Ein knappes Jahr war es ruhig um LGoony – für eine Szene, die sehr schnell vergisst, eine ungewöhnlich lange Zeitspanne. Nun meldet sich der Kölner mit einem neuen Mixtape, seinem vierten, zurück und setzt dabei weniger auf Neuartiges als auf Wohlbekanntes, weiß aber dennoch zu überzeugen.
Die Tage, in denen der Rap-Vorreiter das als einer der ersten deutschen Musiker in die Musiklandschaft hinaustrug, was die hiesigen Kultur-Journalisten und -Journalistinnen als „Cloud-Rap“ abtaten und an anderer Stelle mittlerweile Arenen füllt, sind damit vorbei. LGoony versucht mit „Lightcore“, wie das vierzehn Songs umfassende Projekt heißt, gar nicht tief in die Experimentalschublade zu greifen. Vielmehr zelebriert die Platte das bequeme Standing in der eigenen Nische. Dem New-School-Rap des Kölners tut dieser neugewonnene Fokus nur gut.
Ein Gespür für eingängige Pop-Melodien, die einen sphärischen Rap-Track in Windeseile auch in eine magische Hymne verwandeln können, lag dem Rapper schon immer. Mit seinem vierten Solo-Release treibt LGoony diese Fähigkeit nun auf die Spitze, reizt den Autotune-Effekt als Harmonie-Stilmittel bis auf’s Letzte aus und schreibt Hooks, die nicht nur ins Ohr gehen, sondern auch dort bleiben. Jeder Refrain, jede klitzekleine Backgroundstimme wirkt zehnfach durchdacht und umgeschmissen – da wären der „Uh-Oh-Uh“-Singsang im Opener „Start Over“ oder das einprägsame Gesäusel in „Oh Mein Gott“. Im Umgang mit dem Stimmeffekt wirkte LGoony noch nie so eingespielt, geschickt und selbstsicher.
Die Beats kommen dabei meistens weniger sperrig und flotter als die des Vorgänger-Tapes „Intergalactica“ daher, dürfen gelegentlich sogar mal in Richtung Dancehall schielen ohne dabei dem ätzenden 0815-„Bum-Tschak-Bum-Tschak-Tschak“-Rhythmus zu verfallen. Hier haben Langzeitkollaborateure wie DJ Heroin und Asadjohn, sowie für LGoony neue Namen wie das Münchener Produzenten-Duo Drunken Masters mal wieder ordentlich abgeliefert. Ob das in Beatform gepresste Unbehagen „Sicher“, der Tropical-Flair verbreitende „Eiskalter Sommer“ oder das atmosphärische „Nacht“ – jedes detailreich produzierte Instrumental steht bereits für sich und bietet dem Stimmeffekt-getränkten Rap den perfekten Nährboden, um Wurzeln zu fassen.
Lag der Fokus des im Winter 2016 veröffentlichten Vorgängers noch auf Weltraum-Themen, so beleuchtet „Lightcore“ wieder etwas geerdetere Inhalte. Es geht um den DIY-Gedanken, die eigene Freundes-Bubble, Geld, den Klunker am Finger. Auch das ist für LGoony natürlich kein Neuland, die Karte scheint aber noch nicht komplett ausgespielt zu sein – zu keinem Zeitpunkt kommt das Gefühl auf, der Rapper würde sich wiederholen.
Was andere Acts als Sellout mit Major-Maschinerie im Rücken erfolgreich in die Charts kopieren, macht der Kölner fast ohne externe Hilfe besser. „Lightcore“ ist zwar kein Riesenschritt nach vorne und räumt das Rapgame vermutlich nicht so auf wie „Space Tape Vol. 1: Goonyverse“ im Jahr 2014, denkt vieles aber konsequenter und qualitativer als seine Vorgänger und die Genrekonkurrenten. Hier jagt ein Underground-Hit den nächsten. Deshalb lassen LGoony und seine Songs einen auch fünf Jahre nach Durchbruch noch immer nicht los. Magisch.
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Und so hört sich das an:
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LGoony live 2019:
01.02. – Köln, CBE (ausverkauft!)
02.02. – Bremen, Römer (ausverkauft!)
03.02. – Hannover, Faust
04.02. – Leipzig, Naumanns
06.02. – Berlin, Bi Nuu (hochverlegt)
07.02. – Dresden, Grovestation
09.02. – Frankfurt, Zoom
11.02. – Stuttgart, Freund & Kupferstecher (ausverkauft!)
12.02. – München, Feierwerk
13.02. – Wien, Flex
15.02. – Heidelberg, Halle 02
18.02. – Saarbrücken, Garage kleiner CLub (ausverkauft!)
22.02. – Essen, Hotel Shanghai
23.02. – Hamburg, Übel & Gefährlich
21.03. – Köln, CBE (Zusatzshow)
Die Rechte für das Cover liegen bei Airforce Luna.
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