Deutsche Singer-Songwriter gibt es wie Sand am Meer. Sich zwischen den Bouranis und Giesingers dieser Welt zu bewähren, ist da gar nicht so einfach. Joris schafft das seit seinem Durchbruch mit „Herz über Kopf“ im Jahr 2015 mit bemerkenswerter Beständigkeit und hat beim Zeltfestival Ruhr bewiesen, dass er seinen Platz im deutschen Musikgeschäft zurecht innehat.
Im mittleren, nicht ganz ausverkauften Zelt hatte sich am Mittwochabend ein bunt gemischtes Publikum zusammengefunden. Gerade mit Radio-Hits wie „Signal“ spricht Joris die breite Masse an und die zeigte sich von ihrer besonders euphorischen Seite. Von Anfang an herrschte im Zelt eine fröhliche Stimmung, Arme schwenkten von links nach rechts und fast schien es, als wollte das Publikum einen neuen Rekord im Dauerklatschen aufstellen. Genau diese gute Stimmung wurde aber auch auf der Bühne vorgelebt. Joris bot mit seiner vierköpfigen Band eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Show, die zudem musikalisch alles andere als der „Deutschpop-Einheitsbrei“ war, den man hätte befürchten können. Da gab es natürlich die typischen, aber deshalb nicht weniger schönen Mitsing-Momente, in denen das bunte Konfetti auf die Menge herunterregnete. Da gab es Überraschungsmomente, als Joris „Bochum“ von Herbert Grönemeyer anstimmte oder „I Gotta Feeling“ von den Black Eyed Peas coverte. Es gab aber auch ganz leise Momente, in denen der Sänger alleine am Klavier saß und mit seiner kräftigen, rauen Stimme stilecht mit Grubenlicht seine Ballade „Glück auf“ spielte. Den krassen Gegensatz dazu lieferte „Signal“, das mit einer Einlage aus Techno-Beats und einer aufwendigen Lichtshow gepimpt wurde. Und besonders erwähnenswert war die Interpretation von „Sommerregen“ am sogenannten „FK 3000“, einem selbst gebastelten Instrument aus Weinflaschen, Weingläsern, einer Schreibmaschine und einem Harmonium.
Vor allem gab es an diesem Abend aber auch jede Menge Momente zum Lachen, denn der 29-jährige verzettelte sich gerne mal in seinen Ansagen, die dann auf einmal bei der Frage endeten, ob er ab jetzt ohne Hose auftreten sollte und zu der Erkenntnis führten, dass Songzeilen wie „Ich spüre Leben“ dann doch eine komische Doppeldeutigkeit bekommen. Doch bei aller Fröhlichkeit betonte Joris an diesem Abend auch, dass das Leben leider nicht nur aus Spaß und Harmonie besteht. Als er davon erzählte, wie während seines Festivalauftritts in Ansbach vor drei Jahren ein Sprengstoffattentat verübt wurde, hätte man im Zelt wohl eine Stecknadel fallen hören können. Die vorher so ausgelassene Menschenmenge lauschte ganz andächtig und setzte seinen Appell, dass es in solchen Zeiten umso wichtiger sei, Liebe in die Welt zu tragen und sich rechten Tendenzen entgegenzustellen, prompt in die Tat um, spätestens als sich zum Ende des Konzertes alle schunkelnd in den Armen lagen. Joris schaffte es nicht nur, ein musikalisch wirklich gutes Konzert zu bieten, sondern dabei auch noch einen wahnsinnig sympathischen und authentischen Eindruck zu hinterlassen. Und das sorgt dann eben auch dafür, dass er sich vom oben genannten Einheitsbrei abhebt.
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