Kate Nash, zakk Düsseldorf, 17.08.2017

Bei vielen Konzerten weiß man schon von vornherein, was einen erwartet. Manchmal überraschen einen Auftritte aber auch total. Nachdem von Kate Nash seit einigen Jahren nicht wirklich viel zu hören war, kündigte sie dieses Jahr eine Jubiläumstour zum 10 jährigen Geburtstag ihres Erfolgsalbums „Made of Bricks“ an. Auch nach so langer Zeit schafft sie es, die Hallen auszuverkaufen, natürlich erwarten alle sehnsüchtig die Überhits „Foundations“ und „Mouthwash“.

Ein erster Blick auf das Bühnenbild verspricht zunächst eine ruhige Indie-Show. Blumenschmuck zieren die Instrumente, Luftballons bilden Wolken an der Decke und auch ein Mond schaut zwischen ihnen hervor. Doch bereits die Vorband Skating Polly bricht komplett mit diesen Vorstellungen: anstelle von ruhigem Indie wird hier waschechter Riot-Grrrl-Punk abgeliefert. Diese erinnern an einigen Stellen sehr an die Muncie Girls oder White Lung, brechen teils sogar in Noise-Gefilde aus. Punkten kann das junge Trio durch den zweistimmigen Gesang der Sängerinnen und das energetische Schlagzeugspiel. Als schließlich Kate Nash selbst zu ihnen stößt, um einen Song mit ihnen zu singen, erzählt sie Anekdoten über das besondere Verhältnis zwischen ihnen. Skating Polly gehöre zu ihren Lieblingsbands, kennengelernt hätten sie sich bei einer Kostümparty.

Kate Nash und Riot-Grrrl-Punk also. Vermutlich hätte eine große Bookingagentur von so einer Mischung abgeraten, Nash ist jedoch independent und daher selbst für solche Entscheidungen zuständig. Ab dem ersten Song, „Play“, hat die Sängerin das Publikum in der Hand und zeigt, wieso diese Verbindung vielleicht doch gar nicht so abwegig ist. Zunächst betritt die Sängerin die Bühne in einem eleganten langen Kleid und stimmt nach eben diesem Opening gleich „Foundations“ an, der tatsächlichen Reihenfolge des Albums folgend. Freudestrahlend singt der gesamte Saal mit, selbst als Nash während des ersten Refrains die Bühne verlässt, ebbt der Gesang nicht ab. Sowas schaffen nur die ganz großen Songs. Nach diesem ersten Refrain ist dann aber auch erstmal Schluss mit „Foundations“, die Sängerin betritt die Bühne wieder, dieses Mal in einem sehr knappen glitzernden Bikini-Outfit.

Ab hier ist dann auch endgültig vorbei mit den Vorstellungen eines ruhigen Indie-Konzerts, viel mehr flippt Nash komplett aus und stürmt über die Bühne. Dabei sticht ihr Songwriting durch eines besonders hervor: die unglaublich authentischen Texte. Ob nun in Liebesliedern wie „We Get On“ oder Texte, die das Außenseiter-Dasein thematisieren, wie „Mariella“, kitschig wird es hier nie, sondern bleibt stets unglaublich ehrlich. Eine weitere Qualitätsstufe erreicht die Live-Performance des Albums durch eine musikalisch oftmals rockigere Präsentation und der Entscheidung, Songs nicht bei 3 Minuten halten zu wollen, sondern auch mal Spielraum für instrumentalen Ausklang zu lassen. Mit konventioneller Indie-Pop-Musik hat das nicht mehr viel zu tun. Gefühlvoll kann die Britin aber auch, vor allen Dingen „Nicest Thing“ wird so intim vorgetragen, dass das ganze zakk in Feuerzeug- und Handylicht erstrahlt. Besonders dankt Nash ihrer Band, die aus drei Frauen besteht, und möchte dies als Statement setzen, dass auch Frauen in der von Männern doch sehr dominierten Musikwelt eine Chance haben. In der Zugabe werden dann die einzigen Lieder präsentiert, die nicht auf „Made of Bricks“ erschienen sind, es handelt sich um neue Songs wie „Agenda“. Im Zuge von „Musical Theatre“ thematisiert die Sängerin psychische Störungen und Krankheiten und spricht sich für einen offeneren Umgang mit diesen als selbst Betroffene aus. Als letzter Song ertönt schließlich „Merry Happy“, welches durch ein Instrumental-Gewitter beendet wird, bei dem Nash mit ihrem Hinterteil auf das Keyboard einhämmert – wer hätte das am Anfang erwartet? Bei einer so authentischen und musikalischen Sängerin können wir nur hoffen, dass sie uns noch lange mit neuer Musik bereichert und dabei weiterhin so unkonventionell bleibt, wie sie ist!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=SXfuiAC_VtU

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Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

 

 

 

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