“Die gibt es noch?” Genau dieser Frage sahen wir uns mehrfach ausgesetzt, als wir erwähnten, dass wir am 29.01.2019 das Konzert von Hoobastank in der Zeche in Bochum besuchen würden. Dabei veröffentlichte die 1994 (!) gegründete Alternative Rockband aus Kalifornien bislang immerhin fünf Alben, zuletzt “Push Pull” im vergangenen Jahr. Hierzulande kennen die meisten Musikfans aber vermutlich nur ihren Überhit “The Reason” der nicht nur bis heute noch dauerhaft im Radio rotiert, sondern auch ein beliebter Karaokesong des Partyspiels “Singstar” auf der PlayStation 2 war. Da ihr dazugehöriges Album 2018 sein 15-jähriges Jubiläum feierte, entschieden sich Hoobastank für eine “The Reason 15th Year Anniversary Tour” mit der sie nach fast 15 Jahren auch endlich wieder Halt in Deutschland machten! Wir dachten, eine Albumshow zum Klassiker “The Reason” sei Grund genug für alle Konzertfans, sich die amerikanische Band live anzusehen, doch als wir eine halbe Stunde nach Einlass in die Bochumer Zeche traten, waren gerade einmal eine Handvoll Fans erschienen. Was war denn da los?
Bevor wir der Sache näher auf den Grund gehen, müssen wir allerdings zunächst Supportact Tidalwave ein großes Lob zukommen lassen. Trotz der geringen Anzahl an Menschen schaffte es der Solokünstler mit seiner Band und durch sympathische Ansagen die anwesenden Zuschauer zum Klatschen und sogar zum Springen zu animieren. Peinlich berührt wirkte Sänger Dean Schweitzer dabei nicht – im Gegenteil, man merkte ihm sichtlich an, dass er großen Spaß an seinem Auftritt hatte. Der Engländer, der nach einiger Zeit in Amerika nun in Berlin lebt, schmetterte laute und rockige Alternative-Songs und befürwortete begeistert das Three Days Grace Bandshirt eines Fans in der ersten Reihe.
Die Zeche hatte sich zum Glück noch etwas gefüllt bis Hoobastank schließlich auf die Bühne traten, doch der Andrang hielt sich noch immer in Grenzen. Zum atmosphärischen Intro traten Doug Robb (Gesang), Daniel Estrin (Gitarre), Chris Hesse (Schlagzeug) und Jesse Charland (Bass) auf die Bühne und eröffneten das Set mit “Pieces” von ihrem 2001 erschienenen Debütalbum. Anschließend ging es chronologisch mit den Songs von “The Reason” weiter. Die Lieder des Albums erhielten dabei immer mal mehr und mal weniger Zuspruch. Einige Fans zeigten sich durchweg textsicher, während die meisten Besucher verhalten mit den Köpfen wippten oder sich lieber auf das Knipsen von Handyfotos beschränkten. Als dann endlich “The Reason” in der Mitte des Sets gespielt wurde, sangen dann aber alle gemeinsam in bester Singstar-Manier mit. Ein epischer Moment für viele Musikfans, der noch lange in bester Erinnerung bleiben wird!
Nach den restlichen vier Tracks der Jubiläums-Platte präsentierten Hoobastank noch einige weitere Songs, wie das aktuelle “Don’t Look Away” und den Klassiker “Running Away“. Ein bisschen Zeit bliebt noch übrig und so spielte die amerikanische Band ganz spontan auf Wunsch einiger Fans auch noch ihren Song “The First of Me“, der zuletzt im Herbst auf der Japantour gespielt worden war und sich eigentlich gar nicht im europäischen Set befand. Sänger Doug Robb hatte sichtlich Spaß an dieser spontanen Aktion und wirkte auch sonst sympathisch und quirlig. Insgesamt muss man jedoch anmerken, dass Hoobastank ziemlich angestaubt und eingerostet wirkten. Der Sound klang leblos, dumpf und monoton; quasi so als hätte man die CD von vor 15 Jahren in einen alten, rostigen CD-Player geschoben. Auch die drei Bandmitglieder wirkten nicht wirklich wie eine großartige Liveband, sondern so, als hätte man sie für diese Tour unerwartet aus ihrem Einfamilienhaus gezerrt und ihnen dabei nicht genug Zeit zum Proben gelassen. Gitarrist Dan Estrin beispielsweise schaute fast das ganze Konzert über angestrengt auf seine Finger, so als wisse er nicht genau, was er dort an der Gitarre eigentlich tat.
Sicherlich wird dieser negative Eindruck aber auch an der fehlenden Menschenmasse gelegen haben, denn irgendwie kam den ganzen Abend einfach nicht die richtige Stimmung auf. Da Hoobastank über “The Reason” hinaus aber auch einfach keinen richtigen Charthit feierten, fehlt ihnen hierzulande schlichtweg die Fanbase, um eine Location wie die Bochumer Zeche zu füllen. Hinzu kam der Ticketpreis von über 40€, bei denen viele Interessierte einfach nur ungläubig den Kopf geschüttelt haben.
Hoobastank versprachen, bald wieder nach Deutschland zu kommen. Wir hoffen, dass sie dafür nach einer intimeren Location Ausschau halten und ihre Ticketpreise eventuell etwas senken werden. Und Proben wäre ganz nett.
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