Milky Chance, Debaser Stockholm, 22.2.2017

Milky Chance_Live_Stockholm_Debaser

Meine erste Konzerterfahrung in Stockholm sollte direkt eine besondere werden. Während tagüber Frau Holle noch ihre Kissen ausgeschüttelt hatte, war das schöne Weiß abends schon eher einem Schneematsch gewichen – ’slask‘ auf Schwedisch. Der Aggregatzustand des Niederschlags war dementsprechend auch eher flüssig, es regnete.
Mit der Tunnelbahn bis Hornstull und dann durch die regennasse Kälte den Eingang zum Debaser gesucht, ein Mann der irgendwie so halb wie eine Konzertsecurity aussah, antwortete auf meine Frage nach dem Debaser: „Es ist ganz nah.“ Ich wunderte mich, ob ich ihm jetzt noch Löcher in den Bauch fragen sollte, aber dann wies er uns von selbst den Weg.

Vor Ort wärmte dann nicht mehr nur unsere Vorfreude, sondern auch ein gut gefüllter Konzertsaal unsere Glieder. Der Support-Act Témé Tan, über den ich vor diesem Abend nichts außer seinem Namen wusste, erwies sich als großartige persönliche Neuentdeckung. Obwohl er solo auftrat, entwickelte er eine beeindruckende Bühnenpräsenz, die die früh erschienenen Konzertgäste gut unterhielt. Mal mit Gitarre, mal mit Ukulele, aber immer mit zwei – ich nenne sie mal einfach – ‚Sample-Maschinen‘ und natürlich seiner grandiosen Stimme riss er die (Bald-)Fans mit und hinterließ sie gut aufgewärmt für Milky Chance.

Témé Tan_Live_Stockholm_Debaser_Milky Chance

Die kurze Umbaupause, Drums und Percussions waren schon aufgebaut, nutzten wir für ein kurzes Gespräch mit Philipp an der Foto-Maschine, die Milky Chance auf der ganzen #BeforeBlossomsTour am Start hat. Er war sichtlich begeistert, bei einem Konzert in Stockholm auf deutsche Fans zu treffen. Der Fotoautomat ist meiner Meinung nach übrigens ein cooles Gimmick, das aus einem Konzert ein spannenderes Gesamterlebnis neben der Musik macht.

Und dann standen Milky Chance auf der Bühne. Das Duo, das Live als Quartett spielt, bewies die Routine einer Band, die schon einige Tourneen durchgestanden hat. Und Clemens Rehbein und Philipp Dausch beweisen auch ein starkes Selbstbewusstsein – immerhin sind sie mit einem neuen Album auf Tour, welches erst am 17.03. erscheint. Das Konzept ging (zumindest in Stockholm) auf. Die neuen Songs wurden vom sehr internationalen Publikum wohlwollend aufgenommen, die Vorabsingles fleißig mitgesungen und bei altbekannten Krachern wie ‚Down By The River‘ oder ‚Stolen Dance‘ regelrecht ausgerastet! Die knapp 350 Leute erlebten beste Unterhaltung mit einem knackig abgemischten Sound, der selbst mich etwas überraschte – das hätte auch eine Studioaufnahme gewesen sein können. In Punkto Bühnenpräsenz wäre vielleicht noch etwas mehr Luft nach oben gewesen, Publikumkontakt war aber auf jeden Fall da! Außerdem sollte man es sich zweimal überlegen, Skandinaviern mitzuteilen, dass es „weird“ sei, dass Dänemark und Schweden dasselbe Wort für „Danke“ nutzen, nämlich „Tack“. Das machen die Norweger übrigens auch!
Aber Clemens hat das wieder gerade gebogen, indem er seinen einzigen schwedischen Satz zum Besten gab: „Jag behöver en näsduk!“ (Ich brauche ein Taschentuch!) Da mussten die kurz eingeschnappten Schweden lachen und der Bann war wieder gebrochen.

Etwas bedrückte mich die in Stockholm noch extremer als in Deutschland ausgeprägte Handyaffinität, die sich zum Beispiel darin äußerte, dass ein Gast das komplette Konzert mit seinem Handy mitfilmte. Oder aber nach dem Senden eines von vielen Snaps musste natürlich während „Cocoon“ gecheckt werden, was die Freunde für Snaps gesendet hatten. Aber dafür können ja Milky Chance nichts. Sauberes Konzert! Eine schöne Tour wünsche ich euch noch!

So klingt das:

Weitere Termine
24.02.2017 Wien, Chaya Fuera
27.02.2017 Zürich, Plaza
28.02.2017 Mailand, Tunnel Club
02.03.2017 Madrid, Circulo de Bellas Artes
08.03.2017 Los Angeles, Teragram Ballroom
10.03.2017 San Francisco, The Independent
15.03.2017 Chicago, TBA
17.03.2017 New York, Le Poisson Rouge
18.03.2017 Toronto, Lee’s Palace

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Fotos: Max Keller

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