Greta Van Fleet, Palladium Köln, 20.11.2019

Greta Van Fleet

Bis zuletzt blieb die Spannung – denn zweimal schon hatten Greta Van Fleet ihr Konzert im Kölner Palladium aus gesundheitlichen Gründen verschieben müssen! Am 20. November 2019 stand jedoch endlich der neue Ersatztermin an, und nachdem wir bis zum frühen Abend nichts von einer weiteren Absage erfahren hatten, machten wir uns in freudiger Erwartung eines tollen Konzertabends auf den Weg in die Schanzenstraße, um mit einem Jahr Verspätung doch noch in den Genuss der in Windeseile bekannt gewordenen Rockband aus Michigan zu kommen.

Anfang 2018 hatten wir die Band bereits für ein Interview im Bürgerhaus Stollwerck getroffen. Der allererste deutsche Auftritt von Greta Van Fleet hatte uns schon gut gefallen, vom mittelmäßigen Sound einmal abgesehen.
Im Palladium spielten Greta Van Fleet nun vor einem erheblich größeren Publikum. Leider war nicht überall in der vollgepackten Halle eine gute Sicht gegeben. Gerade im mittleren und hinteren Bereich konnte man vom Geschehen leider nicht ganz so viel mitbekommen, weil die Bühne einfach zu niedrig war, um die Bandmitglieder überhaupt richtig zu erblicken. Was den Sound betrifft, gab es hingegen weniger zu meckern. Der war zwar nicht perfekt, aber voll und ganz annehmbar. Einige Melodien der Gitarre gingen bisweilen unter. Die Stimme von Sänger Josh Kiszka, für viele wohl das wesentliche Markenzeichen der Band, stach jedoch meistens gut heraus.

Schon der Support-Act „Yola“, wenige Stunden vor dem Konzert für vier Grammys nominiert, wurde vom Publikum gut angenommen. Die englische Sängerin und ihre Band heizten dem Publikum mit ihren Americana- und Soul-Einflüssen ordentlich ein.
Schade war die anschließende Wartezeit bis zum Auftritt von Greta Van Fleet, welche, wie schon im Bürgerhaus Stollwerck, ein wenig zu lang ausfiel. Aber nachdem wir ohnehin schon ein Jahr gewartet hatten…

Fulminant und kraftvoll gelang dann zum Glück der Einstieg ins Konzert. Gleich als Opener hauten Greta Van Fleet ihren Hit „Highway Tune“ raus. Jake Kiszka demonstrierte in „Edge of Darkness“ die große Kunst des Gitarrenspiels. In einem ellenlangen Solo definierte er die Ausrichtung des Konzertprogramms: Auf das Publikum wartete eine zwar überschaubare Anzahl an Songs, von denen viele aber unheimlich in die Länge gezogen werden sollten.

Dabei war unverkennbar, welchen Wert Greta Van Fleet auf Improvisationen legen. Das Dargebotene war von grundsolider Qualität, teilweise auch virtuos. An manchen Stellen erschienen die Instrumentalparts jedoch ein wenig ziellos, ließen sich ähnliche Muster wieder und wieder heraushören. Diverse Gitarren-Licks wiederholten sich dann kaum abgewandelt in unterschiedlichen Songs, was der Band einerseits eine gewisse Stiltreue bescheinigte, andererseits aber fast schon ein wenig zu repetitiv daherkam. Durch die Länge und Abfolge der gespielten Stücke verschwammen die Übergänge mitunter ein wenig – was keinesfalls negativ auffiel, sondern den Songs lediglich eine gewisse Zusammengehörigkeit unterstellte.

Überzogen hingegen wirkte der Abschluss nicht weniger Songs, welcher sich einfach zu lange hinauszögerte. Wenn ein Song bereits triumphal zu Ende gespielt worden ist und das Publikum schon eine halbe Minute lang hinterhergeklatscht hat, dann aber erst das wirklich finale Ende des Songs in einem weiteren Aufguss ohne wahrnehmbaren Mehrwert erklingt, erzielt man sich einen zweiten (Höflichkeits-?) Applaus für diesen Song. Wenn solch ein Doppel-Applaus vielleicht ein oder zweimal im Konzert erhascht wird, gibt es dagegen ja gar nichts einzuwenden, wenn man aber das Gefühl bekommt, dass jeder zweite Songs so opulent-überladen endet, verfliegt die Wirkung schnell. Die Songs wirken dann künstlich aufgeblasen. Aus dem Bürgerhaus Stollwerck hatten wir das so nicht in Erinnerung.

Bei etwa einem Dutzend Songs in 80 Minuten Spielzeit hätten wir uns stattdessen eher über ein oder zwei weitere Songs gefreut, „Lover, Leaver (Taker, Believer)“ zum Beispiel. Die wichtigsten, bekanntesten Songs waren aber natürlich alle vertreten, ob „Black Smoke Rising“, „Flower Power“ oder der „Safari Song“ mit seinem wunderbaren Schlagzeugsolo. Auch „Age of Man“, den eindrucksvollen Eröffnungssong des Debütalbums, spielte die Band in einer fabelhaften Version. Besonders das Intro klang beeindruckend. „Watching Over“ und „When The Curtain Falls“, im Verhältnis zu anderen Songs recht kurzweilig, rundeten das Programm gut ab.

Insgesamt konnten Greta Van Fleet an diesem Abend musikalisch überzeugen. Sie hinterließen allerdings nicht den Eindruck, sich für den zweimal verschobenen Termin besonders ins Zeug gelegt zu haben.
Wir hoffen, dass Greta Van Fleet ihre Qualitäten, die Virtuosität an den Instrumenten, die außergewöhnliche Stimme und das gute Songwriting, auch in Zukunft werden halten können. Auf ihrem nächsten Album sollten sich nur keine Kopien ihrer eigenen Songs wiederfinden. Wir freuen uns auf eine spannende Weiterentwicklung!

Das Album „Anthem of the Peaceful Army“ kannst du dir hier kaufen.*

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Die Rechte an Albumcover und Titelbild liegen bei Greta Van Fleet / Universal.

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