Fil Bo Riva, Musikbunker Aachen, 20.04.2018

Fil Bo Riva Musikbunker Aachen

Der eine oder andere aufmerksame Leser dieses Blogs wird mitbekommen haben, dass ich drei Jahre in Aachen gelebt habe und es mich inzwischen nach Köln verschlagen hat. Ich bin jedoch immer noch regelmäßig in der westlichsten Stadt Deutschlands und liebe es durch die Straßen dieser kleinen Großstadt zu schlendern. So verschlug es mich am vergangenen Freitag für ein Konzert wieder mal nach Aachen. Fil Bo Riva besuchte die Domstadt zusammen mit den aufstrebenden Stuttgartern Rikas im Vorprogramm.

Mein letztes Konzert im Musikbunker war inzwischen schon fast wieder ein Jahr her, so dass ich mich sehr auf das typische Ambiente aus rauer Location und intimer Atmosphäre freute. Gepaart wurde das Ganze jedoch mit ein wenig Skepsis, da ich den Bunker im ausverkauften Zustand in der Vergangenheit eher als anstrengend empfand. Das Schild im Gang, welches anzeigte, dass sich der Merchandise-Stand dieses Mal sogar im Nebenraum befand, ließ da gleich schlimmes befürchten, musste man doch davon ausgehen, dass so viele Tickets verkauft wurden, dass nicht einmal mehr der Merch-Stand in den Hauptraum passte. Zum Glück bestätigte sich die Situation nicht, zwar musste man sich gerade während der Vorband Rikas erst einmal etwas durch die Menge bis ans hintere Ende durchkämpfen, dort hatte man dann aber massig Platz zum Tanzen und Lauschen.

Rikas sorgten dann gleich für gute Laune – die Mischung aus Gesangstalent und musikalischem Können gepaart mit Ironie und Witz wird ihnen sicherlich viele Fans einbringen, es ist ein sehr kluger Schritt, dass sich die Musiker dafür entschieden haben, fast das komplette Jahr auf Tour zu sein (nach der Fil Bo Riva Support Tour folgen zahlreiche Festivals im Sommer und danach eine eigene Tournee, auf der sie auch wieder halt in Aachen machen werden).

Dann folgte Fil Bo Riva. Der in Italien geborene Musiker hat seine Jugend in zahlreichen römischen Vorstädten verbracht, danach verschlug es ihn erst nach Dublin und seit 2012 lebt er in Berlin. Um ihn herum hat sich inzwischen eine vierköpfige Band gesellt. Nachdem im Herbst 2016 seine EP „If You’re Right, It’s Alright“ veröffentlicht wurde, erlebte Fil Bo Riva den ersten Hype – es folgten ausverkaufte Tourneen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dass auch auf dieser Tour wieder viele Städte ausverkauft sind, darunter Aachen, zeigt, dass der Hype anhält. Daran schuld sind Songs wie „Killer Queen“ und „The Falling“, die das musikalische Talent des Musikers zu Tage bringen und große Emotionen erzeugen. Fil Bo Riva ist ein weiterer Beweis dafür, dass die „Reibeisenstimme“ momentan einfach gerne gehört wird – Annenmaykantereit und Faber lassen grüßen.

Der Abend macht dem Publikum eine Menge Spaß. Obwohl Fil Bo Riva bisher nicht mehr als eine eine handvoll Songs veröffentlicht haben, gibt es mehr als eine Stunde lang Unterhaltung, die auch nicht dadurch getrübt wird, dass bereits nach dem ersten Song ein kleines Überbrückungsjingle performt werden muss, weil einer der Gitarristen mit leeren Batterien bestückt wurde und sich folglich über den Knopf im Ohr nicht selber hören kann. Dies wird nicht der einzige Moment an diesem Abend bleiben, an dem man das Gefühl hat, dass hier gerade etwas im Entstehungsprozess ist, ja das man fast schon im Proberaum live dabei ist. Das hat seine schönen Seiten und wirkt unglaublich nah und ist gerade für musikbegeisterte Menschen, die auch von dem Handwerkszeug dahinter etwas verstehen spannend zu beobachten, es gibt jedoch auch Momente an denen dies stört und eher irritierend wirkt. Wer bei Fil Bo Riva eine komplett durchdachte Show erwartet, der wird enttäuscht. Ebenso auch jeder, der viel Interaktion mit dem Publikum erwartet. Das kann man finden wie man will, Fakt ist, dass die Musik hier eindeutig in den Vordergrund gerückt wird.

Gerade mit seinen bekannten Stücken hat Fil Bo Riva das Publikum jederzeit auf seiner Seite, neue Werke kommen mal richtig gut, mal überhaupt nicht an. Vor allem ruhigere Songs finden im Publikum eher wenig Beachtung, schnell wird auch mal etwas lauter gequatscht und gelacht. So bleibt am Ende ein schönes Konzert mit tollen, emotionalen Momenten, aber auch dem Gedanken, dass hier noch Luft nach oben besteht. Auch die Setlist wirkt anhand ihres chronologischen Aufbaus noch nicht komplett bis zum Ende durchdacht, mit mehr Repertoire, was dem Publikum dann im Vorfeld auch bekannt ist, steht Fil Bo Riva jedoch die Welt offen. Wenn der Musiker mit seiner Band weiter an seinem Sound arbeitet, vermutlich irgendwann auch die großen Bühnen der europäischen Festivals.

Und so hört sich das an:

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Fil Bo Riva live 2018:

24.04. Ludwigsburg, Scala
25.04. Monthey, Pont Rouge (CH)
28.04. Zürich, Plaza (CH)
29.04. München, Freiheit (ausverkauft)
01.05. Wien, Flex
02.05. Nürnberg, Z-Bau (ausverkauft)
03.05. Leipzig, UT Connewitz
12.05. Bremen, Lagerhaus
14.05. Hamburg, Mojo
15.05. Rostock, Stadtpalast
17.05. Jena, Kasablanca
18.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg

Beitragsbild von Juliane Spate.

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