Wachstumsschmerzen. Oder die Umstände. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ein Paula Hartmann-Konzert mich nicht vollends abzuholen vermag.
Doch beginnen wir von vorne. Paula Hartmann gastiert heute im Kölner Palladium. Gleich zweimal ausverkauft war die Show. Erst im benachbarten E-Werk und nun auch hier, wohin sie anschließend verlegt wurde. Hartmann betourt ihr zweites, übrigens fantastisches Album “Kleine Feuer”. Den Clubs, die sie noch mit ihrem Debüt bespielte, ist sie also nun endgültig entwachsen. Imposante Produktion tritt an die Stelle von Intimität. Sie performt vor und auf einer angedeuteten Berlin-Skyline, hinter ihr ein großer Bildschirm. Es wird groß aufgefahren. Zweimal gibt es Konfetti. Viel Flacker-Licht. Zum Titelsong außerdem steht die ganze Kulisse in Flammen, in die Menge werden dazu Löcher gerissen. Dann der Kontrast. Die Piano-Version von “Nie Verliebt” rührt zu Tränen. “Snoopy” außerdem singt sie auf der Skyline, im Hintergrund ein Vollmond. In der Zugabe ist dann t-low am Start, eine Tourpremiere.
Gleich zum dritten Song hält Hartmann eine Ansprache. Sie fordert kollektive Rücksicht (sie hält ihr Wort später als eine Frau in der Menge das Bewusstsein verliert). Und sie erzählt, dass sie eine “Jahresdosis Aspirin Complex” intus hat, weil sie krank ist. Anzumerken jedoch ist ihr das in den folgenden 100 Minuten nicht. Hartmann trifft jeden Ton und leitet sicher durch das von “Kleine Feuer”-Songs dominierte Set. Musikalisch haben sie und ihr Live-Kumpane Friso außerdem eine Schippe draufgelegt. Treffsicher feuern sie per Sample-Pad Loops ab. Eigentlich also stimmt vieles.
Und doch irgendwie fühle ich Hartmann und ihre Musik aus zweierlei Grund heute nicht so intensiv wie in der Vergangenheit. Zum einen ist das Palladium diesmal besonders stressig. Die Produktion nämlich ist von den Seitenplätzen zumeist nur teilweise einsehbar. Dementsprechend eng tummeln sich Menschen in der Mitte des Schlauches. Zum anderen kommt der Eindruck auf, dass auf diesem Weg nach oben der Funke verlorengegangen ist, der sich bislang aus der Synergie von Publikum und Künstlerin ergab. Auch wenn Hartmann zwischendrin emotional wird, so scheint sie sich doch oft hinter der Produktion zu verstecken und eins mit der Kulisse zu werden. So richtig ausgelassen außerdem möchte die Stimmung nicht werden. Gelang auf der letztjährigen Tour noch der Spagat zwischen Katharsis und Ekstase, so gibt es heute zwar beides, aber lediglich in geringerem Maße. “Babyblau” etwa sorgt nicht für die sommerliche Party, für die es einst konzipiert wurde. Und “Truman Show Boot” nicht für den Singalong, den es in der Vergangenheit heraufbeschwor.
Das Ganze büßt folglich an Intensität ein. Ein gutes Konzert bleibt es dennoch. Die Latte, immerhin, lag auch sehr hoch.
Mehr Paula Hartmann gibt es hier.
Und so hört sich das an:
Paula Hartmann live 2024:
25.04.24 – Bern, Bierhübeli (ausverkauft)
26.04.24 – Zürich, Komplex 457 (ausverkauft)
28.04.24 – Münster, Skaters Palace (ausverkauft)
29.04.24 – Hannover, Capitol (ausverkauft)
30.04.24 – Hannover, Capitol
07.05.24 – Leipzig, Felsenkeller (ausverkauft)
08.05.24 – Hamburg, Sporthalle (ausverkauft)
09.05.24 – Berlin, Columbiahalle (ausverkauft)
07.06.24 – Kroa Festival
08.06.24 – Puls Open Air
21.-23.06.24 – Hurricane & Southside Festival
11.-13.07.24 – Melt Festival
11.-13.07.24 – Happiness Festival
26.07.24. – Juicy Beats Festival
27.07.24. – Fritz Open Air
03.08.24. – Szene Openair
10.08.24. – Stadt Ohne Meer Open Air Köln
30.08.24. – Hokuspokus Festiwelt
Foto von Jonas Horn.
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