Froukje, Doornroosje Nijmegen, 11.05.2023

Für so ein kleines Land wie die Niederlande sind schon alleine die Streaming-Zahlen von Froukje schlicht beeindruckend. Fast alle Songs der Newcomerin sacken sich ein paar Millionen ein – und das noch vor dem Release eines Debütalbums. Das riecht doch nach Hype. Wie gut der charmante Indie-Pop mit ordentlich Synthie-Beilage live funktioniert? Eine kurze Reise über die Grenze später wissen wir: beängstigend gut.

Kleiner Club, große Show

Zuerst diese Erkenntnis: Vom Doornroosje können sich viele Clubs der gleichen Größenordnung in Deutschland 5 Scheiben abschneiden. Nicht nur, dass der Einlass super entspannt abläuft, hinzu kommt eine wirklich schöne Atmosphäre, toller Sound und eine sehr stilvolle Inneneinrichtung inklusive kleiner Coffee Bar, einem schönen Balkon und perfekter Ausstattung. Lieben wir! Wir lieben natürlich auch, dass passend zur Prime Time Luna Morgenstern auf die Bühne kommt. Die gebürtige Kölnerin eröffnet einige Shows der Club-Tour von Froukje und macht dabei einen tollen Job. Umgarnt von drückenden Synthies holt sie in einer One Woman-Show das Maximum aus den Boxen heraus und kriegt das Publikum zwischen Clubbing-Beats und Pop-Refrains direkt. Respekt dafür!

Noch beeindruckender geht es dann aber mit Froukje weiter. Die macht ihren Einstieg aus ihrem eigenen Zimmer. Das wird in einem kleinen Kasten auf der Bühne nachgebaut, die Musikerin kann also den Beginn ganz lässig vom Sessel aus performen. Da wird man nach dem ganzen Anstehen ganz neidisch! Für die Inszenierung gibt es mit diesem wirklich schön hergerichteten Bühnenelement schonmal die volle Punktzahl. Darum herum ist die Band auf verschiedenen Emporen arrangiert, die Lichtshow ist in Kombination mit diesen Faktoren dann endgültig der Beweis: Hier wird so viel aufgefahren wie für eine Künstlerin, bei der noch viel mehr als Club-Tour im Raum steht. Und das zieht sich durch.

Songwriting on point

Froukje singt nicht nur noch absolut lässig und gut, macht dazu noch super sympathische Ansagen (wurde mir zumindest durch ein fragmentiertes Synchron-Dolmetschen versichert), nein! Sie spielt auch mal eben 21 Songs. Und das, wie bereits erwähnt, vor dem Release eines ganzen Albums. Fast 90 Minuten Show werden hier geboten, etwas, das mittlerweile viele Acts selbst nach dem dritten Album noch nicht durchziehen wollen. Respekt dafür, aber das Material muss dann natürlich auch noch stimmen. Und wie es das tut – vom ersten Song „Groter dan ik“ bis zum Abriss-Closer „Ik wil dansen“ gibt es wahnwitzig viele Hits und wahnwitzig wenig Lückenfüller. Mit so einer Setlist kann man ganz große Bühnen spielen. Fakt. Besonders schön ist dabei, dass Songs wie „Zonder gezicht“ oder „Onbezonnen“ ein längeres Outro verpasst bekommen, das mal Club-Beats, mal Riffs in den Vordergrund rückt. Das Stilmittel funktioniert und bringt bei den sonst sehr knackigen Indie-Pop-Tracks Raum für mehr Ekstase und Atmosphäre.

Zusätzlich gibt es natürlich die sanften Kameralichter-Momente wie im neuen Song „Naar het licht“ oder etwas mehr Indie-Rock-Vibes im knackigen Refrain von „Niets tussen“, vor allem aber jede Menge Melodien, die kleben bleiben wie Kaugummi der guten Sorte. Das durchgemixte Publikum singt alles verlässlich mit, hüpft, tanzt, feiert. Und selbst wenn man kein einziges Wort versteht, macht man mit. Pop als Universalsprache funktioniert eben, wenn die Songs und die Künstlerin stimmen. Und das war sicher nicht der letzte Besuch bei Froukje. Demnächst dann nur auf größeren Bühnen. Count us in & Groeten uit Duitsland!

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

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