doch nur eine leise Vorahnung dessen, was dem Publikum gleich blühen sollte.

Wobei – eine große Überraschung sollte das für die wenigsten Anwesenden darstellen. Während De Staat in ihrem Heimatland schon beachtliche Hallen füllen, ist hier erstmal noch Geheimtipp-Status angesagt. Die Leute, die gekommen sind, sind deswegen vor allem: Fans. Und einige Leute, die von der Biffy-Clyro-Tour rübergeschwappt sind, bei der De Staat gerade im Vorprogramm performen.

Ab Sekunde 1

De Staat gibt es bereits seit 2006. Und das merkt man ihren Auftritten im besten Sinne auch an. Da stimmt einfach alles: Die Instrumente sind on fleek, der Gesang von Frontmann Torre Florim (sonst auch Gitarre), Jop van Summeren (sonst auch Bass) und Rocco Bell (sonst auch Keyboard) auch und die Lichtshow ist für die Hallengröße nahe an der Perfektion. Für die richtige Stimmung sorgt die Band ab und zu mit kurzen Ansagen und niedlichen Tänzen, aber Hand aufs Herz: Die Musik schafft das schon ganz alleine.

Mit ihrem kruden Mix aus Stakkato-Synthesizern, ähnlich gemünzten Beats und Riffs und einem energetischen Sprechgesangs-Melodie-Duo gibt es auf die 12. Und das fast die gesamten 80 Minuten Spielzeit. Das könnte man noch am ehesten mit einem Post-Punk-Enkelkind von Deichkind und Royal Republic vergleichen, aber eigentlich kommt dem Sound der Band nichts so wirklich nah. Ja, da steckt auch immer viel Ulk drin, aber auch Gesellschaftskritik en masse. Ja, hier gibt es auch mal richtig schön stumpfe Haudrauf-Synthies, aber auch immer wieder überraschende Rhythmusverschiebungen und herrliche Gesangsharmonien. Spaß meets Anspruch.

Diesen Abend gibt es die perfekte Setlist, die auch entsprechend zum riesigen Moshpit führt. Vom aktuellen Disco-Banger „Peace, Love & Profit“ über das sphärische „Murder Death“ von 2016 bis zum tobenden „Who’s Gonna Be The GOAT?“ gibt es keine Durststrecken, sondern Unterhaltung to the max. Die großen Highlights: „Pikachu“ mit der schönsten Choreo von Florim und Bell, „Witch Doctor“ mit den lautesten Chören des Abends und „Kitty Kitty“, dessen ekstatischen Synthesizer das Ende des Konzerts einläuten. Ist das hier die beste Liveband der Niederlande? Möglich. Angucken ist jedenfalls Pflicht. Dann wird das mit der Energiekrise auch beim nächsten Mal kein Thema mehr sein.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

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