Es war einmal ein Rapper, der hieß Olson Rough. Nach zwei kostenlos zum Download verfügbaren EPs stellte er fest, dass er älter und mittlerweile gar nicht mehr so rough war und nannte sich von da an nur noch Olson. 2014 veröffentlichte er dann sein Debütalbum “Ballonherz” und erntete einiges an Kritik, wieso sich das Ganze denn auf einmal so poppig anhören würde. Einige Zeit nach dem Dauerohrwurm “James Dean” wurde es still um den Rapper und er zog sich in Studio zurück. Was dann geschah, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, doch nach fast vier Jahren Stille meldete sich Olson in diesem Sommer mit seiner neuen Platte “OH WOW” zurück und ja – oh wow – die klingt irgendwie schon wieder ganz anders. Düsterer und deprimierter. Denn offenbar gab es hier einige Höhen und Tiefen, die Olson zu verarbeiten hatte.
Nun betrachten wir die ganze Geschichte noch aus meiner Sicht: ich hatte Olson (damals schon nicht mehr Rough) 2014 zufällig auf einem Festival live gesehen und war direkt begeistert gewesen – krasser Typ! Dann folgte der langersehnte Release von “Ballonherz” und es war definitiv eines meiner Alben des damaligen Jahres. Nach der dazugehörigen Tour hieß es warten. Lange, lange warten – bis dann dieses Jahr endlich das neue Album erschien! Obwohl ich mir große Mühe gab, es zu mögen, konnte mich die Platte trotz der persönlichen Note nicht so richtig begeistern. Olson selbst schrieb in einem facebook Post, dass man das Album häufiger hören müsse, um es lieben zu lernen, doch auch das half bei mir leider nicht.
Daher ging es mit gemischten Gefühlen am 16.11.2018 in den Club Volta in Köln. Auf der einen Seite freute ich mich ungemein auf die erste Tour seit vier Jahren, aber auf der anderen Seite befürchtete ich natürlich auch, dass mich das Konzert genauso wenig begeistern würde, wie die neue Platte.
Den Anfang machte aber zuerst einmal Okan Frei, den man als Olson Fan bereits als guten, langjährigen Freund und musikalischen Kollegen kennt. Im Oktober hatte er sein Album „U1“ veröffentlicht und überzeugte auch in Köln mit seinem ruhigen Mix aus Pop und R’n’B-Elementen. In den ersten Reihen des gut gefüllten Clubs waren sogar einige Okan Frei Fans zu finden, die seine gefühlvollen Texte mitsangen.
Dann stieg die Aufregung: wie würde mir der Auftritt von Olson gefallen? Wie kamen die neuen Songs in der ausverkauften Location an? Würde es „Olson Rough“-Rufe geben, die nach den alten Sachen verlangten?
Das „OH WOW“ Liveset startete wie das dazugehörige Album: atmosphärisch mit dem Intro „Wie gewohnt“ – dicht gefolgt von „Apollo“ und „Schon gut“, sowie dem Comebacksong „Nakla“. Es war verwunderlich, aber die Menge sang die neuen Songs sofort lauthals mit und auch die Beats krachten live um einiges mehr als auf Platte. Sichtlich erfreut über die ausverkaufte Location und seine Rückkehr auf die Bühnen des Landes, fegte Olson über die Bühne. Seine Stimme harmonierte dabei perfekt mit Okan Frei, der den Abend über als Back-Up fungierte. Begleitet wurden die Beiden von Kollege Leo an den Beats und der Gitarre.
Gerade als man dachte, Olson müsse doch so langsam jeden einzelnen Song des neuen Albums gespielt haben, packte er die beiden Erfolgshits “James Dean” und “Mein kleines Hollywood” der Vorgängerplatte aus und das Kölner Publikum dankte es ihm mit noch lauterem Gesang. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als Olson anschließend für den Track “Oh Wow” einen riesigen Pit eröffnete und sich zum Aufprall ebenfalls in die Menge wagte. Etwas romantischer ging es bei “Persil” zugange – auf die Frage, ob sich im Club Volta eine Luisa befände, holte der Rapper eine junge Dame auf die Bühne, bei der zumindest der Zweitname passte. Mit ihr auf der Bühne sang Olson den Song, versprach ihr noch ein Geschenk am Merch und ballerte anschließend die nächsten Songs der Setliste raus. Auch für Olson Rough Fans war natürlich ein Leckerli mit dabei: “Halt mich fest” bildete die erste Zugabe der Show und tauchte den Club in eine atmosphärische Melancholie. Insgesamt 23 Tracks gab es an diesem Abend zu hören. Beendet wurde das Konzert vom “Heartbeat” Remix, den er einst zum Song von Childish Gambino veröffentlicht hatte und der den Club zum Schluss noch einmal zum springen und brodeln brachte.
Meine Skepsis war längst verschwunden: die neuen Songs hatten sich perfekt in die Setliste eingefügt, harmonierten mit den alten Tracks und hatten auf der Bühne viel mehr Power als auf Platte. Eingängige Refrains ließen das Publikum auch dann mitsingen, wenn sie zuvor vielleicht nicht unbedingt textsicher gewesen waren, und der Moshpit, sowie ein dankbarer, sympathischer Olson und seine gut gelaunten Freunde im Hintergrund, rundeten den Abend zu einem durchaus gelungenen Comeback ab.
Wir hoffen nun natürlich sehr, dass Olson uns nicht weitere vier Jahre lang warten lässt, sondern 2019 mit weiteren Live-Auftritten sein Können auf den Bühnen des Landes unter Beweis stellen wird.
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