Superorganism, Die Kantine Köln, 22.02.2018

Promotexte sind ja immer so eine Sache. Häufig versprechen sie die größten musikalischen Genüsse und dass das eben DIE Band ist, auf die gerade alle gewartet haben. Ähnlich klang auch der Text bezüglich Superorganism, einer Band, von der ich bis dato ein Lied kannte: das seien die Newcomer des Jahres, die mit ihrer Bühnenshow alle umhauen würden! Relativ unvoreingenommen versuchte ich dennoch in den Abend zu starten, häufig bleiben das ja auch einfach nur leere Versprechen.

Die Kantine ist an diesem Abend leider ganz weit von ausverkauft entfernt und so bleibt der Raum vor der Bühne doch sehr beschaulich besetzt. Sehr aufmerksam wird dennoch schon gelauscht, als die Vorband Rikas die Bühne betritt. Irgendwie fühlt sich das auf zwei Ebenen nach einer Zeitreise an: visuell erinnert die Band an eine Mischung der verschiedensten Jahrzehnte, insbesondere die 70er und 90er-Jahre scheinen es den Stuttgartern angetan zu haben. Musikalisch werden vor allen Dingen die 60s zitiert und in das Gewand von tanzbaren Songs gepackt. Besonders schön sind dabei die sehr gelungenen Harmonien der Band und wie sich die Sänger mit den Lead-Vocals abwechseln. Das kommt berechtigterweise sehr gut beim Publikum an und wir sind auch total begeistert, so toll könnten Vorbands gerne immer sein!

Sobald Superorganism die Bühne betreten weiß man schon – das wird heute kein normaler Abend. Drei Background-Sänger*innen in bunten Regenjacken, Schlagzeuger, Gitarrist und Synthie-Experte erinnern an eine Waldschrat-Indie-Band und dann ist da noch diese Sängerin. Orono ist gefühlt 1,50 m groß, trägt ebenfalls eine bunte Regenjacke mit Comic-Aufdruck und eine 3D-Brille. Lange lässt sich die Formation nicht bitten und entführt die faszinierte Menge in ihren doch sehr merkwürdigen Kosmos. Während sich das Background-Trio wild tanzend verausgabt und die Instrumentalisten am liebsten auch mitsingen würden, bleibt Orono ganz entspannt und wirkt beinahe gelangweilt – stimmlich aber zu jedem Zeitpunkt auf sehr hohem Niveau. Musikalisch wird das unterstützt von vertrackten Indie-Rhythmen, herrlich verrückten Synthies und Samples, die dann auch gerne mal Frosch-Geräusche beinhalten. Das Publikum ist gebannt und begeistert, was wohl auch an der gesamten Inszenierung liegt. Über einen Beamer werden Videos an die Leinwände geworfen und wer die bisher veröffentlichten Videos der Band kennt, weiß, dass da gerne mal Shrimps und Fische auf Social-Media-Content treffen können. Aber auch Candy Crush und der Weltraum kommen nicht zu kurz. All das kann wohl nur diese Band zusammenbringen. Während dieser Teil der Show immens futuristisch wirkt, erinnert die Band selbst teils auch an ältere Kulturphänomene, insbesondere die B52s (das Background-Trio mit Zitronen in der Hand!) und die Rocky Horror Picture Show kommen einem immer wieder in den Sinn.

Auch die Songs gehen direkt ins Ohr – obwohl die meisten noch nicht veröffentlicht sind. Vor allem “Pool” und “Superorganism” (die Band ist selbst nicht sicher, ob es nicht Superorgasm heißen sollte) konnten auf der Bühne direkt überzeugen. Zum kleinen Hit “Everybody wants to be famous” holt die Band das Publikum dann ganz nah an die Bühne und freut sich sichtlich, wie grandios sie hier ankommen. Dann schließlich der erste Hit “Something for your M.I.N.D.” unter ungebrochener Euphorie…und die Band verlässt die Bühne. Nach 45 Minuten. Das ist ohne Frage eine riesige Enttäuschung. Dennoch scheint sich das Publikum einig zu sein: das war ein ganz großer Auftritt! Wenn nächste Woche das Debütalbum erscheint, bleibt nur abzuwarten, ob es, wie erwartet, einschlägt. Nach diesem Abend kann man aber sicher sagen: manchmal haben Pressetexte doch Recht! Wir können uns jedenfalls gut vorstellen, dass diese Band der neueste Indie-Hype wird.

Und so hört sich das an:

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Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

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