Heisskalt, Gebäude 9 Köln, 12.12.2017

Heisskalt, Gebaude 9 Koeln, 12.12.2017

Vor einigen Wochen sprach FJØRT-Bassist David Frings in unserem Interview mit seiner Band noch davon, dass Heisskalt um Kreativkopf Mathias Bloech, Know-How-Genie Philipp Koch und Trommel-Affe Marius Bornmann seiner Meinung nach die technisch beste Band Deutschlands seien. Im rappelvollen Gebäude 9 in Köln konnten wir uns von diesem Fakt ein wiederholtes Mal überzeugen und uns die Post-Hardcore Band, die mittlerweile im ganzen Land verstreut lebt, ursprünglich aber aus Stuttgart stammt, auf ihrer vier Städte umfassenden Jahresabschluss-Tour anschauen. Mit im Gepäck hatten die Drei ihre Freunde von Smile And Burn, die das Publikum schon von Beginn ihres ersten Songs an forderten.

Mit Moshpits, Circle-Pits, massig Stage-Dives, einem Salto von der Bühne ins Publikum und übermäßig viel Singalong-Action knallten die Berliner alles denkbare in ihr flottes 30-Minuten Set. Natürlich fraß die Menge den fünf Herren auch aus der Hand, dennoch gibt es nicht viele Bands, die schon als Vorband für derart energievolle Stimmung sorgen können. Smile And Burn sind wie gerade für Support-Slots geschaffen, reißen jegliches Publikum mit ihrem sehr mitsingbaren Punk-Rock mit und haben dabei immer den Spaß ihres Lebens. Interessant auch, dass es Plappertasche Sören Frey (Gitarre, Gesang) gelang, für den größten Teil des kurzen Sets auf schlechte Sprüche und unterirdische Witze zu verzichten. Ein kurzer Ausrutscher seinerseits wurde auch fix von Schlagzeuger Fabian „Wolli“ Woller unterbunden. Smile And Burn können also auch seriös!

Auch Heisskalt können natürlich auch seriös erscheinen. Sänger Bloech hatte sichtlich gute Laune, was vor allem immer dann durchschien, wenn sich seine öfters mal etwas verpeilt wirkenden Ansagen erneut über mehrere Minuten erstreckten. Ansonsten ließ die Band komplett ihre Musik für sich sprechen und blitzdingste die Zuschauer immer wieder zu ihren instrumentalen Ausbrüchen mit Massen an Stroboskop-Licht. Ähnlich wie auch schon der Support, begann man sein Set gleich mit einem Knall. Zu den Tönen des Haupt-Gitarrenthemas der Hymne „Nicht Anders Gewollt“ betraten die drei Jungs, live immer noch von The Intersphere-Bassist Daniel Weber unterstützt, die Bühne des ausverkauften Gebäude 9.

Auch die darauf folgenden Minuten feuerte man nicht weniger tanzbare Songs hinterher und präsentierte mit dem positiven „Alles Gut“ und dem punkigen „Euphoria“ gleich zwei Fanlieblinge. Der Ablauf des Sets wiederspiegelte im weiteren Verlauf anschaulich oft die in den einzelnen Songs vorherrschende Stimmung, in denen leise auf laut, ruhig und verletzlich auf wütend und ausbrechend folgt. So bildeten das zum Headbangen einladende „Trauriger Macht“ und das Indie-Punk-Stück „Lied Über Nichts“ den Rahmen für „Von Allem“, einem eher ruhigeren, sehr melancholischen Stück.

Speziell für das Konzert in Köln hatte man sich für zwei Songs die Unterstützung befreundeter Musiker aus der Gegend gesichert. Für den Song „Leben Wert“ holte man sich einen Teil des ehemaligen Toursupports Lygo auf die Bühne und für die erste Zugabe „Kaputt“ steuerte niemand geringeres als FJØRT-Sänger Chris Hell Vocals bei. Vor allem letzterer brachte mit seiner rotzig markanten Stimme eine interessante neue Perspektive in den eskalativen Teil des Songs ein. Neben vielen ruhigen, halligen Gitarrenparts in den Übergängen zwischen den einzelnen Songs zeigte das Trio vor allem in den härteren Stellen, dass Frings mit seiner Aussage gar nicht mal so unrecht hat. Hier saß jeder Ton.

Fjort x Heisskalt, Gebauede 9 Koeln, 2017
FJØRT x Heisskalt

Bloech selber beschrieb den Hergang eines Heisskalt-Konzertes aus seiner Sicht wie folgt: Da er durch die Hitze und Energie, die er in den Auftritt stecke, jegliche Giftstoffe aus seinem Körper ausscheide und verbanne, fühle er sich jeden Abend nach der Show wie neugeboren. Ja Mathias, auch wir haben mit dir geschwitzt, getanzt und gesungen und können bestätigen: Auch aus Publikumsperspektive kann man ein Heisskalt-Konzert mit einer intensiven, schwitzigen Wiedergeburt vergleichen und das fühlt sich einfach nur unglaublich gut an.

Das aktuelle Album „Vom Wissen Und Wollen” erschien im Sommer 2016 über Department Music und kann hier* gekauft werden.

Und so sah das vielleicht aus:

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Heisskalt live 2017:

13.12. – Hamburg, Mojo Club
14.12. – Dresden, Beatpol
15.12. – Stuttgart, Juha West (Mini-Zusatzshow)
16.12. – Stuttgart, LKA Longhorn

Foto von Jonas Horn.

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