Luvcat, Köln, 21.11.2025

luvcat konzert köln

Spätestens seit der Rückkehr der Addams-Familie in Wednesday sind Gore-Chic und der Grusel-Gothic-Vibe offiziell wieder in die Popkultur eingekehrt. Von Gagas „Dead Dance“ über die neue Mörderballade von The Last Dinner Party bis zu Florence + The Machine‘s aktuellem Album „Everybody Scream“ wurden wir dahingehend allein in den letzten drei Monaten musikalisch reichlich beschenkt.

Nach dem viralen TikTok-Durchbruch ihrer Single „Matador“ im Jahr 2023 hat die britische Band Luvcat mit ihrem Debütalbum „Vicious Delicious“ (das dieses Jahr pünktlich an Halloween erschienen ist) den Goth Glam, gepaart mit theatralischem Barock-Pop und düsterem Alternative Rock, dann noch einmal auf die Spitze getrieben. Diesen Herbst geistert die Band aus Liverpool mit ihrer Lipstick & Pearls Tour durch Europa und die USA – mit nur drei Shows in Deutschland, unter anderem am 21.11.2025 in Köln.

Geheimnisvoll und verführerisch: anders konnte man sich nicht fühlen, als man am Freitag das Gloria Theater betrat. Ein mit Perlenkette geschmücktes Klavier, gedecktes Licht zahlreicher Lampen, ein gezeichneter Retro-Mond im Hintergrund und der gelegentliche Totenkopf schaffen ein intimes, detailverliebtes Bühnenbild. Die roten Samtwände des Gloria verleihen dem Ganzen gekonnt ein Moulin-Rouge-Boudoir-Gefühl. Mühelos taucht man in eine verträumte, verrauchte und verruchte Atmosphäre ein. Und genauso leitet Frontsängerin Sophie Morgan den Abend auch ein: „I hope you’re feeling strange and sexy tonight.“
Die Show startet mit einer theatralischen Performance von Support-Act Attic Girl, die im viktorianischen Kostüm dramatische Texte und melancholische Songs vorträgt. Viel Pathos, viel Nebel, viel Stimme – alles in allem ein beeindruckendes Intro, wenn man bedenkt, dass sie ganz allein auf der Bühne steht. Stilistisch war es zwar auf die romantisch-düstere Stimmung abgestimmt, ob der recht kurze Auftritt das Publikum letztendlich überzeugen konnte, ist fraglich. Dem Auftritt von Luvcat hat das jedoch keinesfalls geschadet.

Warmes, gedimmtes Licht und die ersten Noten am Klavier: das melodische Intro von „The Kazimier Garden“ verzaubert uns alle. Und dann erscheint Sophie Morgan auf der Bühne, ganz femme fatale, mit der markanten schwarzen Strähne in den blonden Locken, im roten Spitzen-Négligé und einem Glas Rotwein in der Hand. Ihr Look harmoniert perfekt mit den aufwändigen Outfits des Publikums. Die bestehen nämlich größtenteils aus Leoprint, Korsetts, viel Rüschen und noch mehr Spitze.

Ab dem ersten Song „Lipstick“ begeistern nicht nur die Sängerin mit ihrer rauchigen, sinnlichen Stimme, sondern auch der Rest der charismatischen Band, deren Performance live noch intensiver wirkt. Während das Luvcat-Album eher melodisch-romantisch klingt, wird schnell klar, dass diese Songs für die Bühne gemacht sind. Das liegt vor allem an der unverkennbaren Bühnenpräsenz der Band, die sichtlich Spaß an ihrem Auftritt hat.

Langsamere Stücke wie das besonders schöne My Chemical Romance-Cover „Helena“, „Spider“ oder „Laurie“ gehen tief ins Herz. Während Sophie mit ergreifender Stimme selbst Gitarre und Klavier spielt, singt sie unter anderem über (unerwiderte oder sogar verbotene) Liebe und Herzschmerz. Besonders emotional wird es dann bei „Alien“, als im Raum die Handylichter nach und nach angehen und sie einen kurzen Augenblick die Augen schließen muss, um nicht zu weinen.

Generell ist das Publikum von Anfang an begeistert. Es wird laut mitgesungen, Plakate werden hochgehoben und die Frontsängerin wird mit selbstgemalten Porträts beschenkt. Die Liebe der Fans ist deutlich spürbar und wird auch in der Ansage der Sängerin erwidert. Nachdem sie im letzten Jahr nach eigener Aussage kaum 50 Tickets verkaufen konnte, ist es für die Band überwältigend, nun in so viele Gesichter zu blicken.

Als Luvcat dann noch mal Attic Girl (die in Schulzeiten schon mit der Leadsängerin befreundet war und zusammen mit ihr mehrere Songs aus dem Album geschrieben hat) auf die Bühne holen, um „Love & Money“ zu performen, eskaliert die Stimmung endgültig. Wer bis dahin noch nicht von den mitreißenden Melodien gepackt wurde, den holen die letzten fünf Songs des Abends komplett ab.

Sowohl „Blushing“ als auch die Mörderballade „He’s My Man“ heizen kurz vor Schluss nochmal ordentlich ein. Während der Zugabe performen Sophie und Attic Girl Rücken an Rücken in einem spielerischen und kraftvollen Duett den Titelsong des Albums „Vicious Delicious“ – ein persönliches Highlight des Abends.

Das explosive Finale „Dinner @ Brasserie Zédel“ endet damit, dass sich die gesamte Band – nun im Marschkapellen-Kostüm – versammelt und den Refrain gemeinsam mit dem Publikum ein letztes Mal akustisch, begleitet von Akkordeon und einer Trommel, anstimmt.

Allein für die Gesamtatmosphäre des Abends hat es sich gelohnt, Luvcat live zu erleben. Neben der Retro-Ästhetik und der vielschichtigen Songs der Band ist Frontfrau Sophie Morgan ein absolutes Highlight auf der Bühne – und das in den (Leo-)Heels! Wer sich also auf Einflüsse aus Kabarett und wohlig-schaurigem Barock-Poprock einlässt – und das hat das Kölner Publikum definitiv – hat eine gute Stunde großen Spaß und verbringt einen ganz besonderen Abend, der noch lange nach dem Konzert nachhallt.

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