Seit Gründung der Band Marilyn Manson sorgt Sänger und Verkörperung der Kunstfigur Brian Warner immer wieder für Schockmomente und Diskussionen. Zu Beginn der Karriere provozierten sowohl Auftreten, als auch Videos der Band immens. Auf Grund des offenen Umgangs mit Gewalt und Satanismus wurde sie somit schnell zum Feindbild Nummer 1 für Eltern auf der ganzen Welt. Schließlich kam es sogar so weit, dass die Kunstfigur Marilyn Manson selbst für den Amoklauf an der Columbine High School in den USA verantwortlich gemacht wurde.
Viele Jahre sind seitdem vergangen, für Aufsehen sorgt die Band jedoch weiterhin mehr oder weniger freiwillig. Ob nun ein Auftritt mit einem Pistolenimitat kurz nach einem Amoklauf oder dem Sturz eines großen Bühnenelements auf den Sänger – die Meinungen gehen immer sehr auseinander. Kann jedoch auch noch geschmackvoll geschockt werden? Und was natürlich nie vergessen werden darf: wie sieht es mit der Musik aus? Schon das Video zur Vorabsingle “Say 10” mit Johnny Depp antwortete mit einem klaren “Ja” auf die erste Frage.
Auch das gesamte neu erschienene Album “Heaven Upside Down” konnte Kritiker*innenstimmen größtenteils überzeugen. Zwar wurde auf alt bekannte Elemente zurückgegriffen, Ohrwürmer entstanden dabei jedoch schon mit eben jenem “Say 10” und “We Know Where You Fucking Live”. Was kann man nun von der Tour erwarten? Von einem Sänger, der bekannterweise große Drogenprobleme hat und daher auch bei einigen Konzerten nicht viel auf die Kette bekommt?
Eingeheizt werden sollte die Menge vom DJ Dinos Chapman – der das leider überhaupt nicht schaffte. Eine halbe Stunde gluckerte und klickte es irgendwo im Hintergrund, man fühlte sich an schlecht gemachte Fahrstuhlmusik erinnert. Dafür erntete er nur verhaltenen Applaus und leider einige Pfiffe. Als dann jedoch endlich der Hauptact die Bühne betritt, wird klar: heute haben wir einen guten Manson-Tag erwischt! Auf Grund des Beinbruchs wegen des bereits angesprochenen Sturzes absolviert Manson den ersten Song von einem Rollstuhl, der in einen Thron umdekoriert wurde. Auch im restlichen Show-Verlauf zeigt sich, wie gut die Verletzung kaschiert und in die Bühnenshow eingebaut wurde. Bei einigen Songs hält sich der Sänger wacker auf einem Bein, bei anderen wird eine Liege hereingefahren, helfende Ärzte stehen bereit, so dass schnell ein Bild eines Horrorfilms in einer Klinik entsteht. Musikalisch gibt es nichts zu meckern, die Setlist zeigt Neues und Altes, jeder Song ein Hit. Von “This is The New Shit” über das “Sweet Dreams”-Cover bis zu den neuesten Songs. Das Publikum feiert die Band frenetisch, Manson dankt es mit einer super Perfomance, stimmlich sitzt so ziemlich jeder Ton. Schade ist nur – häufig hört man das kaum. Die Soundeinstellungen waren derart katastrophal, dass häufig nur erahnt werden konnte, dass Manson das Mikrofon noch in der Hand hält. Tatsächlich bedankt sich Manson noch des Öfteren beim Publikum und animiert sogar zum Mitklatschen, so viel freundliche Interaktion ist man kaum gewohnt! Wirklich schockierend war der gesamte Abend eher weniger, dafür erlebte man die Band musikalisch auf einem sehr hohen Niveau. Es ist jedem selbst überlassen, was da wichtiger ist. Wir sind auf jeden Fall sehr begeistert und freuen uns, dass auch mal die Musik im Mittelpunkt stehen kann!
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