James Blunt, Lingen Open Air, 28.07.2024

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James Blunt. Der Schmuse-König, Der Radiopop-Gott. Der Schnulzen-Typ. Was hat man James Blunt nicht schon alles genannt. Und wie hat man ihn belächelt in all den Jahren seiner erfolgreichen Karriere. Legen wir einmal alle Vorurteile beiseite, dann bleibt am Ende ein Musiker, der seinen Stil schon vor Jahren gefunden hat und darauf eine international extrem erfolgreiche Karriere aufgebaut hat. Große Hallen im ganzen Land, Auftritte auf diversen Kontinenten und eine Welttour, die sich im Gegensatz zu dem Marketingtricks manch anderer Künstler*innen auch wirklich Welttour nennen kann.

Spätestens seitdem wir mit minutenmusik die aktuelle Tour zum letzten Album „Who We Used To Be“ im März in Köln besucht haben, bin ich auch Fan von den Livequalitäten von James Blunt. Denn bei einem Livekonzert wird einem noch einmal viel mehr über den britischen Künstler klar: Er ist unfassbar witzig und hat ein unendliches Maß an Selbstironie (okay, das weiß man auch schon, wenn man ihm in den sozialen Medien folgt). Er schafft es problemlos seine Musik auf die große Bühne zu bringen – egal ob er eine seiner zahlreichen Balladen solo am Klavier zum Besten gibt oder, ob er sich den eher lebendigeren Songs musikalisch untermalt mit seiner gesamten Band widmet. Und, das wird auch schnell klar: Dieser Mann hat unendlich viele Hits. You’re Beautiful, 1973, Goodbye My Lover, OK, Bonfire Heart, ich könnte unendlich weiter aufzählen. Da braucht man nicht lange nachzudenken: Diese Songs kennt eigentlich jeder.

Mir hat es sogar so gut im März in Köln gefallen, dass mir ziemlich schnell klar war – das will ich noch einmal live sehen. Am besten in anderem Setting, aber gerne so schnell wie möglich. Und die Chance ergab sich dann recht schnell. Nur vier Monate später, gastierte James Blunt in Lingen. Direkt vor der Emsland Arena bringen die Veranstalter zur Sommerzeit internationale Stars auf eine Open Air Bühne, wir waren zum ersten Mal vor Ort und können ausschließlich Positives berichten.

Das Konzert von James Blunt war zwar nicht ganz ausverkauft, aber ansonsten stimmte alles: Perfektes Sommerwetter, ein Publikum das zwar etwas Zeit brauchte, dann aber voll da war und eine wahnsinnig gute Organisation vor Ort. Tatsächlich fand das Open Air Konzert immer noch im Rahmen der „Who We Used To Be“-Welttournee statt, das heißt es gab exakt die gleiche Setlist. Natürlich wiederholten sich auch einige Witze vor Ort, aber es gab auch Neues zu bewundern: Während wir uns in der Lanxess Arena im März auch über die tolle Untermalung der Songs auf den Screens gefreut haben, gab es beim Lingen Open Air gar keine Bildschirme. James Blunt war also noch mehr als Alleinunterhalter gefordert und meisterte seine Rolle mit seiner „same old fucking band“ mit Bravour.

Das Publikum zeigte sich zu Beginn des Konzertes zunächst sehr verhalten, es brauchte etwas Zeit bis sich die Menschen vor Ort in Lingen mit der lockeren Art von James Blunt anfreunden konnten. James Blunt dagegen war ab dem ersten Song voll da. Er war witzig, er war sympathisch und er haute ziemlich direkt zu Beginn mit „Wisemen“ direkt einen seiner Hits raus. Es folgte die bekannte Setlist gespickt mit allem, was man von James Blunt hören will. Zu den Highlights zählte einmal mehr das emotionale „Carry You Home“ sowie das zum Mitfühlen einladende „Same Mistake“. Auch „Stay The Night“ funktioniert live wunderbar und gehört zu den eher wenigen Gute-Laune-Songs aus dem Repertoire von James Blunt.

Das Hitfeuerwerk zündete jedenfalls, denn das Publikum lockerte auf. Es hatte richtig Spaß und lies sich ein auf die Show des Popstars, der so viel mehr kann als nur Herzschmerz-Hymnen schreiben. Im ersten Drittel des Sets hatte ich wirklich meine Zweifel, aber dass es dann doch so schnell ging bis alle mitklatschten und mitsangen, zeigt einmal mehr, dass James Blunt wirklich Livequalitäten hat. Ob persönliche Anekdoten während der Songs über seine gute Freundin Carrie Fisher (Princess Leia aus Star Wars) oder markige Sprüche und Witze, in denen er sich auch mal gerne selbst darüber lustig macht, dass sicher niemand wegen seiner neuen Songs hier ist, sondern nur wegen der alten Hits – mit James Blunt ist es jederzeit unterhaltsam. An dieser Stelle sei übrigens auch einmal erwähnt, dass er sich damit kleiner macht, als er muss. Denn das Album „Who We Used To Be“ lohnt sich wirklich und einige Songs, die davon zum besten gegeben wurden, wie „Beside You“ oder „The Girl That Never Was“ machen auch live richtig Laune. Am stärksten zeigt James Blunt dann aber Publikumsnähe und Interaktionshöchstleistungen mit mehreren Publikumslaola und mit einer Crowdsurfing-Einlage.

James Blunt beweist beim Lingen Open Air einmal mehr, dass er ein grandioser Livekünstler ist, den ich jeder und jedem nur ans Herzen legen kann. Die wichtigste Erkenntnis des Lingen Open Airs ist allerdings die, dass James Blunt genauso gut bei einem Draußen-Konzert funktioniert wie in einer großen Halle wie der Lanxess Arena. Liebe Festivalveranstalter*innen – warum nicht auch einmal so mutig sein und einen James Blunt buchen?

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2 Kommentare zu „James Blunt, Lingen Open Air, 28.07.2024“

  1. Wir waren beim Festival in Lingen. Ich muss echt sagen, es war super.
    James hört sich live noch besser an als auf cd. etc. Die Energie, Ausstrahlung und die Mühe , jedem einzelnen sein Geld für das Festival wieder zu geben war immer präsent. Er hat uns immer das Gefühl gegeben das er mit uns feiert, und nich nur ein Programm abspielt. Dankeschön
    Wir kommen jederzeit wieder. Es war ein tolles Konzert

    1. Hallo Frank,

      das kann ich nur so bestätigen – schön, dass es euch auch so gut gefallen hat!

      Danke für deinen Kommentar & liebe Grüße!
      Melvin

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