Fuffifufzich, Kantine Köln, 18.03.2025

“Hallo 110, ist da die Po-Polizei? Ich möchte Anzeige erstatten wege Heartbreakerei”, sang Fuffifufzich 2022 auf ihrem Debütalbum. Drei Jahre später singen Hallen um die 1000er-Kapazität den Song inbrünstig mit. Den Sprung zum Szene-Liebling: geschafft. Dass der ungewöhnliche NNDW-Sound mit den weirdesten Denglisch-Lyrics der Welt auch auf der Bühne funktioniert, zeigt dieser Abend in der Kantine.

Von Fehlkalkulationen & Top-Besetzungen

Die Kantine kratzt an diesem Abend an der ausverkauft-Grenze und ist schon angenehm voll, als Support-Act Vandalisbin ihren knarrenden Punk auf die Bühne bringt. Der Name vereint Vandalismus mit Lesbian und das sagt über den Inhalt der schicken DIY-Tracks schon alles aus: Wortgewandter Protest-Krach gegen Gewalt und Patriarchat, dafür aber für queere Liebe und Identität. Ein schöner, wenn auch musikalisch vollkommen ungewöhnlicher Einstieg in den Evening.

Am Merch-Tisch bahnt sich parallel schonmal eine Mini-Katastrophe an: Fuffifufzich und ihr Team haben sich so sehr bei den Merch-Bestellungen verkalkuliert, dass an diesem Abend kaum noch etwas übrig ist. Für Künstler*innen dieser Größenordnung finanziell echt schwierig. Daher: Supportet Fuffi mal im Online-Shop. Das bleibt an diesem Abend aber die einzige Fehlkalkulation, denn Fuffi und Band sind weder “Feel zu spät” auf der Bühne, noch geht das Konzept ansonsten nicht auf.

Punkt 21 Uhr dunkelt sich die Kantine ab und der Titeltrack des aktuellen Albums “Feel zu spät” wird angeteasert. Mit Fuffi kommen Jo(hannes) Aue (den manche vielleicht von Milliarden kennen) an den Keys und Bassistin/Gitarristin Lordi auf die Bühne. Dieses Trio Infernale ist die optimale Besetzung für einen Abend im Disco-Licht – perfekt eingespielt, super sympathisch. Los geht’s.

Feelings & Zeittravel

Fuffifufzich spielt jetzt ganz erwartbar eine Setlist aus ihrem Debüt und dem aktuellen Album “Feel zu spät” aus 2025. Knapp 90 Minuten kriegen die Fans feinste NNDW-Kost serviert, die Beats und Synthies pulsieren durch die ganze Bude, der Sound ist so gut eingestellt, dass man kein Wort der unheimlich klug-absurden Lyrics verpassen muss. Das Publikum ist genau so großartig und vom ersten Song an dabei. Egal ob das sonnige “Navigator” (das eigentlich ein Feature mit Alli Neumann ist, hier übernimmt aber Jo die zweite Strophe), das Beat-getriebene Dark-Pop-Stück “Ich häng so an dieser Zeit” oder das herrliche Stakatto von “Kontrollverlust” – die Menge hüpft, singt, feiert.

Auf der Bühne passiert ganz wenig und doch ganz viel: Fuffi selbst tanzt die ganze Zeit – nie in stilisierten Choreos, sondern immer direkt vom Heart. Lordi liefert immer wieder ein stimmiges Riff, Jo kümmert sich um den Synth-Teppich, der für diesen Sound so wichtig ist wie der Zauberstaub für das Finale. Das reicht aber vollkommen aus, denn die Songs von Fuffi sind überdurchschnittlich vielseitig und schlicht: Hits.

All the feels bis zum Max

Für den hedonistischen Spaß “Party Hardy” lädt Fuffi vier Leute aus dem Publikum ein, mit ihr auf der Bühne zu tanzen, zur Ballade “Ciao Amore Mio” liegt sich das Publikum in den Armen, “Schick Deluxe”, “Zauberstaub” und “Ich häng so an dieser Zeit” sind nur drei der feierwütigen Highlights aus der Setlist. Diese gängigen Wegpunkte einer Setlist sind an diesem Abend dennoch besonders: Dieser Pop ist so kantig und drüber, wie es geht, nimmt sich dabei selbst kaum ernst und trifft damit direkt ins Herz von “entertaining”.

Kurz: Fuffifufzich ist damit ein echtes Feier-Spektakel gelungen, das ganz ohne Verschnaufspausen auskommt. Wer eine Chance hat, diesen Wandercircus live zu erleben: geht hin. Schöner haben die Synthies lange nicht gefunkelt.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

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